Der Berg des Schicksals

Deutschland 1923/1924 Spielfilm

Der Berg des Schicksals


Dr. M–I. (= Dr. Mendel), Lichtbild-Bühne, Nr. 54, 13.5.1924


Gipfelleistungen! Gipfelleistungen nicht nur auf sportlichem Gebiet, sondern ebenso auch in der photographischen Technik. Technik? Nein, nicht mehr Technik, sondern allerhöchste Kunst! Jedes Wort des Lobes ist zu schwach, um nachzumalen, was dieser Film unseren Augen und unserem Gemüt bietet. Man glaubte, daß nach den wundervollen Filmen des Dr. Fanck "Die Wunder des Schneeschuhs" und "Fuchsjagd im Engadin" eine Steigerung nicht mehr möglich wäre. Wir haben viele Nachahmungen gesehen, die trotz hoher innerer Schönheit an die Originale doch bei weitem nicht heranreichen konnten. Erst Dr. Fanck selber blieb es vorbehalten, auch hier noch eine Weiterentwicklung künstlerisch, aber auch in publikumsmäßiger Wirksamkeit zu erreichen. Zum ersten Male verwendet er bewußt eine durchgehende Handlung. Sie erinnert in ihrer schlichten Natürlichkeit an schönste schwedische Beispiele und gewann in ihrer betonten Schlichtheit durch die Darstellung. Nur wenige Berufsschauspieler waren darunter, und auch sie wußten sich, bis auf eine Ausnahme, prächtig auf das Einfach-Menschliche des Spiels einzustellen. Ganz wundervoll war Erna Morena in einer Rolle, die so ganz außerhalb ihres Faches der Salonschlange lag, und die bewies, daß diese große Künstlerin bei weitem nicht die Ausnutzung erfährt, die ihrer Vielseitigkeit gebührt. Frida Richards Mutter war die starke Leistung, wie wir sie bei ihr gewohnt sind. Ein neuer Stern war Herta von Walther, ein temperamentvolles Naturkind, dessen bergsportliche Kletterleistungen die Bewunderung und den Neid größter Alpinisten erregen müssen. Sie verblassen nur noch gegen die unerhört waghalsigen Klettereien der beiden weltberühmten Hochtouristen Hannes Schneider und Luis Trenker, bei deren übermenschlichen Wunderleistungen sich vor Angst die Hände der Zuschauer verkrampften, die an gewissen Stellen des Spiels oft in laute Schreie des Schreckens ausbrachen. Schauspielerisch konnten diese beiden für ihre Rollen nicht besser sein, eben weil sie unverkünstelte Naturmenschen sind. In bergsportlicher Beziehung ihnen fast ebenbürtig waren W. Scharschmidt und H. v. Hoeslin. (...) Wir danken den Freiburgern für diese Höchstleistung deutscher Filmkunst, die berufen ist, uns auch im Ausland wieder an die Stelle zu bringen, die uns gebührt.

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