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Veröffentlicht auf filmportal.de (https://www.filmportal.de)

Curt Bois

Date of Birth
04/05/1901 - 12:00
Geburtsort
Berlin
Sterbedatum
12/25/1991 - 12:00
Sterbeort
Berlin
Biografie

Curt Bois, geboren am 5. April 1901 in Berlin, wuchs ab 1907 in der Obhut seiner Mutter und seines Stiefvaters, des Bühnenautors Albert Bernstein-Sawersky, auf. Im Alter von sieben Jahren wurde Bois anstelle seiner älteren Schwester Ilse – auch sie ein Kinderstar und später erfolgreiche Film- und Bühnenkomikerin – als Heinerle in Leo Falls Operette "Der fidele Bauer" engagiert, die im Oktober 1908 in Berlin Premiere feierte.

Es folgten zahlreiche, zum Teil große Kinderrollen auf der Bühne, während er beim Film bis in die 20er Jahre hinein vor allem kleinere Rollen erhielt. Gemeinsam mit seiner Schwester wurde er zum Titelheld der komödiantischen Serie "Max und Moritz von heutzutage".

Von 1914 bis 1920 ging Bois als "Salonhumorist" auf lange Tourneen durch Deutschland, Österreich, Ungarn und die Schweiz. In den1920er Jahren erhielt er Engagements an Berliner Varietés und Kabaretts. Er wurde zum Interpreten zahlreicher Schlager, die später auch durch den Tonfilm sowie Schallplattenaufnahmen weite Verbreitung fanden.

Ab Mitte der 20er Jahre bekam Bois zunehmend Bühnenrollen als Charakterkomiker, so etwa als Tanzlehrer in Maughams "Victoria" (1926) unter der Regie von Max Reinhardt oder als Trebitsch-Lincoln in Leo Lanias "Konjunktur" (1928) unter der Regie von Erwin Piscator. Seinen größten Bühnenerfolg feierte Bois 1928 am Wiener Theater in der Josefstadt als Lord Babberley in seiner eigenen Bearbeitung von Brandon Thomas" "Charleys Tante" (Regie: von Hugo Thimig). In Zusammenarbeit mit Max Hansen schrieb Bois den Schwank "Dienst am Kunden", den er gemeinsam mit Hans Deppe an der Berliner Komödie auch inszenierte. Seine letzte Rolle in Berlin war 1932 der Chlestakow in Gogols "Der Revisor".

 

Bois' "erwachsene" Filmkarriere begann, als er ab 1924, von dem amerikanischen Komödienregisseur Bud Pollard unter mehr als 700 Bewerbern ausgewählt, zwölf zweiaktige Grotesk-Lustspiele für die Trianon-Film AG drehte. Ziel war es, aus ihm einen "deutschen Harold Lloyd" zu machen – doch das Vorhaben wurde letztlich nicht realisiert. Dennoch war damit der Weg für seine Filmlaufbahn geebnet. Ab 1926 spielte Bois neben seiner Theatertätigkeit erfolgreiche Hauptrollen in Filmkomödien wie "Der Jüngling aus der Konfektion" (1926) oder "Der Fürst von Pappenheim" (1927). Bois' Auftritt in Damenkleidern in letzterem Film nutzten die Nazis 1937 in einem antisemitischen Pamphlet sowie 1940 in dem Hetzfilm "Der ewige Jude" zur Diffamierung des Schauspielers.

Mit "Der Schlemihl" drehte er 1931 unter der Regie von Max Nosseck seinen ersten Tonfilm, der umgehend zum Überraschungserfolg avancierte. Zum Erfolg wurde auch die Musikkomödie "Ein steinreicher Mann", in der er singend und tanzend an der Seite von Dolly Haas zu sehen war. Seine vorherrschenden Rollen jener Jahre waren zumeist junge, agile, mitunter regelrecht "zappelige" Angestellte, die allerlei Verwirrung stiften.

