Regie, Drehbuch, Produzent

Biografie

Jean Boué wurde 1961 in Hamburg geboren, wo er nach dem Abitur ein Studium in den Fächern Betriebswirtschaftslehre, Kunstgeschichte und Afrikanistik absolvierte. Prägend für seinen späteren Berufsweg war eine Reise als Handlungsreisender, die er Mitte der 1980er Jahre durch die osteuropäischen Staaten des Comecon-Wirtschaftsbundes unternahm. Er besuchte dabei das International Festival of Red Cross and Health Films in der bulgarischen Hafenstadt Warna, wo seine Leidenschaft für den Dokumentarfilm angefacht wurde. Mit dem dreiminütigen "Bohemian Balls" (CZ/DE) drehte er 1988 seinen ersten eigenen Film.

Nach seinem Studium begann Boué 1989 fürs Fernsehen zu arbeiten. Als er Anfang der 1990er Jahre beim NDR als freier Mitarbeiter in der Redaktion der Satiresendung "Extra Drei" tätig war, kam es zu einer richtungsweisenden Begegnung: Boué lernte den legendären Dokumentarfilmer Klaus Wildenhahn kennen, der beim NDR als Redakteur arbeitete und ihn dazu ermutigte, eigene Kurzfilme für den Sender zu realisieren. Für eine seiner ersten Arbeiten, die siebenminütige Reportage "Neuschwanstein" (1993), wurde Boué mit dem Prix ITB ausgezeichnet.

Vor allem aber drehte Boué als Autor und Regisseur damals TV-Dokumentationen und Reportagen, die das Verhältnis von Ost und West und die Veränderungen in Osteuropa thematisierten, vom Mauerfall bis zum Verschwinden des Eisernen Vorhangs. So etwa in dem Grimme-Preis-nominierten "Willkommen in Deutschland" (1992), in "Kalter Friede – Winter in Moskau" (1994) oder in seinem ersten langen Dokumentarfilm "In Spanien wird man brauner" (1995). Dabei griff er nicht zuletzt auch auf Erfahrungen aus seiner oben erwähnten Reise durch Osteuropa zurück. In Zusammenarbeit mit dem bulgarischen Regisseur Georgi "Jacky" Stoev begleitete Boué 1996 die Rückkehr des bulgarischen Königs Simeon I. nach 50 Jahren Exil in seine Heimat. Für die Dokumentationen "Schützenfest" und "Heringstage" erhielt er 1997 eine weitere Nominierung für den Grimme-Preis.

Im Jahr 2000 gründete Jean Boué die Produktionsfirma JABfilm. War er zuvor fast ausschließlich für den NDR tätig gewesen, realisierte er nun zahlreiche Filme für die ARD, das ZDF und ARTE. In der Reportagereihe "Weinprobe" (2004-2005) stellte er europäische Weinregionen vor, für die ARTE-Reihe "Mein Leben" (2003-2009) drehte er dokumentarische Portraits über Persönlichkeiten wie Niki Lauda, Konstantin Wecker, Cornelia Funke und Peter Zadek. Viel Beachtung erhielt der Dokumentarfilm "Kennzeichen Kohl" (2009), in dem Boué fünf Männer verschiedener Herkunft porträtiert, die den gleichen Namen wie der einstige Bundeskanzler Helmut Kohl tragen, und in deren Geschichten sich die deutsche Wirklichkeit seit der Wiedervereinigung spiegelte.

2011 gehörte Boué zu den Regisseuren des preisgekrönten Mammutprojekts "20 × Brandenburg". Im gleichen Jahr gründete er gemeinsam mit Antje Boehmert und Christian Popp in Berlin die Produktionsfirma Docdays Productions, deren Geschäftsführer und Gesellschafter er bis 2017 war. Der von ihm produzierte "Mein Name ist Khadija" (2015, Regie: Katja Fedulova) wurde 2016 für den Grimme-Preis nominiert. Zu Boués eigenen Regiearbeiten dieser Jahre gehören unter anderem das Iggy-Pop-Porträt "Call Me Iggy" (2012) und "Refugee 11" (2017), über ein Fußballteam in Deutschland, dessen Spieler aus 15 Ländern Afrikas und des Nahen Ostens kommen. Für diesen Film erhielt er den CIVIS – Europas Medienpreis für Integration.

Für den TV-Dokumentarfilm "Die Unerhörten - Über den Landtagswahlkampf in der Prignitz" (2019) gewann Boué seinen zweiten Grimme-Preis. Im Jahr darauf stellte er beim Unabhängigen FilmFest Osnabrück "Die letzten Reporter" (2020) vor, in dem er drei Lokaljournalist*innen porträtiert. Der reguläre Kinostart erfolgte im Sommer 2021.

Neben seiner Arbeit als Regisseur, Autor und Produzent ist Jean Boué seit 2013 auch als Dozent an der Filmuniversität Babelsberg 'Konrad Wolf' tätig.

 

FILMOGRAFIE

2019/2020
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
2007-2009
  • Regie
  • Drehbuch