Weitere Namen
Thomas Christoph Harlan (Geburtsname)
Darsteller, Regie, Drehbuch, Produzent
Berlin Schönau am Königssee

Biografie

Thomas Harlan wurde am 19. Februar 1929 in Berlin als Sohn des Regisseurs Veit Harlan und der Schauspielerin Hilde Körber geboren. Da sein Vater ein Star-Regisseur des "Dritten Reichs" war und unter anderem den berüchtigten antisemitischen Propagandafilm "Jud Süß" (1940) inszenierte, verkehrte die Familie in den höchsten Kreisen des Regimes.

Nach dem Krieg nahm Thomas Harlan in Tübingen ein Philosophie-Studium auf und erhielt 1948 ein Auslandsstipendium für die Pariser Sorbonne. Er siedelte nach Frankreich über und setzte dort sein Studium der Philosophie und Mathematik fort. Nebenher übernahm er einzelne Aufträge für den französischen Rundfunk. In Paris lernte er unter anderen Michel Tournier, Gilles Deleuze, Pierre Boulez und Armand Gatti, Marc Sabathier-Levèque und Klaus Kinski kennen. Mit Kinski reiste Harlan 1952 nach Israel. Im Jahr 1953 veröffentlichte er sein erstes Theaterstück "Bluma", 1955 seine ersten Gedichte in deutscher Sprache. Eine Zusammenarbeit mit seinem Vater am Drehbuch zum Film "Der Fall Dr. Sorge" (1954) scheiterte.

1958 gründete Harlan gemeinsam mit Klaus Kinski und Jörg Henle in Berlin das Theater "Junges Ensemble" und erregte mit seinem ersten Stück "Ich selbst und kein Engel – Chronik aus dem Warschauer Ghetto" einen Skandal. Ab 1960 lebte Harlan in Polen, wo er bereits zuvor mit Recherchen über Vernichtungslager der Nazis begonnen und Tausende wichtiger – und belastender - Dokumente gefunden hatte. Seine Nachforschungen, unterstützt von dem linken italienischen Verleger Giangiacomo Feltrinelli, führten über Jahre hinweg sowohl zu Anklagen gegen Harlan wegen Verleumdung und sogar Landesverrat, wie zu etwa 2000 Verfahren gegen Kriegsverbrecher.

In Italien schloss sich Harlan der linken Gruppierung "Lotta Continua" an. Er bereiste in der folgenden Zeit Süd- und Nordamerika, engagierte sich dabei vielfältig politisch und widmete sich literarischen und filmischen Arbeiten. Mit "Torre Bela" (1975) etwa dokumentierte er die portugiesische Nelkenrevolution. Mehrere Jahre lang arbeitete er an seinem Film "Wundkanal", in dem er den ehemaligen SS-Obersturmbannführer Alfred Filbert mit seinen Opfern konfrontierte. Die Dreharbeiten wurden von US-Regisseur Robert Kramer in dem Film "Notre Nazi" dokumentiert. Beide Filme wurden 1985 auf der Berlinale präsentiert und führten zu heftigen Reaktionen und einem Skandal.

In den folgenden Jahren realisierte Thomas Harlan nur noch ein eigenes Filmprojekt, "Souvenance", welches 1990 beim Internationalen Filmfestival in Rotterdam seine Uraufführung erlebte. Dafür widmete er sich verstärkt dem Schreiben, sein erster Roman, "Rosa", erschien 2000.

Aufgrund eines Lungenleidens verbrachte Harlan die letzten neun Jahre seines Lebens in einem Sanatorium in Berchtesgaden, wo er weitere Romane verfasste. Noch bis zu seinem Tod arbeitete er an einem Buch über seinen Vater. In Berchtesgaden entstand auch Christoph Hübners Film "Thomas Harlan – Wandersplitter" (2004-06), welches ein Porträt von Leben und Werk Harlans aus seinen eigenen Erinnerungen entwickelt. 2008 schließlich bezog Harlan ein letztes Mal filmisch Stellung gegen seinen Vater in der Dokumentation "Harlan – Im Schatten von Jud Süß".

Am 16. Oktober 2010 erlag Thomas Harlan im Alter von 81 Jahren seinem langjährigen Lungenleiden.

FILMOGRAFIE

2004-2006
  • Mitwirkung
  • Drehbuch
1991
  • Regie
  • Drehbuch
1984
  • Mitwirkung
  • Drehbuch
  • Produzent
1975
  • Regie
  • Drehbuch