Auf der Sonnenseite

DDR 1961/1962 Spielfilm

Und stellen Sie sich vor, ich hab" sogar gelacht



Günter Netzeband, Sonntag, Berlin/DDR,11.3.1962


SONNTAG: Wie ist die Idee zu diesem Film entstanden?

KALAU/STEINECKERT: Wir griffen auf eine Anregung zurück, die 1956 in einer Unterhaltung zwischen Manfred Krug und Heinz Kahlau entstand, als sie im Klub junger Künstler zusammensaßen. Krug kam in recht unüblicher Weise zu seinem Hauptberuf. Viele begabte junge Leute gehen eigenwillige Wege zum Erfolg, weil der übliche Pfad für sie zu schmal und zu langweilig ist. Darüber einen Film zu machen schien uns interessant. (…)

SONNTAG: Der von Krug repräsentierte Hauptheld – eine Art DEFA-Fanfan à la Tulipe – kommt in seinem Charakter und in seinem Verhalten den Wunschträumen vieler Jugendlicher entgegen. Sie lachen gemeinsam mit ihm und haben das Bestreben, ihm nachzueifern. Es ist nützlich, noch einmal bei der Frage nach den Leitbildern zu verweilen, wie wir dem Suchen der Jugend nach bestimmten Heldenvorbildern entgegenkommen.

KAHLAU/STEINECKERT: Wir haben oben unsere Absichten beschrieben, die wir zum größten Teil verwirklichen konnten. Damit sind große Teile dieser Frage beantwortet. Hinzuzufügen wäre noch: Junge Menschen sind in ihrem Wesen weitaus widersprüchlicher und komplizierter, als man auf den ersten Blick sehen kann und auf den zweiten oft wahrhaben möchte. Sie können mit Leitbildern, die makellos und fehlerfrei sind, zu Recht nichts anfangen, besonders dann nicht, wenn der Zeigefinger wie ein Damoklesschwert über ihnen droht. Die Jugend unserer Zeit hat andere Ansprüche an ihre Vorbilder als die früheren Generationen. Sie will solche Leute von nah besehen, sie will abklopfen, ob keine Hohlheit dahintersteckt. Die Zeiten der unnahbaren Autoritäten sind vorbei. Heute kann man den jungen Leuten nur imponieren, wenn man ihnen sichtbar beweist, was man kann. Der Martin Hoff hat nur wenige Anzeichen eines solchen Leitbildes gezeigt. Er scheut keine Arbeit, er liebt die Kunst, er steht ein für seine Handlungen. Aber er ist nicht vollkommen, man kann sich mit ihm auseinandersetzen.

SONNTAG: Inwieweit ist die Filmgeschichte Manfred Krugs Biografie?

KAHLAU/STEINECKERT: Manfred Krug war Stahlwerker, er ist von der Schauspielschule geflogen und ist dennoch Schauspieler geworden. Allerdings auf andere Weise als im Film. Alles andere ist erfunden.
SONNTAG: Wie Sie mit Ihrem Film beweisen, halten Sie offensichtlich viel von der (leider bei der DEFA wenig geübten) Praxis, Schauspielern Rollen auf den Leib zu schreiben?

KAHLAU/STEINECKERT: Warum diese in der Geschichte der dramatischen Kunst seit dem Altertum gepflegte Praxis bei der DEFA wenig genutzt wurde, wissen wir nicht. Wir wissen nur, dass die Furcht, "Stars zu züchten", lange bei der DEFA umging. Wir kennen durch unser Interesse am Film- und Theatergeschehen eine Reihe von Schauspielern in ihren Rollen wie auch in ihrem Privatleben. Auch Manfred Krug kannten wir schon lange. Es ist einfacher für einen Schriftsteller, eine Figur zugestalten, wenn er den Schauspieler kennt, der diese Figur spielen wird. Er weiß, was der Schauspieler bringen kann. Der Schauspieler wiederum kann schon bei der literarischen Gestaltung in die Rolle eindringen. Seine Mitarbeit ist auf diese Weise produktiver und sein Interesse an der Figur größer.

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