Filmfestival goEast 2018: Die Gewinner

Am gestrigen Abend ging in Wiesbaden in der Caligari Filmbühne das 18. goEast - Festival des mittel- und osteuropäischen Films mit der feierlichen Preisverleihung zu Ende.

 

Im düsteren estnischen Mittelalter hat goEast dabei einen Kultfilm in Schwarzweiß aufgespürt: "November" von Rainer Sarnet gewann den Preis für den Besten Film, der 10.000 Euro wert ist. Bilder voll visuellem Fantasie- und Ideenreichtum komponiert Sarnet zu einem ungewöhnlichen Wintermärchen in einem estnischem Dorf, das versucht, in Gesellschaft von Werwölfen und anderen Zaubergestalten über den Winter zu kommen. Die freie künstlerische Vision und der hintergründige Humor überzeugten die Jury um Präsidentin Ildikó Enyedi.

Die Ungarin Bernadett Tuza-Ritter gewann mit "Eine gefangene Frau" den mit 7.500 Euro dotierten Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie, und den Preis der internationalen Filmkritik gleich mit dazu. Das goEast-Publikum war tief beeindruckt, und auch die beiden Jurys erkannten und würdigten den zärtlichen Blick der Regisseurin auf das Leben ihrer Protagonistin Marish. Nicht anders als eine Sklavin lebt sie in einem europäischen Privathaushalt und kämpft um ihre Freiheit.

Die FIPRESCI zeichnete neben einem Dokumentar- auch einen Spielfilm aus: "Ice Mother" des Tschechen Bohdan Sláma über die verwitwete Hana, die den Sprung raus aus den Konventionen und rein ins kühle Nass wagt.

Die Wiesbadener Caligari FilmBühne bot auch dieses Jahr die denkbar schönste Kulisse für eine Feier im Zeichen außergewöhnlicher Filmkunst. Heleen Gerritsen, die die Festival- und künstlerische Leitung zur 18. Ausgabe von Gaby Babić übernommen hat, konnte sich über eine filmisch starke, gelungene Festivalausgabe freuen. Inmitten des kinobegeisterten goEast-Stammpublikums habe sie sich "gleich wie zu Hause gefühlt".

Tosenden Applaus gab es auch für den Gewinnerfilm "The Other Side of Everything" von Mila Turajlić. Er beginnt mit einer verschlossenen Tür und öffnet ein kolossales Zeitporträt des Umsturzes 2000 in Serbien. Dass dieser Dokumentarfilm einen Preis verdient hat, fanden auch die Juror/innen. Der Preis des Auswärtigen Amtes würdigt kulturelle Vielfalt und ist mit einem Preisgeld von 4.000 Euro verbunden.

Und auch im Open Frame Award gibt es ein Gewinnerteam: 3D-Maltool-Virtuose Denis Semyonov und Projektpartnerin Natalia Severina setzten sich mit "Nominal Empire" (Russland 2018) gegen die sieben Konkurrent/innen durch.

Die OFA-Jury sprach zudem eine lobende Erwähnung an "Hier und dort" (Weißrussland 2017) von Kiryll Halitsky aus.

Gestern noch im Pitching, heute den Development Award erhalten: Der König des Talent-"Speed-Datings" vom Festivalsamstag, Konstantin Selin (Russland), bekam auch für sein Projekt zwischen Mikrochirurgie und Filmemachen, "Return My Hands", die Krone aufgesetzt. Für das beste Pitching im East-West Talent Lab darf er 3.500 Euro mit nach Hause nehmen. Eine lobende Erwähnung erhielt "Inhabitants" von Mery Aghakhanyan.

Quelle: www.filmfestival-goeast.de