Anfang Februar 1933 ging Bois mit seiner Frau, der Soubrette Hedi Ury (gestorben 1962), nach Stationen in Wien, Prag, Paris und London ins amerikanische Exil. In New York wirkte er 1935/36 in einigen Inszenierungen am Broadway mit, zog dann aber nach Hollywood. Da er eine Reihe bereits etablierter Emigranten kannte, fiel ihm der Einstieg ins US-Filmgeschäft recht leicht: Anatole Litvak engagierte ihn für "Tovarich", Dieterle für seinen "Hunchback of Notre Dame". In Michael Curtiz' "Casablanca" spielte Bois die markante Nebenrolle des fingerfertigen Taschendiebs.

Insgesamt aber hielt er sich vorwiegend mit Kleinauftritten über Wasser, nur vereinzelt gaben ihm Regisseure wie Richard Oswald (in "The Lovable Cheat" mit Buster Keaton) oder Max Ophüls (in "Caught") größere Nebenrollen.

1950 kehrte Curt Bois nach Deutschland zurück und zog nach Ost-Berlin. Seine erste Rolle war dort der Chlestakow in Gogols "Der Revisor" in einer Inszenierung am Deutschen Theater. Für die DEFA, zu deren Ensemble Bois gehörte, brachte er 1955 seine Bühneninszenierung der Posse "Ein Polterabend" unter eigener Regie auf die Leinwand – dies blieb allerdings seine einzige Filmregie der Nachkriegszeit.

Da er in der DDR nicht auseichend interessante Rollen angeboten bekam, siedelte Bois 1954 nach West-Berlin über. Dort wurde er zunächst boykottiert und erst ab 1957 von Fritz Kortner in mehreren seiner Inszenierungen besetzt. So etwa als Malvolio in "Was ihr wollt" (1957, Kammerspiele München; 1962, Schiller-Theater Berlin) oder als Androklus in "Androklus und der Löwe" (1958, Residenztheater München). Für seine Darstellung des Sganarelle in Kortners Inszenierung von Molières "Don Juan" (1960, Schiller-Theater) erhielt Bois den Preis der Theaterkritiker.

1959 wurde Bois ins Ensemble des Schiller-Theaters berufen. 1973 gastierte er am Berliner Ensemble in der Rolle des Kaisers von China in Brechts "Turandot oder Der Kongreß der Weißwäscher". Am 23.10.1978 feierte er im Theater im Palast der Republik sein 70. Bühnenjubiläum und zog sich anschließend von der Bühne zurück.

Auf der Kinoleinwand sah man Bois nach seiner Rückkehr nach Deutschland nur sehr vereinzelt. Er wirkte unter anderem in "Das Spukschloß im Spessart" (1960) und "Ganovenehre" (1964) mit, verlegte sich jedoch hauptsächlich auf Fernseharbeit. In diesem Bereich spielte er bis in die 80er Jahre in zahlreichen ambitionierten Produktionen und verstand es, auch mit kleinen Rollen aufzufallen, so etwa als Totengräber Bühler in Alexander von Eschweges "Flächenbrand" (1981). Im gleichen Jahr strahlte das DDR-Fernsehen ein filmisches Porträt des Schauspielers aus: "Curt Bois oder Mit Heinerle fing alles an".

1980 engagierte ihn der Schweizer Regisseur Markus Imhoof für "Das Boot ist voll" als alten Juden auf der Flucht vor den Nazis. Die Schauspieler Bruno Ganz und Otto Sander drehten 1982 mit dem Dokumentarfilm "Gedächtnis" ein Doppelporträt über ihre Kollegen Curt Bois und Bernhard Minetti. Darin stellten sie den auf dem Höhepunkt seiner Karriere ins Exil Gezwungenen dem Karrieristen im Dritten Reich gegenüber. Die Retrospektive der Filmfestspiele Berlin 1983 "Exil – Sechs Schauspieler aus Deutschland" ist unter anderen Curt Bois gewidmet.

