Die Gewinnerfilme des 19. Fünf Seen Filmfestivals

Am gestrigen Sonntag wurden im Kino Breitwand Gauting die Preise des 19. Fünf Seen Filmfestivals verliehen. Im internationalen Hauptwettbewerb um den Fünf Seen Filmpreis wurde der Film "Mother's Baby" der österreichischen Regisseurin Johanna Moder ausgezeichnet. 

 

Die Hauptdarstellerin Marie Leuenberger nahm den Preis entgegen. "Mother's Baby" ist eine Koproduktion aus Österreich, Deutschland und der Schweiz. Das Drehbuch schrieb Johanna Moder gemeinsam mit Arne Kohlweyer. Der Film handelt von der 40-jährigen Dirigentin Julia, gespielt von Marie Leuenberger, die durch eine erfolgreiche Behandlung in einer privaten Klinik schwanger wird. Bei der Geburt kommt es zu Komplikationen, das Baby wird umgehend zur Notversorgung gebracht. Als Julia es am nächsten Tag in den Händen hält, fremdelt sie mit dem Neugeborenen - und bald hat sie Zweifel, ob es wirklich ihr Kind ist.

Aus der Jurybegründung: "Die Jury hat sich für einen Film entschieden, der seine Geschichte zunächst mit leiser Intensität und dann immer stärkerer Wucht erzählt. (...) Auf eine intensive und hochkomplexe Art stellt 'Mother's Baby' Fragen. Es geht um Mutterschaft, um die Ansprüche an sich selbst in einer auf Perfektion drängenden Welt, es geht um Wahrnehmung und Wirklichkeit. (...) Wir tauchen ein in die Perspektive der Hauptfigur und erleben aus ihr heraus die vermeintliche Verschwörung. Gibt es sie wirklich oder gibt es sie nicht? (...) Die Inszenierung schafft Momente, die an die Grenzen des Ertragbaren gehen. Große Momente wie die Entbindung, die ein fast physisches Erleben wird. Neben einem durchwegs überzeugenden Ensemble ist ganz besonders die schauspielerische Leistung von Marie Leuenberger hervorzuheben. Sie schafft eine ambivalente, sperrige, facettenreiche Figur, nicht immer sympathisch, aber wir wollen ihr unbedingt folgen und sind auf ihrer Seite."

Die Jury bildeten Barbara Auer (Schauspielerin), Katalin Gödrös (Regisseurin, Drehbuchautorin und Produzentin), Ulrich Limmer (Drehbuchautor und Produzent), Laila Stieler (Drehbuchautorin, Dramaturgin und Produzentin) und Hansjörg Weißbrich (Filmeditor, Ehrengast des Festivals). Der Fünf Seen Filmpreis geht an einen Langfilm aus Mitteleuropa, der noch nicht im Kino ausgewertet worden ist. Er ist mit 5.000 Euro dotiert, wird vom Landratsamt Starnberg gestiftet und geht an die Regisseurin des Films.

Das sind die weiteren Gewinnerfilme des Fünf Seen Filmfestivals:

Dokumentarfilmpreis
Der Dokumentarfilmpreis geht an den Film "Briefe aus der Wilcza" (Deutschland / Polen 2025) des indischen Filmemachers Arjun Talwar. Er lebt in Warschau und porträtiert in dem Film seine Nachbarschaft.

Aus der Jurybegründung: "Neugierig und offen nähert er sich den Menschen, die seine Straße bevölkern, und verwebt ihre Geschichten erzählerisch geschickt mit seiner eigenen Biographie. Dabei öffnet der Film den Blick von individuellen Erfahrungen hin zu großen gesellschaftlichen Fragen: nach Zugehörigkeit, nach Heimat, nach der Möglichkeit des Miteinanders. Eine Straße im Herzen von Warschau und ihre Bewohner*innen werden zum Spiegelbild einer Gesellschaft im Spannungsfeld zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Offenheit und Abgrenzung. Mit Respekt und Empathie schafft Arjun Talwar ein lebendiges, liebevolles und zugleich subtiles Plädoyer für Menschlichkeit und das Zusammenleben auf Augenhöhe."

Die Jury bildeten Anna Ladinig (Leiterin IFFI - Internationales Film Festival Innsbruck, Co-Leiterin Film Campus Innsbruck), Melanie Liebheit (Dokumentarfilmregisseurin, Co-Leiterin des Dokumentarfilmfestivals Nonfiktionale), Steffi Niederzoll (Regisseurin, Drehbuchautorin und Künstlerin) und Daniel Sponsel (Präsident HFF München). Der Dokumentarfilmpreis ist mit 4.000 Euro dotiert, wird von der Kreissparkasse München-Starnberg-Ebersberg bereitgestellt und geht an den Regisseur des Films.

Perspektive Spielfilmpreis
Den Perspektive Spielfilmpreis gewinnt Alissa Jung mit "Paternal Leave - Drei Tage Meer" (Deutschland / Italien 2025). Er handelt von der 15-jährigen Leo, die in Deutschland ohne Vater aufgewachsen ist. Als sie von seiner Identität erfährt, macht sie sich auf die Suche nach ihm und findet ihn in einer geschlossenen Strandbar an der winterlichen Küste Norditaliens. Bald schon sehnt sie sich nach einem Platz in Paolos Leben. Je mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto mehr Gemeinsamkeiten entdecken sie. Doch die Realität holt die beiden ein.

