Peter Voß, der Millionendieb

Deutschland 1931/1932 Spielfilm

Peter Voß, der Millionendieb


K. Gl., Morgenpost, Berlin, April 1932


Lang, lang ist"s her. Kurz nach dem Kriege, nach Jahren der Abgeschlossenheit, brachte die erste filmische Fassung von Seeligers prachtvoll buntem, draufgängerisch frischem Abenteurerroman etwas Farbe der Ferne, etwas Atmosphäre fremder Länder zu uns. "Der Mann ohne Namen" hieß damals der Film, und sechs Filmabende jagte der Detektiv Georg Alexander den Millionendieb Harry Liedtke atemlos durch alle Erdteile. Der Tonfilm schafft es an einem Abend. Man entnahm dem Roman nur den Grundeinfall, einen vorgetäuschten Millionendiebstahl. Die Reise geht diesmal nicht allzu weit. Von Hamburg über Marseille nach Marokko. Das Manuskript, das Bruno Frank (in Gemeinschaft mit dem Regisseur Dupont und Albrecht Joseph) sehr frei dem Roman nacherzählt, ist nur am Anfang dicht gefügt. Die Mitte wird schon brüchig, und der Schluß dehnt sich ins Endlose. Die Frank-Dichter (weder Leonhard noch Bruno) haben anscheinend das Wesen des Tonfilms nicht ganz erfaßt. Bruno Frank, der in seinem Bühnenstück ("Nina") so überlegen den Atelierrummel persifliert, verfällt selber in die Fehler des bekämpften Filmklischees. Hier ist Vieles nur fotografiertes Theater, zweidimensionale Revue, und Vieles erotischer Kulturfilm mit unterlegter Handlung.

Die Regie E. A. Duponts, wie immer amüsant in der Herausarbeitung der Details, verzichtet auf das Abenteuerliche und damit – bewußt oder unbewußt – auf das Spannende des Buches. Es bleibt eigentlich nur ein Duell zwischen Peter Voß und dem verfolgenden Detektiv, ohne das Rankengewirr jagender Episoden.

Willi Forst als Peter Voß, schlank und rank und federnd, bleibt nur ein Film-Filou, wie er im Buch steht. Die Überlegenheit hat er nicht. Den richtigen Stil der Sache trifft er nicht. Dagegen hat Paul Hörbiger als Detektiv Bobby Dodd sofort den Ton der übermütig heiteren Burleske; er hat den entwaffnenden Charme und die bei allem Nuancenreichtum mitreißende Natürlichkeit. Hörbiger sprüht wieder von soviel Laune, daß man dabei die schleppendsten Passagen vergißt.

Die unentbehrliche Frauenfigur – damals Mady Christians – wird von einer Filmdebütantin verkörpert. Alice Treff – hübsche Erscheinung, aber unvorteilhaft frisiert – ist noch nicht ganz filmsicher, aber anmutig in den Bewegungen. In dramaturgisch nicht genügend durchgeführten Chargen: Ida Wüst, Grigori Chmara, Willy Schäffers. Sie taten ihr Möglichstes. Zum Schluß Beifall.

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