In Wim Wenders' "Der Himmel über Berlin" (1987) war Bois dann neben Ganz und Sander auf der Leinwand zu sehen – und wurde für seine Rolle mit dem Europäischen Filmpreis geehrt. Seine Dankesrede im Theater des Westens geriet zu einem bewegenden Ereignis, als er sich an seine ersten Schritte vor 80 Jahren auf dieser Bühne erinnerte.

Am 25. Dezember 1991 starb Curt Bois in Berlin.

Filmography
1988
Das letzte Band
  • Mitwirkung
1986/1987
Der Himmel über Berlin
  • Darsteller
1984-1986
Kir Royal. 4. Adieu Claire
  • Darsteller
1985
„So schlecht war mir noch nie...“ Ein Abend mit Curt Bois
  • Darsteller
1984/1985
War was, Ricky?
  • Darsteller
1983
Haus Vaterland. Eine sehr deutsche Revue
  • Darsteller
1982/1983
Aufstehen und Widersetzen
  • Darsteller
1983
Auf Leben und Tod
  • Darsteller
1982/1983
Die wilden Fünfziger
  • Darsteller
1981/1982
Gedächtnis. Ein Film für Curt Bois und Bernhard Minetti
  • Darsteller
1980/1981
Der Schützling
  • Darsteller
1980/1981
Flächenbrand
  • Darsteller
1980/1981
Das Boot ist voll
  • Darsteller
1980
Gesucht wird... Drei Geschichten um nicht ganz ehrenwerte Herren
  • Darsteller
1979/1980
Der Mond scheint auf Kylenamoe
  • Darsteller
1980
Bühne frei für Kolowitz
  • Darsteller
1980
Curt Bois oder Mit Heinerle fing alles an
  • Darsteller
1979/1980
Wochenendgeschichten
  • Darsteller
1979
Die Alten kommen
  • Darsteller
1979
Liebe, Tod und Heringshäppchen
  • Darsteller
1979
Das Idol von Mordassow
  • Darsteller
1977
Das Rentenspiel
  • Darsteller
1977
Toccata und Fuge
  • Darsteller
1974
Strychnin und saure Drops
  • Darsteller
1974
Schwierigkeiten eines Außenseiters
  • Darsteller
1971
Der trojanische Sessel
  • Darsteller
1971
Tod eines Ladenbesitzers
  • Darsteller
1971
Nach meinem letzten Umzug...
  • Darsteller
1970
Der Pott
  • Darsteller
1969
Amerika oder Der Verschollene
  • Darsteller
1967
Der Zauberberg
  • Darsteller
1966
Auf der Lesebühne der Literarischen Illustrierten. Bert Brecht vor dem McCarthy-Ausschuß
  • Darsteller
1966
Die hundertste Nacht
  • Darsteller
1965/1966
Ganovenehre
  • Darsteller
1964
Flüchtlingsgespräche
  • Darsteller
1964
Der eingebildete Kranke
  • Darsteller
1964
Der eingebildete Kranke oder Von Menschen und Figuren
  • Darsteller
1960
Das Spukschloß im Spessart
  • Darsteller
  • Gesang
1958
Androklus und der Löwe
  • Darsteller
1956/1957
Der Stern von Afrika
  • Darsteller
1955/1956
Herr Puntila und sein Knecht Matti
  • Darsteller
1954/1955
Ein Polterabend
  • Regie
  • Drehbuch
1950
Fortunes of Captain Blood
  • Darsteller
1949/1950
Joe Palooka Meets Humphrey
  • Darsteller
1949
Let's Live a Little
  • Darsteller
1949
Oh, You Beautiful Doll
  • Darsteller
1949
The Great Sinner
  • Darsteller
1949
The Lovable Cheat
  • Darsteller
1948/1949
Caught
  • Darsteller
1948
Up in Central Park
  • Darsteller
1948
The Woman in White
  • Darsteller
1948
French Leave
  • Darsteller
1948
Arch of Triumph
  • Darsteller
1948
The Woman from Tangier
  • Darsteller
1947
Jungle Flight
  • Darsteller
1945
Saratoga Trunk
