Die Preisträger bei LUCAS Internationales Festival für junge Filmfans 2018

Bei der 41. Ausgabe von LUCAS Internationales Festival für junge Filmfans waren rund 9500 Menschen zu Gast. LUCAS stellt damit einen neuen Besucher/innen-Rekord auf. 21 Langfilme und ebenso viele Kurzfilme standen im Wettbewerb um insgesamt neun Preise, davon sechs dotierte LUCAS-Preise.

 

Erstmals vergab in diesem Jahr Cinema Without Borders den GoE Bridging The Borders Award bei LUCAS. Bei der Preisverleihung am Donnerstagabend im Deutschen Filminstitut & Filmmuseum beglückwünschten die Frankfurter Stadträtin Elke Sautner, die Direktorin des Deutschen Filminstituts & Filmmuseums, Ellen Harrington, und Festivalleiterin Julia Fleißig die Gewinner im Kino des Deutschen Filminstituts & Filmmuseums.

Langfilme:
Der mit 5000 Euro dotierte Preis für den besten Langfilm in der Altersgruppe 8+ ging an "Jeg er William" ("Ich bin William", DK 2017, R: Jonas Elmer). In der Jurybegründung für "Jeg er William " heißt es: "Der elfjährige William hat es nicht leicht. … Der Film schafft es aber mit Witz und schrägem Humor, die Schwere leicht zu machen. Trotz seiner misslichen Lage findet William hervorragend gespielt vom Darsteller Alexander Magnusson ungewöhnliche Wege, Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen und rettet damit nicht nur sich, sondern auch seine Familie."

Eine lobende Erwähnung widmete die Jury dieser Altersgruppe "Supa Modo" (DE/KE 2018, R: Likarion Wainaina).

In der Altersgruppe 13+ wurde "Madeline's Madeline" (US 2018, R: Josephine Decker) mit dem Preis für den besten Langfilm ausgezeichnet. Er ist mit 5000 Euro dotiert. In der Jurybegründung heißt es: "… nach langen Diskussionen einigten wir uns auf einen Film, der ein einzigartiges Ensemble aus Regie, Schauspiel, Schnitt, Tonmischung und auch Kameraführung bietet. Den Film im Kino zu sehen war ein aufregendes Erlebnis: Ein emotionaler Ritt, der die individuelle Perspektive der Protagonistin erlebbar machte."

Die Jury der Sektion 13+ vergab außerdem einen Preis für eine außergewöhnliche cineastische Leistung: Der mit 2000 Euro dotierte Preis ging an "Jordgubbslandet" (SE 2016, R: Wiktor Ericsson). Ferner sprach die Jury eine lobende Erwähnung für die kanadische Produktion "Les Faux Tatouages" ("Fake Tattoos", CA 2017, R: Pascal Plante) aus.

In der Sektion 16+ vergab eine internationale junge Jury in diesem Jahr erstmals den mit 3000 Euro dotierten LUCAS Youngsters Award. Mit dem Preis ehrten sie den kenianischen Film "Rafiki" (ZA/DE/NL/FR/KE/NO 2018, R: Wanuri Kahiu). Die Jury begründete ihre Entscheidung folgendermaßen: "Zwei starke Charaktere führen uns durch ihre queere Liebesgeschichte in Kenia. Beeindruckende, leuchtende Farben stehen den dunklen Seiten der mutigen Herausforderung der beiden jungen Frauen gegenüber. Der Film bietet ein authentisches Schauspiel, gut geschriebene Charaktere und einen Soundtrack voller Girl Power. Hierbei entspricht er dem Anspruch der beiden Protagonistinnen, 'etwas Echtes zu sein'."

Kurzfilme:
Den Preis für den besten Kurzfilm in der Sektion 8+ verlieh die Jury an "Yizhí Qí Ya Yizhí Qí" ("Bleib' dran", TW 2016, R: Ya-yu Lin). In der Jurybegründung  heißt es: "Auf leise und leichte Art erzählt der Film konsequent aus der Sicht der Kinder die Geschichte eines liebevollen Verhältnisses zweier taiwanischer Brüder."

Eine lobende Erwähnung sprach die Jury 8+ für "Lenno en de Maanvis" ("Lenno und der Skalar", NL 2017, R: Shamira Raphaëla) aus.

In der Sektion 13+ ging der Preis für den besten Kurzfilm an "Ngiti Ni Nazareno" ("Nazarenos Lächeln", PH 2018, R: Louie Ignacio). Die Jury lobte an dem Film: "Der Film fängt wunderschön die Welt eines Jungen auf den Philippinen ein, der verzweifelt nach dem Glück seiner Mutter sucht."

