Regie, Drehbuch
Mülheim an der Möhne (heute Warstein-Mülheim) München

Biografie

Frieda Grafe wurde am 20. August 1934 in Mülheim (Warstein) geboren. Nach dem Schulabschluss studierte sie Philosophie, Romanistik und Germanistik in München, Paris und Münster. Seit 1961 lebte Grafe in München, wo sie 1962 Enno Patalas, auch er ein bedeutender Filmwissenschaftler und Filmkritiker, heiratete. Der gemeinsame Sohn Igor wurde 1963 geboren.

Während zahlreicher Kinobesuche in ihrer Studienzeit in Paris kam Grafe in Berührung mit bedeutenden Werken der Filmgeschichte und vor allem mit den Filmen der Nouvelle Vague – prägende Erlebnisse, die ihren beruflichen Werdegang beeinflussten.

Ab 1962 schrieb Frieda Grafe Filmkritiken. Bedeutend sind hier nicht zuletzt ihre Beiträge in der Filmzeitschrift Filmkritik, welche 1956 von Enno Patalas gegründet wurde, und für die sie von 1962 bis 1973 regelmäßig schrieb. Später verfasste sie Filmkritiken, Besprechungen und kurze Aufsätze für Die Zeit, die Süddeutsche Zeitung und die taz. Sie schrieb während dieser Jahre unter anderem Kritiken zu Klassikern von Michelangelo Antonioni, Ingmar Bergman, Jean-Luc Godard, Pier Paolo Pasolini, Roberto Rossellini, Douglas Sirk, Josef von Sternberg und Orson Welles. Grafe selbst sagte zur Auswahl der Filme für ihre Kritiken: "Ich schreibe nämlich nur über Filme, die mich interessieren, was nicht heißt, nur über Meisterwerke." (Frieda Grafe, in: "Film für Film", Hg.: Enno Patalas, Berlin 2006, S. 17.)

In der Süddeutschen Zeitung erschienen zudem von 1970 bis 1986 unter der Rubrik "Filmtips" (auch "Müncher Filmtips" oder "Filmtips für München") immer dienstags und freitags kurze Filmempfehlungen von insgesamt fünf Autoren für die lokalen Münchner Kinos. Frieda Grafe verfasste hierfür insgesamt 478 Beiträge.

Zu weiteren Beteiligungen Grafes an Publikationen, häufig mit ihrem Mann Enno Patalas zusammen, zählten Monographien über Fritz Lang, Friedrich Wilhelm Murnau und Ernst Lubitsch. Des Weiteren war sie als Übersetzerin für Bücher von und über Alfred Hitchcock, François Truffaut, Éric Rohmer, Jean-Luc Godard, Luis Buñuel, Jean Renoir und Pedro Almodóvar tätig. Außerdem redigierten und verfassten Frieda Grafe und Enno Patalas Aufsätze für die "Kleine Filmkunstreihe" des Verleihs Neue Filmkunst (von 1965 bis 1969) und brachten 1974 das Buch "Im Off - Filmartikel" mit ausgewählten Aufsätzen und Filmkritiken heraus. Gemeinsam drehten Grafe und Patalas 1979 den Film "Der breite Strom der Nebensachen. Jean Renoir" für den Westdeutschen Rundfunk. Des Weiteren kuratierte Grafe 1996 eine Retrospektive zur Nouvelle Vague für die Viennale in Wien. Im Jahr 2000 wurde sie zur Honorarprofessorin an der Universität der Künste in Berlin ernannt.

Grafes Neugierde war dem Film und dem Kino als Gesamten gewidmet. Sie beschränkte sich nicht nur auf die Geschichte oder die Charaktere eines Films, sondern bezog in ihre Kritiken Musik, Farben, Format, Mode, Architektur und weitere Kategorien mit ein. Frieda Grafe sah ihre Rolle als Filmkritikerin wie folgt: "Ich versuche, aus meinen Eindrücken und Einsichten die generelle Farbe eines Films für den Leser zu rekonstruieren, um ihn zu veranlassen, selbst zu Schlüssen oder Annahmen zu kommen." (Frieda Grafe, ebd., S. 17)

Dabei waren ihre Kritiken nie einem vorgefertigten Muster unterworfen, sie wollte dem Leser nie eine Meinung auferlegen. Sie stellte Querverweise zu anderen Künsten wie der Fotografie oder der Literatur her und zeigte dem Leser Verbindungen in der Filmgeschichte auf. Grafe sagte selbst über ihren Berufsstand: "Filmkritiker sind nie Meinungsmacher gewesen. Filme werden vom Publikum durchgesetzt. Kritiker haben allenfalls auf längere Sicht besser gesehen, welche Filme wichtig für die Entwicklung des Mediums waren." (Frieda Grafe, ebd., S. 15.)

Grafe nahm sich viel Zeit für ihre Texte, recherchierte und las sich viel Hintergrundwissen an. Diese Zeit forderte sie auch von ihren Lesern und Leserinnen ein: "Ich stelle mir Kritik immer zum Lesen vor. Ich möchte, wenn ich Kritiken lese, in Ruhe ihrer Argumentation folgen. Wenn sie mir auf Anhieb nicht einleuchtet, die Sätze von neuem vornehmen können. Man muss sich Zeit zum Lesen einräumen und um den Leser einzunehmen, braucht man Platz." (Frieda Grafe, ebd., S. 9.)

Am 10. Juli 2002 verstarb Frieda Grafe nach langer Krankheit im Alter von 67 Jahren in München. Wenige Tage nach ihrem Tod erschien das Buch "Filmfarben", der Beginn einer auf zwölf Bände ausgelegten Reihe mit "Ausgewählten Schriften" von ihr, welche bis 2008 unter anderem von Enno Patalas mitherausgegeben wurde.

 

Autorin: Lisa Siegle

Dieser Text wurde im Rahmen des Masterstudiengangs "Filmkultur - Archivierung, Programmierung, Präsentation" erstellt, der von der Goethe-Universität Frankfurt am Main und dem Deutschen Filminstitut gemeinsam angeboten wird.

 

 

FILMOGRAFIE

1994
  • Drehbuch
1992
  • Drehbuch
1988
  • Regie
  • Drehbuch
1979
  • Regie
  • Drehbuch