Stadtgespräch

Deutschland 1995 Spielfilm

Inhalt

Monika ist Radiomoderatorin eines Hamburger Privatsenders und spezialisiert auf Beziehungstipps. Ihr eigenes Liebesleben kommt jedoch nicht in die Gänge, bis sie sich von ihrem Bruder René zu einer Kontaktanzeige überreden lässt. So lernt sie den Traummann Erik kennen, für den sie sogar ins Fitnessstudio geht.

 

Dort trifft sie Sabine – verheiratet, zwei Kinder – und die beiden Frauen freunden sich an. Entsprechend groß ist Monikas Bestürzung, als sie erfährt, dass Erik Sabines Mann ist, und das Ganze wird noch komplizierter, als die Freundin samt Kindern bei Monika einziehen will, weil sie weiß, dass ihr Angetrauter sie mit einer anderen betrügt. Monika sitzt zwischen allen Stühlen und als die Affäre schließlich auffliegt, kommt es "live on air" zum verbalen Showdown – die Beziehung wird zum Stadtgespräch.

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Heinz17herne
Heinz17herne
Die Radiomoderatorin Monika ist bei einem toughen Hamburger Privatsender jeden Morgen zur besten Rush-Hour-Verkehrsstauzeit live on air mit ihrer Reality-Show, in der sie einer frustrierten Zuhörerin schon ’mal rät, nicht so viel Aufwand zu treiben „für einen kleinen Orgasmus“. Doch an ihrem 30. Geburtstag packt Monika die Torschlusspanik, zumal ihre Familie sie partout vom Singledasein befreien will: Ihre so resolute wie nervtötende Mutter ist mit guten Ratschlägen und einem netten Tischstaubsauger zur Hand, ihr schwuler Bruder René richtet ihr eine tolle Party aus und sorgt obendrein für makelloses Anschauungsmaterial in Person seines Lebensgefährten, des bodybuildinggestylten Tischlers Karl.

Per Kontaktanzeige beginnt die Suche nach dem Mann fürs Herz. Monika ordnet den Haufen der eingehenden Post in vier Kategorien und trifft sich mit dem harten Kern der Übriggebliebenen, immerhin ein halbes Dutzend, in dem Restaurant, wo René kellnert – schließlich verfügt ihr Bruder über die beste Männerkenntnis. Ein dolles Panoptikum potentieller Freier tut sich auf, und die entnervte Monika will nach manchen Rückschlägen schon die Brocken hinschmeißen, als Erik durch die Tür kommt: Kein Chauvi, aber durchaus eine männliche, gepflegte und dazu noch intellektuelle Erscheinung mit sonorer Stimme und auch noch Zahnarzt von Beruf, was besonders Monikas Mutter beeindruckt.

Unsere Radiotalkerin ist Feuer und Flamme, was sich sogleich auf die Einschaltquote ihrer frühmorgendlichen Lebenshilfe-Sendung auswirkt. Denn aus der zickigen Emanze ist über Nacht eine romantisch Liebende, einfühlsame Helferin in allen Lebenslagen geworden. Und dass „es“ ausgerechnet in seiner Arztpraxis passiert und nicht bei ihrem Traummann daheim, macht die lebenserfahrene Karrierefrau nicht misstrauisch. Erst viel später merkt sie, dass ihr „Mister Perfect“ Vater zweier Kinder und verheiratet ist – ausgerechnet mit ihrer besten Freundin Sabine. Die flüchtet sich, als sie Verdacht schöpft, ausgerechnet mit Kind & Kegel in Monikas Wohnung. Und um die Verwirrungen der Herzen auf die Spitze zu treiben, entdeckt Bruder René in Erik auch noch einen Oscar Wilde lesenden Bruder im Geiste.

Rainer Kaufmann hat die Story des amerikanischen Bühnenautors Ben Taylor flott und mit raschen, überraschenden Wendungen in Szene gesetzt, sodass die ZDF-Auftragsproduktion gar nicht nach TV-Ästhetik riecht. Immer neue „Dreiecke“ bilden sich – und alles live auf Sendung, denn Monika kann bald nicht mehr trennen zwischen Job und Privatleben. So mutiert ihr Objekt der Begierde in der Tat zum Stadtgespräch. Ironische Rekurse auf beliebte Seifenopern („Schwarzwaldklinik“) und satirische Seitenhiebe auf die Reality-Show-Aktivitäten unserer Kommerzkanäle erheben in Verbindung mit kleinen, verspielten Szenen und der Suggestionskraft großartiger Schauspieler Rainer Kaufmanns „Stadtgespräch“ über die Konfektionsware neudeutscher Beziehungskisten. Für Dean Martin- und Eartha Kitt-Fans offeriert Stefan Traub zudem manch‘ nostalgische Schmankerln.

Hergestellt vom Studio Hamburg, der längst nicht nur auf TV-Produktionen spezialisierten Tochter des Norddeutschen Rundfunks, fürs Fernsehen, überzeugte der Film bei der Uraufführung am 1. Juli 1995 auf dem Filmfest München dermaßen, dass ihn der Münchner Verleih Buena Vista Germany in die Kinos brachte. Und das mit großem Erfolg: Knapp 1,7 Millionen Karten wurden verkauft. Hauptdarstellerin Katja Riemann erhielt nicht nur das Filmband in Gold beim Deutschen Filmpreis 1996, sondern auch den Bayerischen Filmpreis und den Ernst-Lubitsch-Preis der Filmjournalisten. Regisseur Rainer Kaufmann wurde ebenfalls mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet und erhielt beim Filmfest München 1995 den Regieförderpreis der Hypo-Vereinsbank.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Dreharbeiten

    • 24.01.1995 - 02.03.1995: Hamburg und Umgebung
Länge:
2540 m, 93 min
Format:
35mm, 16:9
Bild/Ton:
Eastmancolor, Dolby SR
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 13.09.1995, 73819, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 01.07.1995, Hamburg, Filmfest;
Kinostart (DE): 26.10.1995;
TV-Erstsendung (DE): 05.01.1997, ZDF

Titel

  • Originaltitel (DE) Stadtgespräch

Fassungen

Original

Länge:
2540 m, 93 min
Format:
35mm, 16:9
Bild/Ton:
Eastmancolor, Dolby SR
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 13.09.1995, 73819, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 01.07.1995, Hamburg, Filmfest;
Kinostart (DE): 26.10.1995;
TV-Erstsendung (DE): 05.01.1997, ZDF

Auszeichnungen

Ernst-Lubitsch-Preis 1996
  • Ernst-Lubitsch-Preis
Bayerischer Filmpreis 1996
  • Bayerischer Filmpreis
Deutscher Filmpreis 1996
  • Filmband in Gold, Darstellerische Leistungen
Filmfest München 1995
  • Förderpreis Deutscher Film, Regie