ECFA-Award:
Die dreiköpfige Jury der Europäischen Kinderfilmvereinigung European Children's Film Association verlieh ihren ECFA-Award an den Dokumentarfilm "Tungeskjærne" ("Zungenschneider", NO 2017, R: Solveig Melkeraaen). Die Jury befand: "… Auffallend war jedoch diese außergewöhnliche Dokumentation. Es stellt ein Mädchen und einen Jungen in den Mittelpunkt der Geschichte und wir können ihr Leben durch ihre Augen nachempfinden. Die Verbindung zwischen Tradition und modernem Leben im Norden Norwegens schafft eine einzigartige Atmosphäre, in der wir der wachsenden Freundschaft und der Entwicklung von Ylva und Tobias folgen können. Wunderbar stimmungsvoll porträtiert der Film Kinder, die die Möglichkeit erhalten, Verantwortung für Arbeit, Leben und auch füreinander zu übernehmen."

Bridging The Borders Award:
Die siebenköpfige Cinema Without Borders Jury wählt aus den verschiedenen Wettbewerbssektionen den Preisträger aus. Cinema Without Borders ehrt mit dem Preis einen Film, der Grenzen überwindet und interkulturellen Austausch fördert. Mit dem Bridging The Borders Award zeichnete die Jury "Rafiki" (ZA/DE/NL/FR/KE/NO 2018, R: Wanuri Kahiu) aus. In der Jurybegründung heißt es: "… möchten wir einen Preis an einen Film vergeben, der dazu beiträgt, Menschen aus unserer Welt näher zusammenzubringen. Der Bridging The Borders Award geht an einen Film mit exzellenter Regie, Schauspiel und Kameraführung, der eine moderne Interpretation von Romeo und Julia bietet. Zwei Familien und eine Gesellschaft, die durch ihre Politik und ihre Vorurteile gespalten ist."

Eine lobende Erwähnung sprach die Jury ferner an Gabriela Pichlers humorvolles Plädoyer für die Meinungsfreiheit "Amatörer" (SE 2018) aus.

Publikumspreis:
Der via Stimmzettel ermittelte, undotierte LUCAS-Publikumspreis geht an Damon Cardasis' einfühlsames Coming-of-Age-Debüt: "Saturday Church" (US 2017) aus der Sektion 13+.
 
Insgesamt präsentierte LUCAS in seiner 41. Ausgabe mehr als 60 Filme aus 32 Ländern. Die beiden Jurys in den Altersgruppen 8+ und 13+ setzten sich paritätisch aus je drei Kindern oder Jugendlichen und drei Filmexpert/innen zusammen. Die Youngsters-Jury besetzen sechs junge Erwachsene im Alter von 16 bis 18 Jahren. Die filmaffinen Nachwuchsjuror/innen kommen aus Polen, Deutschland und Finnland. Neben der Möglichkeit, als Jurymitglied beim Festival mitzuwirken, gab es bei LUCAS zahlreiche Projekte, die Kinder und Jugendliche zum Mitmischen! aufforderten. So führten junge Filmliebhaber/innen als Festivalreporter/innen Interviews mit Filmschaffenden oder anderen Beteiligten des Festivals und berichteten vom Festivalgeschehen. Bei dem Projekt "LUCAS dokt!" produzieren Schüler/innen eine Festivaldokumentation, die sie im Frühjahr präsentieren. Als Filmkritiker/innen widmeten sich Kinder und Jugendlichen Wettbewerbsfilmen und verfassten Filmkritiken, die auf der LUCAS-Website online gestellt sind. Vier junge Cinephile aus Deutschland und Griechenland, die Young European Cinephiles, kuratierten ihr eigenes Filmprogramm zum Thema virtuelle Welten, das sie in der Festivalwoche an drei Abenden im Kino vorstellten.

Der Familientag am 23. September stellte abseits des Filmprogramms einen ersten Höhepunkt in der Festivalwoche dar. Mehr als 2000 Besucher/innen strömten am Sonntag ins Deutsche Filmmuseum, tauchten im Kinosessel, in der Bluebox, und bei Animationsfilm-, Programmier- und Scherenschnittworkshops sowie weiteren Mitmachaktionen in die Welt des Films ein und ließen sich von der Maus aus der Sendung mit der Maus erklären, was hinter Virtual Reality steckt.

Interessierte Besucher/innen informierten sich auf einer Podiumsdiskussion über das Thema "Filmfestivals als Orte kultureller Bildung" am Dienstag, 25. September. Internationales Fachpublikum aus der Filmbildung kam auf dem vom Deutschen Filminstitut & Filmmuseum mit dem EU-Projekt FLICK veranstalteten internationalen Fachtag "Filmbildung digital? Nationale und europäische Bildungspolitik in der Praxis" zusammen.

Stadträtin Elke Sautner würdigte die intensive Arbeit der Jurys und betonte, wie wichtig die vielen unterschiedlichen Erfahrungen seien, die junge Menschen bei LUCAS gesammelt hätten: "Eine aufregende Festivalwoche liegt hinter uns, ich bin sicher, den Kindern und Jugendlichen werden jede Menge Eindrücke nachhaltig in Erinnerung bleiben. Auch weil LUCAS ein Ort der Begegnung ist der Begegnung mit internationalen Filmschaffenden und mit jungen Protagonistinnen und Protagonisten der Filme, die in ganz unterschiedlichen Kulturen und Ländern zu Hause sind", so die Frankfurter Stadträtin.

Ellen Harrington blickt zurück auf das erste LUCAS, das sie als Direktorin des Deutschen Filminstituts & Filmmuseums begleitete: "Mein erstes LUCAS-Filmfestival geht nun zu Ende. Ich war beeindruckt von dem tollen Programm, das uns in der vergangenen Woche hier geboten wurde Aber nicht nur das: Kinder und Jugendliche warteten gespannt vor dem Kinosaal, dokumentierten das Festivalgeschehen mit der Kamera und im Saal hatten sie keine Scheu, mit den Filmschaffenden in Kontakt zu treten und ihnen interessante Fragen zu stellen. Heute Abend werden uns die Jurys die Ergebnisse ihrer Beratungen mitteilen, auf die ich schon sehr gespannt bin."

Auch die Festivalleiterin Julia Fleißig freut sich über die gelungene Festivalwoche und die internationale Atmosphäre an den Festivalspielorten: "Bei den Preisträgern fällt auf, wie thematisch divers die Filmbeiträge sind, aber auch aus wie viel unterschiedlichen Ländern die Filme stammen. Aus Dänemark, Norwegen und Schweden über Kenia, Taiwan und die Philippinen bis in die USA Ich bin glücklich, dass wir in diesem Jahr zwei neue Preise bei LUCAS vergeben und somit noch mehr Filmschaffende die Möglichkeit haben, für ihre herausragenden Werke geehrt zu werden." Das Filmprogramm von LUCAS, das sich an ein Publikum von vier Jahren bis 18plus richtet, lockte junge wie erwachsene Gäste in die Kinos. "Die Altersgrenze des Festivals ist nach oben hin offen. Mit der neuen Sektion 16+ | Youngsters haben wir ein Zeichen gesetzt, dass LUCAS erwachsener geworden ist. Außerdem entwickeln wir mit der Youngsters-Jury das internationale und partizipative Konzept des Festivals weiter fort", so Julia Fleißig. Neben den Förderern dankte Fleißig auch den zahlreichen ehrenamtlichen Helfer/innen, die das Festival erst möglich machten.

Die Gewinnerfilme werden noch ein weiteres Mal im Kino des Deutschen Filmmuseums gezeigt:

Freitag, 28. September, 14:30 Uhr: Gewinner der Sektion 8+
"Yizhí Qí Ya Yizhí Qí" ("Bleib' dran", TW 2016, R: Ya-yu Lin. 20 Min., OmeU mit dt. Live-Einsprache)
"Jeg er William" ("Ich bin William", DK 2017, R: Jonas Elmer. 86 Min., Dän. OmeU mit dt. Live-Einsprache. Freigegeben ab 6. Empfohlen ab 7)

Sonntag, 30. September, 11 Uhr: Gewinner der Sektion 13+
"Ngiti Ni Nazareno" ("Nazarenos Lächeln", PH 2018, R: Louie Ignacio. 15 Min. OmeU)
"Madeline's Madeline" (US 2018, R: Josephine Decker. 93 Min. Eng. OF. Freigegeben ab 12. Empfohlen ab 15)

Sonntag, 30. September, 15 Uhr: Gewinner der Sektion 16+ | Youngsters
"Rafiki" (ZA/DE/NL/FR/KE/NO 2018, R: Wanuri Kahiu. 82 Min. swa/eng. OmeU. Freigegeben ab 12. Empfohlen ab 16)

Quelle: www.lucas-filmfestival.de