Zünd an, es kommt die Feuerwehr

DDR 1977/1978 Spielfilm

Zünd an, es kommt die Feuerwehr


Fred Gehler, Sonntag, Berlin/DDR, 25.2.1979


Es beginnt vielversprechend. Jana nachtwandelt auf Kleinstadtdächern. In luftiger Höhe muß ihr Schornsteinfegermeister Franz den "Struwelpeter" vorlesen: "Paulinchen war allein zu Haus… Ich zünde nur ein Hölzchen an, wie oft die Mutter hat getan." Das Stichwort ist gefallen: "Zünd an, zünd an…". Die Freiwillige Feuerwehr zu Siebenthal, die Herrn Winfried Glatzeder, Ludwig, Böwe, Günter Junghans und Jürgen Gosch haben ihre ersten komischen Auftritte. Mit spür- und sichtbarer Freude am sinnvollen Unsinn sind sie bei der Sache, geben dem bekannten Affen reichlich Zucker. Rolf Ludwig und Kurt Böwe sächseln vorzüglich.

Man ist amüsiert, rekelt sich im Kinosaal und harret der komischen Sachen, die da noch kommen sollen. Doch spätestens nach Hälfte des Spiels wird offenbar: Die Ouvertüre war das bei weitem Vergnüglichste. Das Opus von Siebenthals schlitzohrigen Feuerwehrmännern geht langsam aber sicher in die Brüche. Ein Ballon, dessen Luft stetig entweicht. Am Ende die schlappe Hülle. Das anzüglich gemeinte Spiel um Bürgerseelen in spießiger Idylle läuft leer (Buch: Manfred Wolter). Hauptdilemma ist die fehlende Geschichte, der Faden der Erzählung ist zu dünn gesponnen, um die löblichen Absichten tragen zu können. So ruckelt sich der Film von Episödchen zu Episödchen. Eine ausgewalzte Karl-May-Parodie, Persiflagen auf Sachsens legendär vertrottelten König Albert – das Narrenschiff kommt nicht mehr in Fahrt. Noch ein paar Kalauer, ein paar Kabarettnummern der nach wie vor gutgelaunten und spielerpichten Akteure, dann fällt der Vorhang.

In Sachen Nonsens hätte hier etwas gelingen können. "Zünd an, es kommt die Feuerwehr" beweist – falls es dieses Beweises noch bedurft hätte – wir haben gute bis vortreffliche Schauspieler, an Regisseuren hapert es schon, das Vakuum aber bilden die Autoren. Dieser Mangel kann, besonders beim komischen Film, schwerlich kaschiert werden. "Zünd an…" versucht es mit Didaktik: Die Idylle ist natürlich keine, hinter der Behäbigkeit lauern der Opportunismus und Egoismus. Es sieget der Preuße. Mit Verbissenheit werden die komödiantischen Figuren abgebaut und zerstört. jegliches verschmitzte Einverständnis mit ihnen radikal dementiert.

lm Vorfeld der Entstehung des Films war mancherorts zu lesen, was er genremäßig sein sollte oder partout nicht sein wollte. Da purzelten Termini wie Satire, Komödie, Farce bunt durcheinander. Sogar die Parabel wurde bemüht (und vom Regisseur abgeschworen). Die gute alte Filmklamotte allerdings schien ein zu niedriges Gewerbe.

"Zünd an…" kokettiert mit tast allen Möglichkeiten des Komischen, nur entscheiden konnte man sich nicht. Es bleibt beim platonischen Flirt, wobei für mich die lustigen Momente des Films immer noch in der unverstellten Klamotte liegen. "Zünd an…" muß die Freunde des Regisseurs Rainer Simon verstimmen. Die Bedenklichkeiten des "Till Eulenspiegel" sind hier samt und sonders vergröbert, ja grell ausgestellt. Erneut wird Vulgarität mit Derbheil verwechselt. Soll es sinnlich auf der Leinwand zugehn, wird es allemal ordinär.

Rechtsstatus