Maxe Baumann aus Berlin

DDR 1986/1987 TV-Spielfilm

Kommentare

Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!

Heinz17herne
Heinz17herne
„Das einzige, was uns noch verbindet, sind Kreuzworträtsel“ sagt der 70-jährige Maxe Baumann über seinen um fünf Jahre jüngeren Bruder Fritz Baumann (ebenfalls Gerd E. Schäfer). Was ein Erbe des verstorbenen Vaters ist, einem wahren Rätselkönig. Ein anderes väterliches Erbe hat die beiden vor vielen Jahren entzweit: der eine bekam die Laube, der andere Bargeld. Mit dem er seiner Liebsten Hertha einen Trabi finanzierte, was Fritz ihm bis heute vorwirft. War er damals doch auch hinter dieser flotten Biene hinterher. Als ob Hertha den Maxe nur wegen des Autos das Ja-Wort gegeben hätte!

Nicht nur das Sommerfest des Kleingartenvereins steht bevor, sondern auch die 750-Jahr-Feier Berlins, die natürlich in der Hauptstadt groß gefeiert wird. Weshalb die Idee geboren wird, beides miteinander zu verbinden. Die umtriebige Erna Mischke will Maxe für die Rolle des Hauptmanns von Köpenick im großen Festumzug gewinnen, was aber an einem Strafzettel für falsches Parken scheitert, den die Rathaus-Mitarbeiterin nicht zurückzunehmen bereit ist. Nun wendet sie sich halt an Fritz – und der sagt begeistert zu.

Während seine Eltern Wally und Horst in Bad Liebenstein kuren, bereitet Jens Baumann zusammen mit seiner Gattin Constanze die Einschulungsfeier ihrer Zwillinge Martina und Marco (Monique und André Mannigel) vor. Erna Mischke hat ihre Beziehungen spielen lassen und einen Tisch im Köpenicker Ratskeller besorgt. Nun aber hängt der Haussegen schief: Maxes Enkel Jens ist Kraftfahrer und ausgerechnet am Festtag seiner Kinder mit dem Dreitonner unterwegs, er wird erst später im Ratskeller dazustoßen können. Constanze hat als männliche Begleitung kurzerhand ihre Jugendliebe, Fritzes Sohn Udo Baumann, eingeladen, was sogleich Jens‘ Eifersucht hervorruft.

Die völlig unbegründet ist, hat sich Udo doch Hals über Kopf in Erna Mischkes aus Dresden angekommene Tochter Daniela verliebt, die ihm am Bahnhof Friedrichstraße über den Weg gestolpert ist, bevor sie ebenso unverhofft im grünen Laubfrosch ihrer resoluten Mutter verschwand. Aber nicht folgenlos: Fest-Organisator Maxe Baumann hat für den Jugendtanz die Gruppe „Brennessel“ seines Neffen Udo organisiert. Der schnulzt gerade „Die Augen der Nacht“, als ihn die glutäugigen Blicke Danielas treffen. Und nun ist es endgültig um beide geschehen.

Nach der Einschulung der Zwillinge geht es zunächst mit Uropa Maxe zur Vorlesestunde an den Märchenbrunnen, bevor die Familie im Gewölbe des Ratskellers platziert wird: mit Udo am Tisch, was den reichlich spät eintrudelnden Jens geradezu explodieren lässt. Aber auch in Maxe keimt Eifersucht, als er seine Gattin Hertha scheinbar inflagranti mit Fritz im Lustgarten erwischt. Dabei war das ein abgekartetes Spiel aus Rache, nachdem sich Maxe die Hauptmanns-Uniform aus dem Fundus unter den Nagel gerissen hat, um seinem Bruder den großen Auftritt zu vermasseln. In der Tat hat Fritz das Nachsehen und Maxe erntet die Lorbeeren als Hauptmann-Darsteller im Festumzug und es bedarf schon einiger Anstrengungen, bis es zur Versöhnung der Brüder bei einem zünftigen Essen im historischen Lokal „Zur letzten Instanz“ kommt…

Zwischen 1976 („Ferien ohne Ende“) und 1982 („Max bleibt am Ball“) hat Gerd. E. Schäfer als Maxe Baumann mit viel Herz und Berliner Schnauze siebenmal die Silvesterabende des DDR-Fernsehens mit krachenden Schwänken bereichert. Ein Wiedersehen mit dem Volksschauspieler gab es vier Jahre später im Metropol-Theater am Bahnhof Friedrichstraße im Musical „Ferien mit Max“, einem großen Kassenschlager. Parallel dazu entstand in Adlershof der Plan eines Musikfilms zur 750-Jahr-Feier Berlins. Zusammen mit Goetz Jaeger (Buch und Liedtexte) schrieb und inszenierte Günter Stahnke 78 Minuten harmlose Unterhaltung, eigentlich der Rede nicht wert.

„Maxe Baumann aus Berlin” punktet aber nicht nur mit Gerd E. Schäfer in einer Doppelrolle, Helga Hahnemann und Ensemble-Neuzugang Helga Göring. Bis in kleinste Nebenrollen geben sich die DDR-Stars auf dem Bildschirm die Ehre, etwa Herbert Köfer als Chef der Köpenicker Rentnerband. Die Defa-Auftragsproduktion empfängt die Hauptstadt-Besucher im Jubiläumsjahr am Flughafen Schönefeld, zeigt ihnen die touristische Top-Ten u.a. mit Alex, Rotem Rathaus, Palast der Republik, Ahornblatt an der Fischerinsel, Prenzlberger Kiez und Müggelspree-Segelrevier aus der Luft (das Brandenburger Tor gabs mauerbedingt nur ebenerdig aus der Ferne).

Opulente Choreographien im Stil internationaler Revuen (Hochzeitsträume auf dem Gendarmenmarkt, furioser Charleston-Formationstanz im Treppenhaus des Köpenicker Rathauses, S-Bahn-Ballett im Bahnhof Alexanderplatz) vermischen sich mit heiter-ironischen Tableaus, etwa gleich zu Beginn die musikalische Hommage des Leierkastenmannes Erwin (Berthold Schulze) an Maxe Baumann, Maxens Alptraum einer erneuten Einschulung oder die Verlebendigung der Figuren an Ludwig Hoffmanns Märchenbrunnen im Volkspark Friedrichshain. In diesen Szenen glänzen Solisten des Friedrichstadtpalastes, des Metropol-Theaters und sogar der Leipziger Oper, wirken große Klangkörper wie der Rundfunkchor Berlin mit.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Titel

  • Originaltitel (DD) Maxe Baumann aus Berlin

Fassungen

Original

Aufführung:

TV-Erstsendung (DD): 01.05.1987, DDR-TV