Ausstellung und Filmreihe zu Zensur im Murnau-Filmtheater

Die Ausstellung "Verboten! Filmzensur in Europa" widmet sich vom 12. März bis 4. Mai 2014 im Deutschen Filmhaus (Wiesbaden) den unterschiedlichen Facetten des Themas.

Die begleitende Filmreihe zeigt ausgewählte Klassiker mit besonderer Zensurgeschichte: Das sowjetische Revolutionsepos "Panzerkreuzer Potemkin" wurde in der Weimarer Republik als "Gefährdung der öffentlichen Sicherheit" angesehen; Stanley Kubricks "Uhrwerk Orange" trägt das Label "Skandalfilm"; im Dritten Reich verboten waren die Ufa-Produktion "Der verzauberte Tag" und "Casablanca", das später "entnazifiziert" in die bundesrepublikanischen Kinos kam.

Eröffnet wird die Ausstellung von Ernst Szebedits (Vorstand, Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung), Rose-Lore Scholz (Stadträtin und Schirmherrin der Ausstellung), Swenja Schiemann (CineGraph, Hamburg) und Christiane von Wahlert (Geschäftsführerin, Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft) am Montag, 10. März (19 Uhr). Im Anschluss läuft um 20.30 Uhr "Panzerkreuzer Potemkin" (SU 1925/30) mit einer Einführung von Martin Reinhart (Österreichisches Filmmuseum und Technisches Museum, Wien).

Seit der Erfindung des Films Ende des 19. Jahrhunderts wurde immer wieder kontrollierend und einschränkend auf die Leinwanddarstellungen eingewirkt. Dabei änderten sich im Laufe der Jahrzehnte die Grundsätze und Methoden der Empörten, Anstoßnehmenden und Verbietenden, entsprechend den jeweiligen Machthabern und Staatsformen. Auch die Filmindustrie selbst griff – oft auf die Wünsche der staatlichen und religiösen Autoritäten oder die Reaktionen des Publikums spekulierend – in die Filme ein, beispielsweise durch verstümmelnde Kürzungen und verfälschende Synchronisationen.

"Verboten! Filmzensur in Europa" zeichnet Stationen der Filmzensur an ausgewählten Beispielen nach. Präsentiert werden Dokumente, Plakate und Fotos. Erstellt wurde die Schau von CineGraph - Hamburgisches Centrum für Filmforschung e.V. zu cinefest - Internationales Festival des deutschen Film-Erbes im November 2013. Im Deutschen Filmhaus, Wiesbaden wird sie in Kooperation mit der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung und der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) gezeigt. Die Ausstellung ist zu den Kinovorstellungen geöffnet, der Eintritt ist frei.

Kinotermine "Verboten! Filmzensur in Europa" im Murnau-Filmtheater

Fr 14.3. 18.30
"Panzerkreuzer Potemkin" ("Bronenosec Potjomkin")
Regie: Sergej M. Eisenstein, SU 1925/30, 45 min, Blu-ray, FSK: ab 12,
mit Aleksandr Antonov, Vladimir Barskij, Gigorij Alexandrow
Um den sowjetischen Revolutionsfilm "Panzerkreuzer Potemkin", zeitweise wegen "Gefährdung der öffentlichen Sicherheit" verboten, tobte in der Weimarer Republik ein jahrelanger Zensurkrieg. Eisensteins besondere Montagetechnik macht den Film zu einem der stilprägenden Klassiker der Stummfilmkunst. Gezeigt wird die jüngst in Wien entdeckte Nadeltonfassung von 1930 mit der Musik von Edmund Meisel.

Fr 21.3. 20.15 / Sa 22.3. 18.00 / So 23.3. 18.00
"Uhrwerk Orange" ("A Clockwork Orange")
Regie: Stanley Kubrick, GB 1970/71, 137 min, DCP, OmU, FSK: ab 16,
mit Malcolm McDonald, Patrick Magee, Michael Bates
Kubricks erschreckende Dystopie über eine anarchische und gewalttätige Londoner Jugendgang ist ein spezieller Fall von Selbst-Zensur. "Uhrwerk Orange" wurde nach seiner Premiere in Großbritannien gleichermaßen gefeiert, wie auch verdammt. Viele machten den Film für reale Gewaltverbrechen verantwortlich. Die Polizei legte Kubrick nahe, den Film zurückzuziehen. Daraufhin wurde er 25 Jahre lang nicht mehr in den dortigen Kinos gezeigt.

Mi 26.3. 15.30 / So 30.3. 15.30
"Der verzauberte Tag"
Regie: Peter Pewas, DE 1943, 82 min, 35mm, FSK: ab 16,
mit Winnie Markus, Eva Maria Meineke, Ernst Waldow
In der Filmreihe zur Ausstellung zeigen wir einen Film aus unserem Bestand, der vor allem wegen der emanzipatorischen Frauenrollen Missfallen beim Reichsfilmintendanten Fritz Hippler erregte. "Der verzauberte Tag" wurde trotz mehrfacher Änderungen 1944 verboten. "Aus heutiger Sicht ist die romantisch-melodramatische Geschichte eine der interessantesten Produktionen der 40er Jahre." (Lexikon des internationalen Films)

Fr 28.3. 18.00 / So 30.3. 18.00
"Casablanca"
Regie: Michael Curtiz, USA 1942, 81 min, 35mm, deutsche Zensurfassung von 1952,
FSK: ab 16, mit Humphrey Bogart, Ingrid Bergmann, Paul Henreid
Nazis raus! Aus Rücksicht auf die Gemüter des Publikums in der Bundesrepublik eliminierte der Verleih 1952 kurzerhand die deutschen Nazi-Bösewichte um Conrad Veidt aus dem heutigen Filmklassiker. Widerstandskämpfer Victor Laszlo verwandelte sich in einen Erfinder geheimnisvoller "Deltastrahlen". Aus einem Antinazi-Melodram wurde ein exotischer Abenteuerfilm. Sehr selten zu sehen!

Quelle und weitere Informationen: www.murnau-stiftung.de