Angst essen Seele auf

Das Jahr 1973 war – selbst für Fassbinder-Verhältnisse – ausgesprochen produktiv: Es entstehen fünf Filme, darunter "Angst essen Seele auf", sein bis dato größter Publikumserfolg und sein Durchbruch bei der internationalen Filmkritik. Die Geschichte der ungleichen Liebe zwischen der Putzfrau Emmi (Brigitte Mira) und dem wesentlich jüngeren marokkanischen Gastarbeiter Ali (Fassbinders damaliger Lebensgefährte El Hedi ben Salem) ist eine Hommage an den von Fassbinder verehrten deutsch-amerikanischen Regisseur Douglas Sirk, dessen Melodram-Klassiker "All That Heaven Allows" der Grundplot entnommen ist. Aus (film-)historischer Sicht bemerkenswert ist "Angst essen Seele auf" als einer der ersten Beiträge des Neuen deutschen Films zum Thema Migration. Vor allem aber ist "Angst essen Seele auf" ein archetypischer Fassbinder, der eines seiner Lieblingsthemen variiert: die Reproduktion gesellschaftlicher Machtverhältnisse in privaten (Liebes-)Beziehungen.