Berlinale "Panorama" mit weiteren renommierten Regisseuren



Kurz vor Abschluss des Programms lässt sich bereits absehen, dass das wirklich unabhängige Kino - im Gegensatz zum Independent Cinema der Major Studios der frühen 2000er Jahre - angesichts der Wirtschaftskrise im Vorteil ist. In anderen Worten: Kino verspricht wieder radikaler, wagemutiger und damit inspirierender zu werden. Das beweist nicht nur die neue Generation von Filmemacherinnen wie beispielsweise Lucía Puenzo, die ihren zweiten Film "El niño pez" vorstellt, in dem die Liebe zweier Frauen Abgründe aufbrechen lässt, die weit über die persönliche Befindlichkeit hinausgehen und in einen Polit-Thriller münden.



Auch eine Koryphäe des unabhängigen Filmemachens wie Catherine Breillat (Manfred Salzgeber Award 2001 für "À ma soeur!") illustriert dies mit der Erforschung des Mythos Blaubart in ihrem neuesten Werk "La Barbe Bleue".

Michael Winterbottom und Mat Whitecross (Silberner Bär 2006 für "The Road to Guantanamo") präsentieren in Panorama Dokumente ein work-in-progress: "The Shock Doctrine" – basierend auf dem gleichnamigen Buch von Naomi Klein. Die Filmemacher analysieren den ungebrochenen Trend zur Privatisierung von Gesellschaftsvermögen, der inzwischen nahezu alle Volkswirtschaften erfasst hat und dabei ist, bei Milliarden Menschen das Bewusstsein von Ungerechtigkeit zu erzeugen.

In Philippe Liorets "Welcome" zeigt sich die tragische Lage, in der sich illegale Flüchtlinge aus dem Irak befinden, die von Frankreich aus nach England gelangen wollen.

Wie sich die Verfolgung der Juden zur Zeit der Nazi-Herrschaft auch noch heute unvermittelt auswirken kann, beschreibt Michael Glawogger in der deutsch-österreichisch-französichen Koproduktion "Das Vaterspiel".

30 Jahre Programm - Celebration Presentations
Anlässlich des 30. Jubiläums der Sektion, die 1980 vom damaligen Leiter Manfred Salzgeber als "Info-Schau" erstmalig präsentiert wurde (seit 1986 Panorama), werden einige Filmemacher der frühen Jahre mit ihren neuesten Filmen vorgestellt: 1985 beispielsweise zeigte die "Info-Schau" das Filmdebüt von Gus Van Sant, "Mala Noche", sowie die Dokumentation "The Times Of Harvey Milk" von Robert Epstein, der dafür den Oscar bekam. 2009 nun zeigt Gus Van Sant seinen neuen Film "Milk" über Harvey Milk, den ersten schwulen Stadtverordneten im San Francisco der späten 70 er Jahre, der einem Mordanschlag zum Opfer fiel, und Robert Epsteins Dokumentarfilm zum gleichen Thema kommt zur Wiederaufführung.

Auch Catherine Breillats zweiter Film "Tapage nocturne", der bereits im Gründungsjahr der Panorama-Sektion 1980 vertreten war, wird 2009 wiederaufgeführt.

Der diesjährige Special TEDDY Award-Preisträger Joe Dallesandro, der damals einen der Protagonisten des Films verkörperte, wird außerdem anlässlich des Porträtfilmes "Little Joe" von Nicole Haeusser nach Berlin kommen. Ein John Hurt-Triptychon rundet die Film-Feier zum 30. ab: im offiziellen Programm zeigt Panorama den neuen Film des Briten Richard Laxton, "An Englishman In New York", in dem John Hurt den späten Quentin Crisp in seiner New Yorker Zeit spielt, ganz so wie von Sting 1987 besungen in dessen gleichnamigem Hit.

Die Celebration Presentation umfasst dann sowohl den 1990 im Panorama uraufgeführten ersten Film von Jonathan Nossiter, "Resident Alien" (mit Quentin Crisp, John Hurt, Holly Woodlawn und Sting) als auch den legendären "The Naked Civil Servant" von Jack Gold (1975), in dem John Hurt den frühen Quentin Crisp in England darstellt.

Zu 30 Jahre Programm gibt es ein Sonderplakat: Grafiker Jörg Eschenburg hat aus etwa 70.000 Archivfotos 172 Bilder von Regisseuren und Schauspielern ausgesucht und zu einer historischen Collage zusammengestellt.

Quelle:
www.berlinale.de