  • Darsteller
1945
The Spanish Main
  • Darsteller
1944
Blonde Fever
  • Darsteller
1944
Gypsy Wildcat
  • Darsteller
1943/1944
Cover Girl
  • Darsteller
1943
The Desert Song
  • Darsteller
1943
Swing Fever
  • Darsteller
1943/1944
Der Pilot und die Prinzessin
  • Darsteller
1943
Paris After Dark
  • Darsteller
1943/1944
Destroyer
  • Darsteller
1942
Casablanca
  • Darsteller
1941/1942
Pacific Rendezvous
  • Darsteller
1942
My Gal Sal
  • Darsteller
1942
The Tuttles of Tahiti
  • Darsteller
1941/1942
Blue, White and Perfect
  • Darsteller
1941
Hold Back the Dawn
  • Darsteller
1941
That Night in Rio
  • Darsteller
1940
Bitter Sweet
  • Darsteller
1940
Der ewige Jude. Dokumentarfilm über das Weltjudentum
  • Mitwirkung
1940
Hullabaloo
  • Darsteller
1940
He Stayed for Breakfast
  • Darsteller
1940
Boom Town
  • Darsteller
1940
The Lady in Question
  • Darsteller
1939
The Hunchback of Notre Dame
  • Darsteller
1938
The Great Waltz
  • Darsteller
1938
Garden of the Moon
  • Darsteller
1938
Boy Meets Girl
  • Darsteller
1938
The Amazing Dr. Clitterhouse
  • Darsteller
1938
Gold Diggers in Paris
  • Darsteller
1938
Hotel Imperial
  • Darsteller
1937/1938
Romance in the Dark
  • Darsteller
1937
Tovarich
  • Darsteller
1937
Hollywood Hotel
  • Darsteller
1932
Scherben bringen Glück
  • Darsteller
  • Regie
1931/1932
Ein steinreicher Mann
  • Darsteller
1931
Der Schlemihl
  • Darsteller
1929
Anschluß um Mitternacht
  • Darsteller
1927/1928
Majestät schneidet Bubiköpfe. Romeo und Julia von heute
  • Darsteller
1927
Dr. Bessels Verwandlung
  • Darsteller
1927
Der Fürst von Pappenheim
  • Darsteller
1926
Gräfin Plättmamsell
  • Darsteller
1926
Der Jüngling aus der Konfektion
  • Darsteller
1926
Wehe, wenn sie losgelassen
  • Darsteller
1925/1926
Der goldene Schmetterling
  • Darsteller
1922
Sie und die Drei
  • Darsteller
1921
Moderne Frauen oder: Der Dieb
  • Darsteller
1920
Rache ist süß
  • Darsteller
1919
Die Austernprinzessin
  • Darsteller
1918
Der Gast aus der vierten Dimension
  • Darsteller
1918
Der goldene Pol
  • Darsteller
1917/1918
Der Dieb
  • Darsteller
1918
So 'n kleiner Schwerenöter
  • Darsteller
1918
Geschwollene Nasen
  • Darsteller
1917
Das Klima von Vancourt
  • Darsteller
1916/1917
Die Spinne
  • Darsteller
1917
Das unruhige Hotel
  • Darsteller
1917
Ehestiftung mit Hindernissen
  • Darsteller
1917
Abenteuer im Warenhaus
  • Darsteller
1917
Max und Moritz von heute: Der Haupttreffer
  • Darsteller
1916
Streichhölzer, kauft Streichhölzer!
  • Darsteller
1916
Tante Röschen will heiraten
  • Darsteller
1916
Bobby als Amor
  • Darsteller
1916
BZ-Maxe & Co.
  • Darsteller
1913
Das Geschenk des Inders
  • Darsteller
1912
Ein neuer Erwerbszweig
  • Darsteller
1912
Des Pfarrers Töchterlein
  • Darsteller
1909
Willys Streiche: Klebolin klebt alles
  • Darsteller
1909
Der kleine Detektiv
  • Darsteller
1909
Mutterliebe
  • Darsteller
1908
Der fidele Bauer: 3. Duettino zwischen Lisi und Heinerle
  • Darsteller
  • Gesang
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