Mein Bruder ist ein Hund

Deutschland Großbritannien Niederlande 2003/2004 Spielfilm

Mein Bruder ist ein Hund


Rolf-Ruediger Hamacher, film-dienst, Nr. 23, 11.11.2004

Neben der komödiantischen Aufarbeitung innerdeutscher Ost- West-Befindlichkeiten ("Meier", fd 25 640, "Go, Trabi, Go", fd 28 751, "Der Zimmerspringbrunnen", fd 35 153) hat sich Peter Timm als einer der wenigen deutschen Regisseure dem kindgerechten Familienfilm verschrieben, wobei in seinem jüngsten Werk wie schon in "Rennschwein Rudi Rüssel" (fd 31 269) erneut ein Tier im Mittelpunkt einer turbulenten Handlung steht. "Ich will keinen Bruder, ich will einen Hund", jammert Marietta, als ihr das jüngste Familienmitglied Tobias wieder einmal auf die Nerven geht. Doch die Eltern bleiben hart, und so gibt es zum zehnten Geburtstag den 98. Stoffhund. Unter den Geschenken befindet sich aber auch ein "Zauberstein" ihres gleichaltrigen afrikanischen Brieffreundes, der ihren Wunsch doch noch in Erfüllung gehen lässt – kaum "gerieben", verwandelt sich Tobias in den weißen Zwergschnauzer Tobi. Zum Glück sind die Eltern gerade in Urlaub gefahren, und die als Babysitterin herbeigeeilte Oma wähnt den Enkel mit auf Bootstour. Dumm nur, dass die rüstige Dame weder Kinder noch Tiere mag. So haben Marietta und Tobi einen schweren Stand, bis Tobi fürs Werbefernsehen entdeckt wird und Oma sich plötzlich als verhinderte Schauspielerin outet. Aber wie Tobi wieder in Tobias verwandeln, ehe die Eltern zurückkehren? Die erste Rückverwandlung torpediert Tobias, der lieber "Filmstar" bleiben möchte und den Zauberstein versteckt. Als Tobi dann merkt, wie sehr sich Vater und Mutter Sorgen um Tobias’ Verschwinden machen, und Mariettas Erklärungsversuche als Hirngespinste abtun, holt er den Zauberstein aus seinem Versteck.

Man merkt dem Film in jeder Sekunde jene Professionalität an, die beim chronisch unterfinanzierten deutschen Kinderfilm keine Selbstverständlichkeit ist. Die Geschichte ist im Rahmen ihres fantastischen Plots glaubwürdig entwickelt und hält geschickt den Spannungsbogen aufrecht; ihren Humor bezieht sie nicht aus Schadenfreude, sondern aus witzigen Dialogen und treffsicher gesetzten Bild-Pointen wie Tobis erstem "Toilettengang". Die Charaktere sind liebevoll entwickelt, selbst Omas Kinderfeindlichkeit nimmt man eher als heilbare Schrulle denn als unsympathischen Wesenszug wahr. Timm hat seine Schauspieler (bis auf den arg chargierenden Ingolf Lück) gut im Griff und belässt vor allem seinen kleinen zwei- und vierbeinigen Stars ihre Natürlichkeit. Die Tierdressuren wirken ebenso unaufdringlich wie die zurückhaltend inszenierten Slapstick-Verfolgungsjagden, was aber Spaß und Spannung keinen Abbruch tut. Timms Inszenierung findet genau das Timing, um unangestrengt zu unterhalten, ähnlich wie das Drehbuch den richtigen Ton hält, um ohne pädagogischen Zeigefinger vom Zusammenhalt der Familie, von Eltern-, Geschwister- und Partnerliebe zu erzählen. Eingebettet in die detailverliebte Ausstattung und schön komponierte Bilder, gelingt es auch, der Stadt Erfurt ein Gesicht zu verleihen.

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