Aus der Jurybegründung: "Wir haben uns für einen Film entschieden, der so rasant erzählt ist, dass man mit den Ohren schlackert - dabei ist er einfühlsam, überraschend und packend. Die Figuren sind so lebendig, dass wir sofort mittendrin sind. Es ist ein Film, der nicht auf die großen Effekte aus ist, aber in seiner Wirkung enorm. Jeder Satz sitzt. Mit großem handwerklichen Geschick, viel Herz und klugen Dialogen erzählt die Regisseurin eine komplexe Vater-Tochter-Beziehung. Mit minimalen Mitteln schafft sie großes Kino."

Die Jury bildeten Lena Kettner (Marketing- und PR-Managerin, Pandora Film), Katharina Köster (Regisseurin), Hannes Schilling (Regisseur) und Lisa Wagner (Schauspielerin). Der Perspektive Spielfilmpreis geht an einen Regisseur oder eine Regisseurin, die den ersten oder zweiten abendfüllenden Spielfilm auf dem Festival präsentieren. Er ist mit 3.000 Euro dotiert und wird von Barbara Rosenthal / Barose-Stiftung gestiftet.

Short Plus Award
Mit dem Short Plus Award wird der Film "Som Doma" von Luca-Els Mauritz und Lukas Mutschler ausgezeichnet: Darin suchen die jungen Sorb*innen Mira und Luka einen Platz in ihrer eigenen Heimat, zwischen der aussterbenden sorbischen Sprache und queerfeindlichen Stimmen in ihrem Umfeld.

Aus der Jurybegründung: "Dieser Film zeigt eindrücklich, dass Zuhause kein fester Ort ist, sondern immer wieder neu erkämpft und ausgehandelt werden darf. Das Werk ist ein Porträt, ein politisches Statement und ein mutiger Beitrag zur Sichtbarkeit sorbischen queeren Lebens. Vor allem ist es ein kraftvolles Zeichen, dass Kultur nicht verschwindet, wenn sie sich verändert - sondern gerade durch Veränderung lebendig bleibt."

Mit dem Short Plus Award wird ein mittellanger Film aus dem deutschsprachigen Raum mit einer Länge zwischen 21 und 59 Minuten prämiert. Der Preis ist mit 1.000 Euro dotiert, wird von der Gemeinde Weßling gestiftet und ist mit zwei Entspannungstagen im Hotel Vier Jahreszeiten Starnberg verbunden.

Kurzfilmpreis "Goldenes Glühwürmchen"
Der Kurzfilmpreis "Goldenes Glühwürmchen" geht an "Rückblickend betrachtet" von Mila Zhluktenko und Daniel Asadi Faezi. Gastarbeiter bauten ein Einkaufszentrum für die Olympischen Spiele 1972 in München, im Jahr 2016 wird derselbe Ort zum Schauplatz einer rassistischen Schießerei: Der Film ist ein Versuch, zurückzuschauen und Zusammenhänge in der Geschichte des Ortes zu finden.

Aus der Jurybegründung: "Die Filmemacher*innen verbinden eigenes Material, Archivaufnahmen, Stock-Videos, Sound und Text zu einer Form, die nicht nur dokumentiert, sondern befragt - und so sichtbar macht, wie tief Fremdenhass, Ausgrenzung und rassistische Gewalt in unserer Gesellschaft wirken. Ein Werk von großer ästhetischer Kraft und politischer Dringlichkeit."

Der mit 1.000 Euro dotierte Preis wird von Witha Veronelli vom Weitwinkel Verein gestiftet und ist mit zwei Entspannungstagen im Hotel Vier Jahreszeiten Starnberg verbunden. Eine lobende Erwähnung ging an den Film "Between the Lines" von Niklas Pollmann.

Die Jury des Short Plus Award und des Kurzfilmpreises bildeten Lisa Helbig (20minmax Kurzfilmfestival), Jiyar Jahan Fard (Student HFF München) und Angelika Lepper (Künstlerin, DJ und Filmeditorin).

Video-Art-Kurzfilmpreis
Gewinner des Video-Art-Kurzfilmpreises ist "Love at first Byte" von Felizitas und Theresa Hoffmann. Das Video-Art-Kurzfilmprogramm zeigt internationale Videokunst und Künstlerfilme. Die Kuratorinnen und Kuratoren Juschi Bannaski, Christoph Nicolaus, Rasha Ragab und Roman Wörndl haben dieses Jahr 13 Filme zum Thema "Realations" zusammengestellt. Der Video-Art Preis im Wert von 500 Euro wird von der Stephan und Christoph Kaske Stiftung gestiftet und vom Publikum gewählt.

Am morgigen Dienstag wird zum Abschluss der vom Bayerischen Rundfunk gestiftete Publikumspreis des 19. Fünf Seen Filmfestivals im Kino Breitwand Gauting verliehen. Der Hannelore-Elsner-Preis wurde am Freitag an Leonie Benesch verliehen. Insgesamt werden beim 19. Fünf Seen Filmfestival acht Preise verliehen.

Quelle: www.fsff.de