Das Wunder des Schneeschuhs. 2. Teil

Deutschland 1921/1922 Dokumentarfilm mit Spielhandlung

Das Wunder des Schneeschuhs, 2. Teil


Der Kinematograph, Nr. 819, 29.10.1922


Die "Park-Spiel-Sport-Stiftung", der "Norddeutsche Skiverband", der "Terra-Film" und die "Alhambra" hatten in die "Alhambra", Berlin, Kurfürstendamm, zu einem Werbeabend zugunsten der "Park-Spiel-Sport-Stiftung", deren Begründer der Berliner Oberbürgermeister Böß ist, eingeladen. Zur Uraufführung gelangte "Das Wunder des Schneeschuhs", zweiter Teil: "Eine Fuchsjagd auf Schneeschuhen durch das Engadin". Jeder wird sich noch des großen Erfolges vom ersten Teil dieses Films entsinnen, aber es muß schon vorweg gesagt werden, daß dieser zweite Teil an Wirkung den ersten Teil noch übertrifft. Im Gegensatz zum ersten Teil hat nämlich diese neue Veröffentlichung den Vorzug neben unerhörten sportlichen Leistungen, neben der Gewalt der Naturschönheiten auch eine Spielhandlung zu bringen, die reizend ist. Sie hat kurz folgenden Inhalt: Hannes Schneider, der Sieger in den deutschen olympischen Spielen 1922, wird auf Vorschlag einer entzückenden Skiläuferin, eines Fräulein Korff (die Herren Regisseure sollten sich dieses schauspielerische Talent nicht entgehen lassen), bei einer Fuchsjagd auf Schneeschuhen durch das Engadin den Fuchs abgeben und die anderen Kollegen und Kolleginnen, darunter die Meisterläufer von Deutschland, Norwegen, Österreich, Schweiz und Ungarn, sollen ihm eine halbe Stunde später nachsetzen und ihn einfangen. Fräulein Skiläuferin wendet einen Trick an, indem sie unten an Schneiders Schneeschuhen einen Reißnagel befestigt, der sich im Schnee abzeichnet. Sie fängt selbstverständlich den Fuchs und damit den olympischen Sieger auch fürs Leben. So einfach auch die Handlung ist, man muß zugeben, daß sie mit Geschick für den Zweck erfunden wurde. Arnold Fanck hat sowohl das Manuskript geschrieben als auch die Aufnahmen gemacht. Und da muß doch gesagt werden: so großartig auch die sportlichen Leistungen sind, so bewundernswert der Mut und die Geschicklichkeit erscheinen, sie würden nicht den tiefen, nachhaltigen Eindruck machen, auch selbst die Natur nicht, wenn sie nicht von Arnold Fanck mit so unvergleichlich künstlerischen Augen gesehen und im Apparat eingefangen worden wären. Hinzu kommt, daß Fanck die photographische Technik restlos beherrscht, und daß er sie durch Trickaufnahmen, mit Zeitlupenaufnahmen in den Dienst seiner Zwecke zu stellen weiß. Aus dem Ganzen weht dem Beschauer nicht allein die herrliche Freiheit in den Bergen, nicht nur die Freude an der Kraft des Menschen, die Natur zu besiegen, wieder; was wir sehen, spricht vielmehr von der herzerfrischenden Freude, von dem sonnigen Humor, der alle beseelt, die sich dem Sport hingeben. Daß es gerade der Film ist, ja, daß es gerade einzig nur der Film sein kann, der werbend für Sportbetätigung jeglicher Art zu wirken vermag, das erfüllt uns mit ganz besonderer Freude. In dem vorliegenden Falle ist, und das sei besonders betont, alles vermieden, was ermüdend wirken könnte. Da gibt es keine Wiederholungen, alles ist neu und anders gesehen.

Wie sehr die Handlung mitten in den Naturschönheiten, wie sehr die sportliche Betätigung auf Schneeschuhen fortschreitet und immer etwas anderes zeigt, beweist am besten die Aufzählung der Titel dieses sechsteiligen Films: Internationales Skirennen in St. Moritz. – Der Sprunghügel. – Mustersprünge. – Zeitlupen-Aufnahmen. – Das "Skibaby" (Fräulein Korff). – Der Gedanke der "Fuchsjagd". – Die List. – Der Fuchs macht sich davon. – Skiwalzer. – Der Fuchs "blufft". – Auf, auf, zum fröhlichen Jagen. – Die erste Falle. – Schneekönig der Bernina. – Der Fuchs auf dem Capütschin-Gipfel, 3500 m hoch. – "Grätenschritt hergab". – Das Skibaby geht eigene Wege. – Über Täler und Hänge. – Ski-Strategie. – Die Damen kommen ins Hintertreffen. – Alte Spuren – falsche Spuren. – Skibaby läßt sich nicht beirren. – Der Fuchs ist müde. – Einen schlafenden Fuchs fängt man leicht. – Der Albdruck. – Der Sprung ins Nichts. – Blank verreist. – In höchster Not. – Von Österreichs Meisterfahrer gestellt. – Der "Schneefloh". – Die Schnitzel als Rettungsmittel. – Wildeste Jagd über Felsen und Klüfte. – Skibaby trifft den Fuchs und läßt ihn wieder laufen. – Die letzte große Hetzjagd – der Fuchs stürzt. – Der Kurgast als Retter. – Auf Skiern hinterm Pferd. – Die letzte Markierung. – Endgültig entkommen. – Das Nachtlager in der Hütte. – Skibaby kommt fahrplanmäßig fünf Minuten vor zwölf. – Am nächsten Morgen. – "Hat ihn doch!" – Aus der Gletscherwelt in den italienischen Frühling.

Der Film fand bei seiner Uraufführung eine geradezu enthusiastische Aufnahme. Und sie war verdient, wie vielleicht nie bei einem Film. Die Herstellerfirma, "Berg- und Sportfilm-G. m. b. H., Freiburg i. Br." und die "Terra-Film", die den Verleih für Deutschland besitzt, werden ihre Freude haben.

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