Das Kino und die Krise der Öffentlichkeit - 16. Bundeskongress der Kommunalen Kinos - online 

In einer Welt, die von antidemokratischen und ökonomischen Konflikten geprägt ist, erleben wir durch die Pandemie und den damit verbundenen Lockdown auch eine radikale Krise der Öffentlichkeit. Doch welche gesellschaftspolitischen Schieflagen wurden durch die "Coronakrise" wirklich ausgelöst, und welche nur aufgezeigt oder verhärtet?

 

Wie wirkt sich die Krise auf das Kino als öffentlichen Ort aus? Was bedeutet der zunehmende "Umzug" in den virtuellen Raum für die Kinoarbeit? Und: (Wie) Kann Kino auf die Krise produktiv reagieren? Diesen Fragen widmet sich der diesjährige Bundeskongress der Kommunalen Kinos, der ausschließlich online stattfinden muss – im virtuellen kino3 des gastgebenden Filmhaus Nürnberg. 

In vorab aufgezeichneten Videogesprächen und Live-Online-Diskussionen möchten wir sowohl die gesellschaftspolitische Diskussion über die Krise der Öffentlichkeit vorantreiben als auch konkrete Auswirkungen der Corona-Krise auf die (Kino-)Kultur wissenschaftlich wie praxisnah reflektieren. Der Jahreskongress der Kommunalen Kinos versteht sich als eine Plattform zur Wissensaneignung und zum Austausch an der Schnittstelle von Theorie und Praxis. Vom 02. bis 09. Dezember 2020 stehen vorproduzierte Gesprächsbeiträge und ein digitales Filmprogramm im kino3 des Filmhaus Nürnberg zum Abruf bereit. Alle Live-Online-Veranstaltungen finden am 5. und 6. Dezember 2020 via Zoom statt. 

Kino als öffentlicher Ort – doch wo bleibt die Öffentlichkeit? 

Das Kino birgt als öffentlicher Ort und diskursiver Raum enormes Potenzial, wenn es darum geht, gesellschaftspolitische Themen zu verhandeln, die seine mediale und kulturelle Praxis erst ermöglicht. Ziel des Kongresses ist es auszuloten, wie ein zukunftsfähiges Kino aussehen könnte. Gleichzeitig geht es in diesem Jahr vor allem um eine kritische Auseinandersetzung mit den Nutzungsarten verschiedenster Medien, vor dem Hintergrund der – nicht nur coronabedingten - zunehmenden Digitalisierung. Welche Sensibilität im Umgang mit digitalen Formaten ist notwendig, um Kinoarbeit sinnvoll zu erweitern? Und wie lässt sich die Öffentlichkeit im und außerhalb des Kinos herstellen? Dabei ist die aktuelle Krise der Öffentlichkeit viel umfassender gemeint, als nur die aktuelle physische Schließung der Kinos und kulturellen Einrichtungen. Vielmehr beschäftigen wir uns mit dem schwindenden Stellenwert von Kultur und der Frage, welche Spuren die Ökonomisierung von Kultur auch in der konkreten Praxis der kommunalen Filmarbeit hinterlässt. 

Gespräche, Diskussionen, Webinare 

Was heißt eigentlich "das Digitale", "das Kino" oder "die Krise"? Der theoretische Diskurs widmet sich der Klärung grundlegender Begriffe, die oft selbstverständlich genutzt werden, ohne sie kritisch zu hinterfragen. In Form von vorab aufgezeichneten Gesprächen, moderiert von der medienpolitischen Sprecherin des Bundesverbands Borjana Gaković, wird der Versuch unternommen, der Bedeutung dieser Begriffe ein Stück näher zu kommen. So wird im Gespräch mit dem Medienwissenschaftler Prof. Dr. Jan Distelmeyer der Begriff der Digitalität analysiert und kritisch beleuchtet. Die Filmwissenschaftlerin Prof. Dr. Heide Schlüpmann spricht über Räume des Kinos, Bedeutung von Projektion, Aufführungspraxis und Programmgestaltung. Der Film- und Kulturkritiker Georg Seeßlen diskutiert die Ökonomisierung und Institutionalisierung der Krise und deren gesellschaftspolitische Auswirkungen auf die (Kino-)Kultur. Die (Kino-)Architektin, Stadtplanerin und Aktivistin Dr. Gabu Heindl zielt auf die radikale Demokratie in Architektur und Stadtplanung sowie im Kino als öffentlichen Ort. 

