Asphalt

Deutschland 1928/1929 Spielfilm

Asphalt (Drehbericht)



Max Pfeiffer, Film-Kurier, Nr. 60, 9.3.1929


Nichts ist im Film schwieriger, als die Lichtverhältnisse einer im Freien erbauten Straße mit der im Atelier geschaffenen Fortsetzung dieser Straße in Übereinstimmung zu bringen. Dies bildete eine unserer Hauptaufgaben bei der Herstellung des Joe May-Films der Erich Pommer-Produktion der Ufa "Asphalt". Durch drei der größten Ateliers der Neubabelsberger Ufa-Anlagen sollte sich diese riesige Straße erstrecken, und wir begannen mit dem Bau des umfangreichen Straßenkomplexes mit mehreren Kreuzungen und Querstraßen auf einer Gesamtfläche von 6 000 Quadratmetern. Kaufhäuser, Autohallen, Hotels und erstklassige Geschäfte belebten das Straßenbild. Ein großer Platz, an dem sich mehrere Straßen kreuzten, hatte die Illusion eines Weltstadt-Verkehrs zu schaffen.

Um den Bau noch auf die Straße hinaus weit in das Ufa-Gelände ausdehnen zu können und so die Illusion eines unendlichen Horizontes zu schaffen, wurden die riesigen Tore des Ateliers geöffnet und die Straße perspektivisch weit hinausgebaut.

Der Straßenverkehr um den Platz und in den Straßen wurde durch Hunderte von Autobussen, Autos, Lastkraftwagen und Motorrädern geschaffen, die alle nur für diese Aufnahmen nach Neubabelsberg "engagiert" wurden. Um diesen Verkehrstrubel inmitten der über tausend Spaziergänger (Komparsen) dauernd in Fluß halten zu können, mußten im Atelier fünf groß angelegte Ein- und Ausfahrtsmöglichkeiten geschaffen werden.

Held dieser großen Szenen war Gustav Fröhlich als Wachtmeister Holk, der mitten auf dem großen Platz seinen Dienst als Verkehrsschupo zu versehen hatte. Zu seiner Unterstützung benötigte man aber mehrere echte Verkehrspolizisten, die die oft viel schwierigere Umleitung der Autos durch die Ein- und Ausfahrten zu regeln hatten. (...)



Eine besondere Schwierigkeit bildeten die Nachtaufnahmen. Da die
Endperspektive der Straße ins Freie gebaut worden war, konnte man erst
spät abends mit den Aufnahmen beginnen, um die Nachtbeleuchtung außen
und innen aufeinander abzustimmen. Aber die Hauptspieler dieser Szenen,
Hans Albers, Paul Hörbiger, Karl Platen und Kurt Vespermann, waren
täglich ab 7 Uhr im Theater beschäftigt, Aus diesen Gründen konnten
diese Aufnahmen allnächtlich erst um ½ 12 Uhr begonnen werden und
erstreckten sich bis in den frühen Morgen. Eine weitere technisch
komplizierte Angelegenheit war der Auftakt der Spielhandlung.

Wir
mußten vom Gesamtblick der Straße ohne Unterbrechung in die
Spielhandlung, die in einem Juweliergeschäft der Straße beginnt,
hineinspringen. Das konnte nur erreicht werden, wenn man für diese
Aufnahmen die völlige Beweglichkeit der Aufnahmeapparate schuf.

Mit einer ganz neuartigen fahrbaren Turmkonstruktion wurde diese Aufgabe gelöst.

Die
Kamera wandert ohne Unterbrechung, erst von der Tages- zur
Nachtaufnahme die Straße entlang, dann zurück, dreht sich um sich
selbst, steigt höher und beginnt dann im Juwelierladen mit den
Großaufnahmen der Hauptpersonen. Aufgabe dieser Aufnahmen war es, daß
man die Bewegung des Apparates niemals fühlt, sondern sich dem
Zuschauer der Eindruck übermittelt, als sei es selbstverständlich.

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