Die Seefee

DDR 1974/1975 TV-Film

Kommentare

Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!

Heinz17herne
Heinz17herne
„Nirgends ist der Mensch so glücklich wie in einem Segelboot“ erklingt es fröhlich aus dem Off zu traumschön-idyllischen Bildern des Dahme-Spree-Gebietes südöstlich der Hauptstadt. Die Armada der in Zeuthen beheimateten Segel-Sektion der Betriebssportgemeinschaft (BSG) des Volkseigenen Betriebs ibi Plast Berlin muss sich das Wasser nur mit ein paar Ruderern und Ausflugsbooten der Weißen Flotte teilen.

In der Kantine wird der Neuzugang Ulf (Frank Schenk) von den Kollegen seiner Reparaturbrigade mit der nur „Küchenfee“ genannten Köchin Biggi (Katrin Martin) bekannt gemacht – und sogleich gewarnt: die attraktive junge Frau segelt nur im Team mit Kollegin und Freundin Erna (Madeleine Lierck), und das höchst erfolgreich, ist aber noch nie bei einem Mann vor Anker gegangen. Was den durchaus stattlichen Ulf, der als Klempner bisher nur beim ihn offenbar wenig befriedigenden Neubau gearbeitet hat, herausfordert.

Er passt Biggi am Fabriktor ab und lässt sich von der prompten Abfuhr nicht einschüchtern, sondern versucht es – mit Hilfe einer Pfütze am Straßenrand – ein zweites Mal. Mit mehr Erfolg: Biggi lässt sich von ihm nach Johannisthal fahren, was einen neugierigen Kollegen, der die Szene aus sicherem Abstand verfolgt hat, erstaunt ausrufen lässt: „Mannomann, da kannste was lernen!“

Der bisherige Motocross-Fan Ulf sattelt um und behauptet, als er unvermittelt am Bootsschuppen auftaucht: „Ich bin zum Seemann geboren“. Die beiden BSG-Leiter Erwin, genannt „Ecke“ (Günter Wolf), und Jago (Kurt Radeke) sind skeptisch, zumal sie mitbekommen, dass er mit dem Fach-Chinesisch der alten Wasserratte „Kutte“ Kurt (Gerd Ehlers) nichts anzufangen weiß. Und von Biggi erst einmal zum „Bademeister“ gemacht, d.h. unsanft ins Wasser befördert wird.

Als sich aber herausstellt, dass Ulf im Besitz eines Schweißerpasses ist und sich auch sonst, etwa bei der Reparatur des Slipwagens, als so patenter wie arbeitswilliger Kumpel entpuppt, wird er gegen den Willen Biggis in die BSG aufgenommen und mit einer Aufgabe betraut, an der schon viele gescheitert sind: Die „Kenter-Jule“ wieder flott zu machen. Das einst schnellste Boot im Schuppen hat seinen Spitznamen nach einer ganzen Unfallserie mit unterschiedlichen Besatzungen erhalten.

„Vom Bademeister zum Kapitän“: Ulf malocht in jeder freien Minute, was Ecke, Jago und Kutte mächtig imponiert. Sie stellen ihm Karin (Manuela Marx) als Segel-Lehrerin an die Seite, sodass Ulf nach der erneuten Taufe der Kenter-Jule selbst das Ruder in die Hand nehmen kann. „Sein“ Boot heißt nun „Seefee“, was die düpierte Küchenfee Biggi nicht zu Unrecht auf sich bezieht.

Bei ersten Ausfahrten kaufen Ulf und Karin dem bisher schnellsten Team Biggi/Erna den Schneid ab. Doch nach einer für Ulf überraschenden Windböe macht die Kenter-Jule ihrem Spitznamen alle Ehre: Jetzt ist er sauer, weil ihn Biggi nicht vorgewarnt hat. Und schlägt mit einem Streich zurück, bei dem eine kleine Konservenbüchse großen Schaden anrichtet und – freilich ungewollt – dem Favoritenteam bei „der“ Regatta der Saison eine krachende Niederlage beschert.

Dass am Ende dieser laut Vorspann „heiteren Segelgeschichte“ in Johannisthal geheiratet und in Zeuthen groß gefeiert wird, kommt nicht wirklich überraschend, bedeutet aber das glückliche Ende einer – im mehrfachen Sinn zu Land und auf dem Wasser – höchst wendungsreichen Liebeskomödie. In der Regisseur Hubert Hoelzke einen interessanten Einblick in die durchaus nicht konfliktfreie Arbeitswelt und Freizeitgestaltung eines großen DDR-Betriebes ermöglicht. Während der Erzkomödiant Heinz Rennhack als Kantinenchef Trausch einen erbsenzählenden Bürokraten gibt, bleiben sowohl die Partei (vom Sekretär Hans-Werner ist nur kurz die Rede) als auch gesellschaftliche Organisationen ausgeblendet.

Die 75-minütige turbulent-heitere Alltagsgeschichte „Die Seefee“ (PL Horst Bauer), unterlegt mit populärer Schlagermusik und harmlosen Träumen vom Glück unter DDR-Fähnchen, ist im Sommer 1974 in Berlin (Johannisthal und Müggelspree) und Brandenburg (Dahme und Zeuthener See) gedreht und am 2. März 1975 im Fernsehen der DDR erstausgestrahlt worden. Im Abspann, soviel Freiheit durfte sein, stellen sich die Protagonisten augenzwinkernd direkt in Winfried Kleists Kamera sprechend selbst vor.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Länge:
2188 m, 80 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Erstaufführung (DD): 02.03.1975

Titel

  • Originaltitel (DD) Die Seefee

Fassungen

Original

Länge:
2188 m, 80 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Erstaufführung (DD): 02.03.1975