Der Autor und Filmregisseur Edgar Reitz reflektiert im Gespräch mit der Leiterin des Filmhaus Nürnberg Christiane Schleindl das Kino als geschützten Offline-Raum. Darüber hinaus tauscht sie sich mit dem Leiter der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen Dr. Lars Henrik Gass über die Zukunft des Kinos aus. 

Der Bundesverband als Veranstalter ist zudem selbst bei der Entwicklung und Erprobung der kinogeeigneten VoD-Plattform "Cinemalovers" vertreten, die beim Bundeskongress von den Initiatoren des Projektes, Jens Geiger und Mikosch Horn, vorgestellt wird. 

Das Live-Online-Programm am Samstag, 5. Dezember 2020 beginnt mit den Ergebnissen der Mitgliederumfrage des Bundesverbands zu den konkreten Auswirkungen der Corona-Krise auf die Kommunalen Kinos in Deutschland durch die Film- und Sozialwissenschaftlerin Dr. Morticia Zschiesche, die im Anschluss mit den Teilnehmenden diskutiert werden. Es folgt das Diskussionspanel mit dem Thema "Zwischen Bordell und Oper – wie steht es um den kulturellen Wert von Film und Kino in Deutschland?", konzipiert von Sarah Adam und Jakob Kijas, gefolgt von dem Gespräch zwischen Jack Bell (Director of Theatrical Sales der Park Circus Group) und Claudia Engelhardt (Filmmuseum München) zum Verleih von internationalem Filmrepertoire in Zeiten von Corona und Brexit (in englischer Sprache) mit anschließender Diskussion. 

Das Live-Online-Programm wird Sonntag, 06. Dezember 2020 fortgesetzt mit dem Diskussionspanel zum Thema "Filmfestivals in Zeiten der Krise", u.a. mit Dr. Maxa Zoller, Leiterin des Internationalen Frauenfilmfestival Dortmund | Köln und Andreas Lewin, dem neuen Leiter des Internationalen Filmfestivals Braunschweig. Im Anschluss findet eine Diskussion zum Projekt "Cinemalovers" statt. Bei der Abschlussdiskussion um 15:30 Uhr, moderiert von Ludwig Sporrer, werden die Ergebnisse des Kongresses zusammengetragen. 

Die Live-Online-Veranstaltungen werden als Zoom-Webinar bzw. als Zoom-Meeting durchgeführt. Am Mittwoch, 2. Dezember 2020, um 11 und um 19 Uhr und am Donnerstag, 3. Dezember 2020, um 15 Uhr gibt es Einführungen in Meetings mit Zoom und für das digitale Angebot des kino3.  

Das Filmprogramm mit Kurz- und Langfilmen wird in diesem Jahr ausschließlich online über den digitalen Kinosaal kino3 vom Filmhaus Nürnberg gezeigt. Mit der Kongressakkreditierung können, neben dem regulären Programm des kino 3, auch weitere filmische Raritäten aus dem Online-Angebot der Verbandsmitglieder Arsenal – Institut für Film und Videokunst, Berlin sowie Filmmuseum München abgerufen werden, des Weiteren ein Ausblick auf das Verbandsangebot 2021 im Rahmen des Projektes Canada Now. 

Der 16. Bundeskongress der Kommunalen Kinos ist eine Veranstaltung des Bundesverbandes kommunale Filmarbeit e.V. in Kooperation mit dem Filmhaus Nürnberg / kino3 (virtueller Kinosaal). Die Veranstaltung wurde durch die Förderung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Filmförderungsanstalt und dem FilmFernsehFonds Bayern ermöglicht.

Quelle: www.kommunale-kinos.de