Chronik des deutschen Films

1895 - 2004: Ereignisse, Personen, Filme
Quelle: BArch
"Wintergartenprogramm" (1895)

1895

1. November
Im Berliner "Wintergarten" findet die erste öffentliche Filmvorführung in Deutschland statt: Max Skladanowsky zeigt "Lebende Photographien" mit Hilfe seines "Bioskops" (eines Doppelprojektors) als Schlußnummer des Varieté-Programms. Die Vorführung dauert 15 Minuten. Skladanowsky ist ein Techniker, kein Geschäftsmann – seine Erfindungen haben keine Zukunft. Ausgereifter ist der "Cinématographe", mit dem die Gebrüder Lumière am 28. Dezember in Paris ihre erste öffentliche Vorführung veranstalten.

 

1896

20. April
Erste Vorführung mit Lumières "Cinematograph" (eingedeutscht) in Köln. Die Deutsche Automaten Gesellschaft Stollwerck & Co. hat die Auswertungsrechte der Apparaturen für Deutschland erworben.

25. April
In den "Wilhelmshallen", Berlin, Unter den Linden 21, wird ein Filmvorführraum der "Deutschen Kinematographischen Gesellschaft" eröffnet. Der Projektor stammt aus Frankreich. Die Einrichtung wird im September von dem Erfinder und Unternehmer Oskar Messter übernommen. Aber für feste Kinos ist die Zeit noch nicht reif.

Mai – August
Zunächst in der Friedrichstraße und dann im Edison-Pavillon auf der Gewerbeausstellung in Berlin-Treptow finden Vorführungen mit Lumières "Cinematograph" statt. Am 16. August gibt es im Pavillon den ersten Kinobrand in Deutschland. Schaden: 6.000 RM.

13. Juni – 5. Oktober
Anläßlich der "Ausstellung für Elektrotechnik und Kunstgewerbe" wird Lumières "Cinematograph" in Stuttgart präsentiert. Speziell für die deutschen Zuschauer enthält das Programm den Film "Einzug Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm II. zur Friedensfeier in Frankfurt am Main", aufgenommen am 10. Mai 1896.

15. Juni
Oskar Messter liefert an einen russischen Schausteller seinen ersten Kinoprojektor mit Malteserkreuz; ein Fortschritt für die flimmerfreie Filmvorführung.

11. Juli
Der Schausteller Carl Gabriel veranstaltet in seinem Panoptikum in der Neuhauserstraße die erste Vorführung lebender Bilder in München. Die technische Einrichtung (Lumière-Fabrikat) hat er in Wien gekauft.

1897

1. September
In Chemnitz zeigen der Fotograf Clemens Seeber und sein Sohn Guido im "Mosella-Saal" am Ende des Varieté-Programms "Seeber"s lebende Riesenphotographien". Apparatur und Filme stammen von Messter. Die Vorführungen sind sehr erfolgreich.

3. – 11. Oktober
Auf dem Münchner Oktoberfest gehören kinematographische Darbietungen zu den Attraktionen einiger Schausteller. Auch Lumières "Cinematograph" ist vertreten.

1898

Januar
Oskar Messter veröffentlicht seinen ersten Katalog, in dem 84 verschiedene Filme angeboten werden, mit Spielszenen und aktuellen Berichten.

1899

1. November
Der Schauspieler Otto Pritzkow eröffnet in der Berliner Münzstraße ein Ladenkino mit dem Namen "Abnormitäten- und Biograph-Theater". Wenn das von seinem Gründer behauptete Datum stimmt, handelt es sich um das erste ortsfeste Kino der Stadt.

1900

31. Oktober
Oskar Messter gründet in Berlin die Firma "Projection GmbH". Sie stellt filmtechnische Geräte und kurze Filme her.

1902

23. Juni
Der Kaufmann Jules Greenbaum gründet in Berlin die "Deutsche Bioscope Ges.m.b.H.". Er produziert Filme.

1903

29. August
Die ersten "Ton-Bilder" von Oskar Messter werden im Berliner "Apollo-Theater" vorgeführt. Grammophon und Projektor sind dabei über einen speziellen Mechanismus synchronisiert. Jeder Film dauert 312 bis 4 Minuten. Spezialität: Opern- und Operettenszenen, Tänze.

1904

August
In den Kinos läuft der Film "Der Raubmord am Spandauer Schifffahrtskanal bei Berlin". Spannung nach dem Vorbild des amerikanischen Western "The Great Train Robbery". Länge: 170 Meter, das sind acht bis neun Minuten.

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Hans Helmut Prinzler: Chronik, 1895-2004. In: Wolfgang Jacobsen, Anton Kaes, Hans Helmut Prinzler (Hg.): Geschichte des deutschen Films. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Metzler 2004

© 2004 J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart.