Regie, Drehbuch, Schnitt, Produktionsleitung
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Biografie

Gerhard Grindel, geboren am 8. Dezember 1902 in Berlin, betätigte sich bereits während seines Studiums der Kunstgeschichte als Schriftsteller und Autor. Er schrieb Chansons und realisierte gemeinsam mit dem Piscator-Schüler und Theatermacher Ernst Lönner Aufführungen von antifaschistischen Stücken in Kellertheatern der Berliner Arbeiterviertel. Im Februar 1933 erhielt er Schreibverbot, arbeitete jedoch illegal weiter. Schließlich folgte er seinem Freund Lönner nach Wien. Dort arbeitete er bei dessen Emigrantenensemble "Gruppe Ernst Lönner" im Kleinen Theater in der Praterstraße mit. 1944 musste Grindel auf Befehl der Nazis Zwangsarbeit verrichten.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war Grindel kurzzeitig als Journalist für die "Berliner Zeitung", den "Tagesspiegel" und die "Revue" sowie als Musikkritiker für das Magazin "sie" tätig. Außerdem fungierte er 1947 als Herausgeber der Kunstzeitschrift "Dionysos". Zum Film kam Gerhard Grindel als Drehbuchautor: Er schrieb die Vorlage für Josef von Bakys "Und über uns der Himmel" (1947), dem ersten deutschen Film, der nach Kriegsende in der amerikanischen Besatzungszone gedreht wurde. Hans Albers spielte darin die Hauptrolle eines Familienvaters, der nach dem Krieg aus Not mit Schwarzmarktgeschäften beginnt.

In den folgenden Jahren schrieb Grindel Drehbücher für mehrere kurze Spiel- und Dokumentarfilme. 1952 führte er bei dem Kurz-Dokumentarfilm "Dem deutschen Volke" erstmals auch Regie. Für heftige Kontroversen sorgte der lange Dokumentarfilm "Bis fünf nach zwölf" (1953), zu dem Grindel das Drehbuch geschrieben hatte. Als zwei der ersten westdeutschen Filmemacher setzten er und Regisseur Richard von Schenk sich darin mit der Nazizeit auseinander. Der Film bekam erhebliche Probleme mit der westdeutschen Zensurbehörde; über die Freigabe wurde sogar im Kabinett des Bundestags debattiert.

Weit weniger "anstößig" war seine nächste Regiearbeit, die er 1954 gemeinsam mit Sammy Drechsel und Horst Wiganko realisierte: Der Dokumentarfilm "Fußball Weltmeisterschaft 1954", über das in der Schweiz stattfindende Sport-Großereignis, bei dem es im Endspiel zum sogenannten "Wunder von Bern" kam.

Danach drehte Grindel fast nur noch Kurz-Dokumentationen. So etwa "Aus der Spielkiste" (1955), über die Einrichtung einer 'Spielkiste' durch das Rote Kreuz, für die Spielzeug gesammelt, desinfiziert, repariert und schließlich an Kinder entliehen wird; oder "Damals… zu Hause" (1955), über die polnische Stadt Elbing im früheren Ostpreußen. Bei der Komödie "Das gab's nur einmal" (1958) mit Hans Albers und Helga Martin war Grindel als Sprecher beteiligt. Seine letzte Filmarbeit war 1958 der elfminütige Dokumentarfilm "Standesamt der Tiere".

Am 7. August 1965 starb Gerhard Grindel in Berlin.