Darsteller, Regie, Drehbuch
Köthen (Anhalt)

Biografie

Manfred Wekwerth, geboren am 3. Dezember 1929 in Köthen, absolvierte 1950/51 eine Ausbildung zum sogenannten "Neulehrer"; die nach dem Zweiten Weltkrieg von den Alliierten eingesetzt wurden, um sicherzustellen, dass an deutschen Schulen keine Alt-Nazis unterrichteten. Zum professionellen Theater kam Wekwerth eher zufällig: Er war Leiter einer Laienspielgruppe und wurde von Bertolt Brecht entdeckt, als dieser nach Mitgliedern für sein Berliner Ensemble suchte. So arbeitete Wekwerth ab 1951 am Berliner Ensemble als Regieassistent und Meisterschüler Brechts. Sein Debüt als Theaterregisseur gab er 1953 mit einer Inszenierung von Brechts "Die Mutter" am Neuen Theater in der Wiener Scala. Neben seinen zahlreichen Bühneninszenierungen führte Wekwerth ab Mitte der 1950er Jahre auch bei mehreren DEFA-Theateraufzeichnungen Regie.

Nach Bertolt Brechts Tod im Jahr 1956 nahm Wekwerths Einfluss am Berliner Ensemble zu. So fungierte er von 1960 bis 1969 als Chefregisseur des Theaters. Ein überragender Erfolg war seine Inszenierung des Brecht-Stücks "Mutter Courage und ihre Kinder" (gemeinsam mit Peter Palitzsch). 1961 übernahmen die beiden ebenfalls die Regie bei der DEFA-Verfilmung des Stoffs, die sich an der Bühneninszenierung orientierte. Die beiden Regisseure bezeichneten ihr Projekt denn auch als "Dokumentarverfilmung nach der Aufführung des Berliner Ensembles". Stilistisch zeichnete sich der Film durch seine Mischung aus Theatralik und filmischer Experimentierfreude aus: Eine große Drehbühne bildete den Mittelpunkt der Spielfläche, zugleich suchten Wekwerth und Palitzsch nach Möglichkeiten, brechtsche Verfremdungseffekte filmisch umzusetzen. Unter anderem blendeten sie zwischen einzelnen Szenen breitformatige Stahlstiche von Jacques Callot aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges ein. Inzwischen gilt "Mutter Courage und ihre Kinder" als DEFA-Klassiker.

1970 promovierte Wekwerth an der Berliner Humboldt-Universität zum Thema "Theater und Wissenschaft". In den Jahren danach inszenierte er unter anderem am Londoner National Theatre und am Deutschen Theater Berlin. Zwischen 1970 und 1982 führte Wekwerth auch bei mehreren DEFA-Fernsehproduktionen Regie. So etwa bei "Optimistische Tragödie" (DDR 1971) nach dem Revolutionsstück von Wsewolod Witaljewitsch Wischnewski; bei dem Zweiteiler "Die unheilige Sophia" (DDR 1975), über die legendäre erste Bürgermeisterin Deutschlands in einem märkischen Dorf kurz nach dem Zweiten Weltkrieg; oder bei "Happy End" (DDR 1977) nach Elisabeth Hauptmanns gleichnamigem Bühnenstück.

1974 gehörte Wekwerth zu den Gründern des Instituts für Schauspielregie in Berlin, als dessen Direktor er bis 1977 fungierte. Anschließend ernannte man ihn zum Intendanten des Berliner Ensembles, eine Position, die er bis 1991 bekleidete. Parallel dazu war Wekwerth von 1982 bis 1990 Präsident der Akademie der Künste der DDR; in dieser Eigenschaft war er von 1986 bis 1989 auch Mitglied des Zentralkomitees der SED. Nach dem Ende der DDR arbeitete er im Antieiszeitkomitee der Partei Die Linke. Wiederholte Anschuldigungen, er sei in der DDR als geheimer Informant für die Stasi aktiv gewesen, wies Wekwerth zeitlebens entschieden zurück.

Im Theaterbereich war er unter anderem am Wiener Burgtheater, am Neuen Theater in Halle und am Theater des Ostens in Berlin tätig. Im Jahr 2000 wurde seine Autobiografie "Erinnern ist Leben" veröffentlicht. 2001 ernannte man ihn als Ehrung für seine "Verdienste um das europäische Theater" zum 'Honorary Fellow of the Rose Bruford College London'. 2005 begann Wekwerth mit der Rock-Band "EMMA (männlich)" an der Vertonung früher Brecht-Gedichte zu arbeiten. Als Autor schrieb er gelegentlich für die Zeitschriften Ossietzky und Das Argument. 2009 erschien sein Buch "Mut zum Genuss. Ein Brecht-Handbuch für Spieler, Zuschauer, Mitstreiter und Streiter".

Manfred Wekwerth war mit der Schauspielerin Renate Richter verheiratet. Am 16. Juli 2014 starb er in Berlin-Grünau.

 

FILMOGRAFIE

2005/2006
  • Mitwirkung
1976/1977
  • Regie
  • Drehbuch
  • Adaption
1974/1975
  • Regie
  • Drehbuch
1972/1973
  • Regie
  • Drehbuch
1971
  • Regie
  • Drehbuch
1960/1961
  • Regie
  • Drehbuch
1958
  • Regie
  • Drehbuch
1957
  • Regie