Mit IKEA nach Moskau

Deutschland 2000/2001 Dokumentarfilm

Mit IKEA nach Moskau

Ein Liebespaar bringt den Moskauern "Ivar" und "Billy"


Silvia Hallensleben, epd Film, Nr. 8, 30.07.2001


Dieser Film spielt in einer exotischen Welt: in Moskau. Doch spielt er zugleich an einem Ort, den die meisten von uns kennen: bei IKEA. Und auch die Helden kommen mitten aus unserem Leben: Manuela und Ulf haben sich in IKEA-Spandau kennen gelernt – im Ersatzteillager.

Beide sind brave Angestellte. Doch sie sind auch Abenteurer. Erstmal in der Liebe: auf der Stelle haben Ulf und Manuela sich ineinander verliebt. Da waren beide noch fest mit anderen Partnern liiert, die sie dann wenige Tage nach dem ersten Kuss verlassen haben. Und dann sind sie gemeinsam nach Moskau gegangen, um dort die erste sowjetische IKEA-Filiale aufzumachen, die 153. weltweit.

Der Dokumentarfilmer Michael Chauvistré ("Schau mich nicht so böse an") hat das Paar und seine Aufbau-Arbeit porträtiert. Dabei richtet er seinen Blick vor allem auf den heiß erwarteten Eröffnungstag von IKEA-Moskau, zu dem sogar der Firmengründer angereist ist.

Kommt niemand? Oder kommen zu viele? Das sind die Ängste im Vorher, wo noch hart um ausstehende Lieferungen gerungen wird. Natürlich kommen zu viele Menschen, der Ansturm ist enorm - das Personal kann gar nicht schnell genug Ware nachlegen. Die Moskauer sind scharf auf die bunten Sachen, die sie sich nun kaufen können. Aber es wird vor allem alles Kostenlose gleich in Bündeln abgeschleppt. Doch die Moskauer kaufen auch. Ein Herr klopft prüfend mit den Fingerknöcheln ein "Billy"-Regal ab, der Test fällt positiv aus.

Ikea steht in Moskau für den Westen, den westlichen way of life. Vor allem zwei Dinge treffen hier aufeinander: Wunsch nach Qualität und die Sehnsucht nach modernen hellen Möbeln. Ein junges Paar hat einen mächtigen Papierlampenschirm erworben, eine alte Dame hofft ein Sofa zu gewinnen, das sie sich nicht leisten kann.

"Mit IKEA nach Moskau" hat Schwächen. So lässt er viele Fragen nach den Funktionen und Hierarchien in der IKEA-Family offen, etwa jene, wie sich der Wechsel nach Moskau für Ulf und Manuela konkret ausgewirkt hat: Was für Verträge haben die beiden? Was dürfen sie entscheiden, was nicht? Mit solchen Details hätte Chauvistré seinem Film mehr Substanz gegeben. "Mit IKEA nach Moskau" ist dennoch nicht ohne Substanz - und hat beträchtlichen Unerhaltungswert. Kennen Sie denn das IKEA-Lied "Wir sind IKEAaaa", mit Klampfenbegleitung, Betonung ganz hinten?

Wer auch immer seine Bücher in "Billy" oder dem Dauerbrenner "Ivar" aufbewahrt, sollte sich diesen Film ansehen.


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