Die Rechnung - eiskalt serviert
Die Rechnung – eiskalt serviert
Mg, film-dienst, Nr. 38, 1966
Jerry Cotton, wohlausgebildeter US-Geheimpolizist, wollte nach Feierabend nur einen Whisky an der Bar trinken, da wird er prompt in einen neuen Fall hineingezogen. Er beobachtet, wie zwei Männer einen Gast der Bar, Freund einer Sängerin, nicht ganz gewaltlos aus dem Lokal bitten, und wird – indem er ihnen nachgeht – Zeuge, wie der Bedrängte ganz fürchterlich zusammengeschlagen wird. Selbstverständlich überwältigt Cotton die Gewalttäter und kann sie wenig später aneinandergefesselt der Polizei übergeben. Währenddessen ist jedoch sein Schützling entwischt. Bald sieht man ihn in verfänglichen Situationen wieder, die den – sich später bestätigenden – Verdacht nahelegen, daß er finstere Geschäfte nach zwei Seiten betreibt. Dafür findet er dann auch den Tod. Inzwischen ist Cotton mit der Aufklärung eines Überfalls auf einen Geld- und Diamantentransport des amerikanischen Schatzamtes befaßt, wobei er lange Zeit nicht ahnt, daß seine zufällige Bar-Bekanntschaft so etwas wie eine Schlüsselfigur in diesem Gangsterstück darstellte. Ebensowenig ahnte das dessen Braut, der sich nun Jerry Cotton liebevoll annimmt und sie dadurch in gefährliche Abenteuer verwickelt. Zugleich kommen sie der Bande auf die Spur, deren Boß mitsamt seinen Spießgesellen offenbar einen komplizierten Überfall planen und durchführen kann, im übrigen aber dumm wie Stroh sein muß. Wie hätten ihm sonst unentwegt Fehler unterlaufen können, deren sich sogar ein Kriminallehrling schämen würde. Als die Bande sich endlich mit dem Raub aus New York davonmachen will, tritt das ein, was der halbwegs einschlägig vorgebildete Zuschauer schon längst weiß: plötzlich ist eine konkurrierende Bande da, deren Chef niemand anderer als der treue Kontrollbeamte des Schatzamtes ist, was bereits wenige Sekunden, nachdem dieser zum erstenmal ins Bild tritt, sicher vorausgesagt werden kann. Er ist zwar so intelligent, die erste Bande gründlich hereinzulegen, aber doch wiederum nicht so sehr, daß er das auch mit Jerry Cotton schafft. Und so sind am Schluß wieder einmal Recht und Gerechtigkeit Sieger. — Obwohl die Nacherzählung der Handlung vielleicht Spannung erwarten läßt, ist diese ziemliche Mangelware. Es ist alles zu durchsichtig. Die Überraschungseffekte werden zu förmlich zelebriert, als daß etwas wirklich Verblüffendes passieren könnte. Die harten Prügeleien, bei denen mit keiner möglichen Roheit gespart wird, die außerdem noch ergänzt v/erden durch widerwärtige Szenen im Catchring, sind kein Ausgleich für Spannung. Alles Wohlwollen erlischt jedoch, wenn Jerry Cotton am Schluß einen bereits fliegenden Hubschrauber anspringt, sich von ihm über New York und den Hudson tragen läßt, Zerstörungen vornimmt und aus allen Abschüttelungs- und Vernichtungsversuchen der Gangster nur mit nassen Rockschößen hervorgeht. Hier wird das Spiel dann lächerlich. Ärgerlich aber bleibt die Fülle von Roheitsakten.