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Günther Bastian, film-dienst, Nr. 25, 11.12.1990

Wenn "Didi" Hallervorden im Fellkostüm als Berliner Bär durch das Brandenburger Tor radelt, beginnt ein als Satire ausgegebener Klamauk, bei dem man sich manchmal ins Werbefernsehen versetzt fühlt. So zum Beispiel, wenn eine Katze sich mit geschickter Pfote ein bestimmtes Markenfutter für Zimmertiger aus dem Kühlschrank holt, dem sie im weiteren Verlauf des Films zum Fressen auch Stalins Leber entnimmt. Diese ist das Diebesgut eines Nachtwächters, der an einem Berliner Klinikum mit pathologischen Sammlungen angestellt ist und zur Auffrischung seiner Finanzen "prominente" Organe stiehlt und sie an einen undurchsichtigen Geschäftsmann verscherbelt. Eine unfallträchtige Begegnung mit der spielsüchtigen Kreditleiterin einer Ärztebank läßt den Nachtwächter zum Chefarzt einer Privatklinik werden. Denn die dem Poker verfallene Bankfrau hat sich zur Beschaffung von Geld einen imaginären Kreditnehmer namens Dr. Tetzlaff ausgedacht. Und weil ihr Chef den mit 750.000 DM verschuldeten Phantomarzt zwecks Regelung der Rückzahlung einmal persönlich sprechen möchte, erpreßt sie den organschmuggelnden Nachtwächter nach Kenntnis seiner Diebereien dazu, die Rolle des Dr. Tetzlaff zu spielen. Weil der Bankchef von diesem falschen Arzt durch einen glücklichen Zufallsgriff von einem chronischen Rückenleiden befreit wird, will er einer kreditsuchenden Privatklinik das Geld zu ihrer Sanierung nur geben, wenn der "Wunderdoktor" zu ihrem Leiter ernannt wird. Das löst weitere Verwirrungen und komisch gemeinte Mißverständnisse und Situationen aus, bis alle die Banker, Spielsüchtigen und richtigen und falschen Ärzte sich augenzwinkernd auf Kompromisse untereinander einigen, weil jeder in dieser Geschichte ein bißchen kriminell geworden ist.

An die große Tradition der Arzt-Komödie von Molière, über Shaw bis Curt Goetz darf man gar nicht denken, wenn man diesem grobgeschnitzten Typen-Späßchen gerecht werden will. Gewiß gibt es eine Wahrheit der Karikatur. Aber hier deckt sich die Geometrie des Aufbaus nicht mit der Geometrie der Komik. Zwar gibt es manchen Ansatz zu gutem Witz und kritischer Übertreibung, wenn etwa der kleine Nachtwächter ärztliches Wissen und Gehabe aus der "Schwarzwaldklinik"-Serie bezieht oder der Konkurrenzkampf im Rettungswesen geschildert wird. Aber die Satire auf die Ärzte ist die reinste Posse. Die Seitenhiebe gegen Organschmuggel, Ärztepfusch, medizinische Scharlatanerie und die geldtüchtige Durchlöcherung des hippokratischen Ethos" entarten meist zu dümmlichen Geschmacklosigkeiten. Dieter Hallervorden erweist sich einmal mehr nicht als der richtige Mann für schwarzen Witz und elegante Gag-Balance. Angesichts des Mangels an Esprit kann man nur dem Kabarettisten Jochen Busse recht geben, der neulich betrübt feststellte, daß das Bedürfnis nach Satire nachlasse. Bei diesem mißratenen Filmversuch, Lachen als beste Medizin zu verordnen, ganz bestimmt!

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