Die Pest in Florenz

Deutschland 1919 Spielfilm

Pest in Florenz


Erich Effler, Der Film, Nr. 44, 2.11.1919


Endlich ist der seit langem in Wort und Bild angekündigte Declafilm der Öffentlichkeit vorgeführt worden. Der Uraufführungsabend im Marmorhaus wurde ein Ereignis. Aufs neue bewies hier die deutsche Filmindustrie, daß sie gesonnen ist, mit allen Kräften den Wettkampf gegen das Ausland aufzunehmen, und daß ihre Chancen durchaus gut sind. Der vom Autor Fritz Lang in sieben Kapitel eingeteilte Film führt uns in abwechslungsreichen, stimmungsvollen Szenen nach Florenz zur Zeit der Renaissance. Stilechte, bis ins Kleinste der Zeit entsprechende Kostüme, buntbewegte Festszenen, groß angelegte Massenbilder, dramatische Geschehnisse fesseln von Anfang bis zu Ende das Auge und beweisen wieder einmal das vorzügliche Organisationstalent, den hochentwickelten Kunstsinn des Regisseurs Otto Rippert. Ein riesiges Heer wohldisziplinierter Komparsen stellt unter seiner zielbewußten, energischen Leitung Massenszenen, denen gegenüber man fast vergißt, hier Theater zu sehen – wie lebendigste Wahrheit muten die Bilder, die sich vor uns in geschickter Gliederung abrollen, an. (...)

Besonders reizvolle Bilder bieten die Florentiner Prozessionen, das glänzende Gartenfest bei der Kurtisane, die Palazzi und die Eremitage des Franziskus. Blendende, technisch vollendete Photographien erhöhen die Bildwirkung. Herr Kunstmaler Warm und Baurat Jaffé, die in unermüdlicher Zusammenarbeit Architektur und Interieurs schufen, verdienen ein Wort besonderer Anerkennung.

Im Ganzen also: in bezug auf Inhalt, Ausstattung und Regie ein vollkommen gelungenes Werk, eine Augenweide fürs Publikum, das auch mit lautem Beifall nicht kargt. – –

Marga Kierska, eine neue Filmkünstlerin, spielt die Hauptrolle. Sie weiß sich bildwirksam zu geben, hat einen schönen Körperbau und viel angeborenes Temperament aufzuweisen, was ihr in ihrer Kurtisanenrolle sehr zu statten kommt. Theodor Becker und Anders Wikmann sind ihr ganz angenehme Partner – wenngleich sie die ihren Rollen zu gedachte Wirkung nicht gänzlich auszulösen vermochten. In kleineren Rollen fielen durch wirkungsvolles Spiel und gute Mimik Otto Mannstedt und Julietta Brandt angenehm auf.

Hoffen wir, daß der Film auch in anderen Lichtspielhäusern mit demselben Erfolge läuft, ist er doch (wie bereits anfangs gesagt) in seiner amerikanisch angelegten Art ein lebendiges Zeugnis für die Leistungsfähigkeit unserer Industrie, die mit derartigen Erzeugnissen den Weltmarkt wahrlich nicht zu fürchten braucht.

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