Regie, Drehbuch, Kamera, Sonstiges, Produzent
Mannheim München

Biografie

Franz Schömbs, geboren am 29. Mai 1909 in Mannheim, studierte an der Kunstakademie Karlsruhe und besuchte die Meisterschule für Grafik in Kaiserslautern; zudem absolvierte er ein Praktikum bei einem Fotografen. Ab den 1930er Jahren beschäftigte er sich intensiv mit der abstrakten Malerei; daneben befasste er sich mit der Farbe als Wesen der bildlichen Darstellung. Er beschäftigte sich mit Musik, Tanz und Choreographie und versuchte zwischenzeitlich ein farbphotographisches Verfahren mit den vier Farben gelb, rot, blau und grün zu entwickeln. Ab 1936 bezeichnete er sich als Maler und Chemiker, der die Fotografie weiterentwickeln will. Auch im Film sah er ein neues Medium für die Malerei. So wollte er nicht zuletzt momentane Sehempfindungen auf seinen Bildern festhalten. Doch das statische Festhalten optischer Eindrücke stellte ihn nicht zufrieden.

Ein Nachtspaziergang am Rhein, nach einem Regenschauer, wurde zu seinem künstlerischen Schlüsselerlebnis: Um einen Seheindruck auf einem Bild festhalten zu können, muss auch der zeitliche Ablauf, in dem diese Erfahrung gemacht wird, festgehalten werden. Er notierte damals in sein Tagebuch: "Die Wirklichkeit existiert nicht im Raum allein, sondern nur in der Einheit von Zeit und Raum." In den Bildern, die ab diesem Zeitpunkt entstanden, versuchte er genau diese Erfahrung malerisch umzusetzen: Zeit, zeitliche Abläufe und Bewegung in das Bild hineinzunehmen und festzuhalten. Daneben beschäftigt sich Schömbs mit Raum-Zeit-Theorien, dem Zeitbewusstsein in der Kultur- und Kunstgeschichte und studierte, wie andere Künstler das Problem der räumlichen Darstellung von Zeit lösen. Er kam dabei zu dem Ergebnis, dass das traditionelle Tafelbild für die Darstellung von Zeit in der Malerei nicht ausreicht. Er versuchte, diese Problematik unter anderem mit seinen "Reihenbildern" (1937) zu bewältigen, die dem Betrachter beim Vorbeilaufen einen zeitlichen Ablauf vermitteln sollten. Als Trickfilm aufgenommen, so Schömbs' Idee, könnten sie einen zeitlichen Ablauf "flüssig" wiedergeben.

In den 1940er Jahren begann Schömbs, mit Filmmaterial zu experimentieren. So schob er bemalte Glasplatten mit abstrakten Mustern gegenläufig durch einen Diaprojektor. Das Ergebnis, die Mischung und Bewegung der beiden Muster, war der erste Schritt zu seinem späteren Filmaufnahmeprinzip. Aus diesen Versuchen heraus entstanden 1946 Aufnahmen zu seinem ersten Film "Opuscula". Im Jahr 1957 zog Schömbs mit seiner Familie nach München. Dort realisierte er seinen zweiten Film "Maya" (1957), der aus mehreren Kurzfilmen bestand. Zugleich konnte er seine Filmidee "Die Geburt des Lichts" (1957/58) realisieren, die wiederum auf dem Filmversuch "Opuscula" basierte: Die farbige Bewegungskomposition abstrakter Motive, die sich gegenseitig durchdringen und neben der räumlichen Komponente auch einen zeitlichen Eindruck hervorrufen. Diese Vorgehensweise nennt er "Malerfilm". Das Aufnahmeprinzip aus "Opuscula" entwickelte er für diesen Film zu dem von ihm so genannten "optischen Integrator" weiter. Von 1957 bis 1958 war Schömbs zudem Dozent am Deutschen Institut für Film und Fernsehen (DIFF) in München.

1962 wurde sein nachträglich eingefärbter Schwarzweiß-Film "Den Einsamen allen" (1962) uraufgeführt, ein Tanzfilm, der die Tanzenden nur als Silhouette zu damals moderner Musik zeigt. Der Film war eine tänzerische Studie über Farbe, Zeit und Raum. Konkrete Bewegungsabläufe wurden auf rein zeitliche, inhaltslose Abläufe reduziert.

1968 beauftragte man ihn, das Triadische Ballett von Oskar Schlemmer zu verfilmen. Schömbs entwarf Bilder für die Dekoration und die Aufnahmen, der Film wurde aber nie realisiert. In den 1970er Jahren entwickelte er Konzepte für die Kombination dreidimensionaler Raumbilder und zweidimensionaler Flächenbilder.

Die Arbeiten von Franz Schömbs müssen nicht zuletzt im Kontext ihrer Entstehungszeit gesehen werden: dem Nationalsozialismus, dem zweiten Weltkrieg und insbesondere der Zeit nach 1945, die für einige Künstler kurzzeitig wie ein Aufbruch erschien. Filmemacher wie Herbert Seggelke, Ottomar Domnick, Wolf Hart, Alfred Seidel und eben Franz Schömbs experimentierten mit dem Medium und seinen Techniken. Ihre Filme waren meist abstrakter Natur – Eigenschaften, die während der Nazizeit verpönt, wenn nicht sogar verboten waren. Zwischen den seichten Bildern der damals populären Heimatfilme zeugten die Werke von Schömbs von den versteckten Strömungen im bundesdeutschen Film, die schließlich im Oberhausener Manifest kulminierten. Er war einer der wenigen Künstler seiner Zeit, die in den 1950er und 60er Jahren abstrakte und avantgardistische Filme herstellten. Dies stellt seinen größten Verdienst und seine besondere Bedeutung für die Filmgeschichte dar.

Schömbs bezeichnete sein künstlerisches Schaffen denn auch als Versuch, einer "neuen Wirklichkeit eine neue Bildform zu geben". Diese "neue Wirklichkeit", das "neue Verhältnis von Zeit und Raum" bildeten auch die Grundlagen zu einer Theorie, die er "Ergonik" nannte: Sie umschreibt die Bildung eines Bildes von der Wirklichkeit (Ergon = Wirklichkeit und Ikon = Bild) und das Wirken eines Menschen zu einem "vernünftigen", ethisch bewertenden Handeln. Diese Theorie hat Schömbs allerdings nie als ein fertiges System verstanden, sondern eher als eine Methode und einen Handlungsentwurf.

Im Jahr 1970 wurde das künstlerische Gesamtwerk von Franz Schömbs in einer großen Ausstellung im Münchner Völkerkundemuseum gezeigt. Sechs Jahr später folgte eine Atelierausstellung. Im gleichen Jahr, am 10. April 1976, starb Franz Schömbs in München.

 

FILMOGRAFIE

1970
  • Drehbuch
  • Choreografie
1957
  • Regie
  • Idee
  • Trick-Kamera
1957/1958
  • Regie
  • Trick-Kamera
1946-1952
  • Regie
  • Produzent