Frühstück im Bett

DDR 1982 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Warum denn in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah: Wintersportparadies Thüringen. Groß und Klein jagt auf Skiern oder Rodelschlitten die tief verschneiten Hänge herunter, andere müssen solches „Stehvermögen“ noch üben. Mitten in einer Gruppe junger Leute scheint ein Handy zu klingeln, doch als Eberhard Schäfers nur 74-minütiges Lustspiel „Frühstück im Bett“ nach einem Szenarium von Hans-Joachim Riegenring erstausgestrahlt wird am 3. Februar 1983 im Fernsehen der DDR, kann von solch‘ digitaler Errungenschaft noch keine Rede sein. Der Weckruf kommt vom Armband und bedeutet dem Träger Rolf Urban (Jürgen Trott), dass er schleunigst zum Ferienheim zurückkehren muss, in dem er als Kellner arbeitet. Wo ihn sein pedantischer Chef (Wolfgang Greese) schon an der Treppe erwartet: Pünktlichkeit steht auch in diesem volkseigenen Ferienbetrieb Morgensonne ganz oben auf der Tagesordnung. Und Freundlichkeit den in- und ausländischen Gästen gegenüber: Rezeptionistin Birgit (Viola Schweizer), auf die es der charmante Rolf abgesehen hat, und Oberkellner Willi (Willi Schrade) sind angehalten, auch notorischen Nörglern ihr freundlichstes Gesicht zu zeigen.

Rolf telefoniert mit seiner Schwester Susanne Urban (Petra Strojwasiewicz) in Rostock: Da gerade Hochsaison ist, kann er zu Mutters Geburtstag nicht ‘mal eben zweihundert Kilometer gen Norden fahren. Wie wäre es, wenn beide zu ihm kämen zu einem verlängerten Ski-Wochenende in der Morgensonne? Susanne ist begeistert, hat sie doch vom Gastspiel des „Rock-Circus“ in der Zeitung gelesen. Sie kennt die ganze Truppe – und speziell den Musiker Pit (Thomas Gumpert), der im Ferienheim für die Tontechnik zuständig ist. Was würde Mutter dazu sagen? Die attraktive Sparkassen-Angestellte Vera Urban (Micaela Kreißler) wird geradezu belagert von zwei Junggesellen, die sich vorstellen könnten, mit der geschiedenen zweifachen Mutter sozusagen das Kissen zu teilen in der zweiten Lebenshälfte: ihr Chef, der eher etwas trockene Filialleiter Ernst Martin (Herbert Köfer), und ihr scheinbar bester Kunde, der lebenslustige, stets zu Scherzen aufgelegte Seemann Winter (Paraderolle für Günter Schubert), der im Grunde gar keine Bankgeschäfte tätigen sondern stets nur seiner Angebeteten nahe sein will.

Was Tochter Susanne nicht verborgen geblieben ist. Nachdem sie ihre Mutter ‘rumgekriegt hat, für ein paar Tage nach Thüringen zu fahren, was gar nicht so schwer war, spricht sie mit Winter, der bisher immer auf den richtigen Moment gewartet hat, Vera Urban seine Gefühle zu offenbaren: in feucht-fröhlicher Ferienstimmung sei das doch kein Problem. Was beide nicht wissen können: Gleichzeitig hat Vera ihren Chef ermuntert, sich ebenfalls eine Auszeit im Wintersportzentrum zu nehmen. So treffen beide Rivalen bereits im Speisewagen der Deutschen Reichsbahn aufeinander, wo es Martin gelingt, den vertrauensseligen Seebären so betrunken zu machen, dass er das Reiseziel verschläft und entsprechend verspätet in der „Morgensonne“ eintrudelt. Nach diesem freilich nur kurzzeitigen Anfangserfolg wird der nüchterne Finanzexperte von seinen Tanten Anna (Ursula Braun) und Martha (Ingeborg Krabbe), bei denen er untergekommen ist, nicht nur nach Strich und Faden verwöhnt: die beiden so lebenserfahrenen wie resoluten Frauen wollen ihren „Ernstel“ zu einem sportlichen Adonis und gleichzeitig zu einem tanzwütigen Charmeur trimmen.

Rolf Urban wird derweil von einem verführerischen Gast auf die Probe gestellt: Bella (Solveig Müller) ist nur mit einem Handtuch bekleidet, als er ihr Sekt auf dem Zimmer serviert. Doch die Schöne, nomen est omen, die er später als scheinbar zersägte „Donna“ im Varieteprogramm des Ferienheims wiedersieht, beißt sich nicht nur an seinem Berufsethos die Zähne aus: Rolfs privates Interesse bezieht sich ganz auf Birgit, zumal diese gerade den äußerst gutaussehenden Pit durch die Räumlichkeiten führt. Was selbst Mutter Vera nicht ahnt: Mit einem gewissen Georg Hartmann (Alfred Struwe) befindet sich noch ein Gast in der Morgensonne, der es – auch – auf sie abgesehen hat. Der hat zufällig erfahren, dass sein Sohn Rolf, den er seit dessen Kindheit nicht mehr gesehen hat, hier als Kellner arbeitet. So kommt es zu überraschenden Wiederbegegnungen, die alte Gefühle wiederaufleben lassen. Von denen sich Vera aber nicht den Urlaubsspaß verderben lassen will: Während ihr Verehrer-Trio einsam im Restaurant sitzt in Erwartung der allseits Umgarnten, feiert sie mit ihren Kindern und deren Freunden nach einer romantischen Schlittenfahrt bei Fackelschein einen zünftigen Baudenabend. Am anderen Morgen will die Gratulationscour schier kein Ende nehmen bevor endlich Geburtstag gefeiert werden kann – mit Frühstück im Bett…

Eberhard Schäfers Filmlustspiel, eine Defa-Produktion (PL Dr. Walter Kronenthal) für das Fernsehen der DDR, ist nicht nur flott inszeniert zur Musik von Rainer Oleak, sondern in Teilen regelrecht choreographiert mit einer zehnköpfigen Mannequin- und Dressmen-Truppe, die dem animierten Fernsehpublikum die aktuelle Winter- und Sportmode made in GDR schmackhaft macht, wie die Postkartenidyll-Landschaft samt Wildtierrudel ins vorteilhafteste Licht gerückt von Kameramann Wolfgang Pietsch. So schön, so abwechslungsreich – und so spannend einschließlich fast nacktem Mann im Schrank ist Urlaub daheim!

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Aufführung:

Uraufführung (DD): 03.02.1983, DDR-TV

Titel

  • Originaltitel (DD) Frühstück im Bett

Fassungen

Original

Aufführung:

Uraufführung (DD): 03.02.1983, DDR-TV