Die Aufschneider

Deutschland 2006/2007 Spielfilm

Die Aufschneider

Der erste Langfilm von Carsten Strauch: eine Ärzte-Komödie



Von Rudolf Worschech, epd Film, Nr. 2, 2007

Wer sich in den letzten zehn Jahren auf Kurzfilmfestivals herumgetrieben hat, dem ist der Name Carsten Strauch ein Begriff. Sein erster Film, der animierte "Futter" (1996), in dem ein Löwe sich einen Biss von einer Antilope erschnorrte, veralberte die Redeweise der alternativen Szene, "Nachbarn" (1999) war eine Horrorkomödie, und in "Das Taschenorgan" (2000) machte ein Arzt Bekanntschaft mit einem Organ in seinem Arztkittel, das möglicherweise aus einer Operation des Tages stammt.

Dieses Thema spinnt Strauch auch in seinem ersten Spielfilm weiter, und wieder spielt er selbst die Hauptrolle, den Klinikarzt Dr. Wesemann, etwas langsam von Begriff und Angestellter einer Klinik, in der es zwar sympathische Mitarbeiter gibt, aber auch nicht besonders schnell zugeht: der Eichwald-Klinik. Nebenan steht die Klinik St. Georg, und deren Leiter (Christoph Maria Herbst) betreibt Patientenversorgung auf modernstem Niveau mit Marmor- und Neon-Ambiente - mollige Krankenschwestern haben da nichts zu suchen. Und da die Gesundheitsbehörde mit Reformzwang eine schließen muss, befinden sich die beiden Häuser in einem zehntägigen Konkurrenzkampf. Was den Leiter der Eichwald-Klinik (Burghart Klaussner) dazu bringt, seinen Schwager, einen Animateur, anzuheuern, der mit Mariachi-Bands und gemischten Zimmern Patienten wie Mitarbeiter traktiert.

"Die Aufschneider" ist eine Klamotte und macht daraus auch kein Hehl. Dem Mut, jawohl, einmal als Debütant nicht die eigene Lebenswirklichkeit oder monadische Figuren in desaturierten Farben und langen Einstellungen abzubilden, zollt man zu Beginn des Films durchaus Respekt. Strauch vertritt gewissermaßen das ganz andere deutsche Kino, bunt, mit eindeutigen Charakteren, einer schablonenhaften Handlung und Verwechslungen. Aber das Prinzip Klamotte kann ja, siehe die Bully-Filme und die Sieben Zwerge, mitunter ganz gut funktionieren, zumindest an der Kasse.

Die "Aufschneider" funktioniert an einigen Stellen durchaus. Strauch, kein gelernter Schauspieler, absolviert seine Sache als verdruckster Klinikarzt durchaus annehmbar. Dass ein Arzt dem anderen während der OP seine Kenntnis der inneren Organe dadurch beweist, dass er einfach eins entfernt, ist schöner, grotesker Humor. Und dass Dr. Wesemann aus Versehen mit dem Animateur die Leber verspeist, die als Organspende in die Klinik kam, ist auch nicht von schlechten Eltern. A la fegato, übrigens.

Aber spätestens bei der Leber schrillen die Glocken. Spenderleber? So nannten die Sanitäter in "Komm, süsser Tod" von Wolfgang Murnberger immer den Fleischkäse aus dem Imbiss vor dem Krankenhaus. Gegen die Wolf-Haas-Verfilmung fällt "Die Aufschneider" dann doch ziemlich ab. Weil ihr der Mut zur Bosheit ausgeht. Weil sie sich in einer an den Haaren herbeigezogenen Handlung verliert. Die mögen Gutwillige als etwaige Parodie auf TV-Formate sehen - aber: sind die, vor allem die deutschen Varianten, nicht schon lächerlich genug?

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