Der nackte Mann auf dem Sportplatz

DDR 1973/1974 Spielfilm

Der nackte Mann auf dem Sportplatz




Hans-Jörg Rother, Film und Fernsehen, Berlin/DDR, Nr. 9, 1989

Skeptisch beobachtet der Mann auf dem Stuhl den Künstler Kemmel bei der Arbeit. Was kann schon an seinem Kopf so Besonderes sein, daß Kemmel ihn porträtieren will? Er fühlt sich als ein Arbeiter wie andere auch. Den Bildhauer aber interessiert gerade dieses Einfache an ihm. Es war nicht leicht für Kemmel, den Mann zum Modellsitzen zu gewinnen. Überhaupt möchten nur wenige einem Künstler als Modell dienen, ist Kemmels Erfahrung. Leider mißlingt der Kopf. War die Aufgabe, nach der Natur zu modellieren, falsch gestellt?

Nach zehn Jahren wandte sich Konrad Wolf in dieser gemeinsamen Arbeit mit Wolfgang Kohlhaase wieder direkt der Gegenwart zu. Er fragte, welche Probleme einem Künstler sein Realismus einbringen kann, wie es kommt, daß zum Beispiel ein Fußballclub die bestellte Plastik eines Schiedsrichters ob dessen Nacktheit in einen Schuppen wegschließt, und woher der Künstler Kraft und Ideen nimmt. – Man sieht es Kemmel nicht an, daß er Künstler ist. Für ihn wie für sein Modell besteht das Leben aus Arbeit, Abhängigkeiten und Hoffnungen. Hinzu kommen Versuchungen, unter das Niveau der Redlichkeit zu sinken. Kemmel schneidet manchen zahlungskräftigen Auftraggeber. Sein innerer Auftrag, den in Babi Jar ermordeten Juden ein Denkmal zu schaffen, raubt ihm die Ruhe. Wie wird Kunst bedeutend? Der tägliche, wache Blick, der nimmermüde Versuch und die Meisterung des Machbaren, gab der Film zu verstehen, sind die notwendigen Schritte, um die Erfahrungen des Zeitalters in sich aufzunehmen und weiterzugeben.

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