Die gestohlene Schlacht

DDR Tschechoslowakei 1971/1972 Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
1757, im zweiten Jahr des Siebenjährigen Krieges, steht Friedrich II., auch „der Große“ genannt, vor den Toren Prags. Seit sechs Wochen will er die Stadt einnehmen, in der sich der habsburgische Befehlshaber Herzog Karl von Lothringen, ein Schwager Maria Theresias, verschanzt hat. Den hat Friedrich zwar gerade besiegt, aber das Blatt könnte sich bald gegen die Preußen wenden, denn neue österreichische Truppen sind im Anmarsch.

Zudem ist die Kriegskasse gähnend leer. Es bleiben Friedrich nur noch fünf Tage, um Prag zu erobern. Weil es den dekadenten Blaublütern seines Führungsstabes um General von Schultze an einem Plan fehlt, soll kein Geringerer als der berühmte Meisterdieb Andreas Christian Käsebier, neunter Sohn eines bettelarmen Hallenser Schneiders und nach über achthundert Missetaten zu lebenslänglicher Haft in der Festung Stettin verurteilt, den Preußen aus der Patsche helfen: Wenn er sich in die Stadt einschleicht und die Tore von innen öffnet, verspricht der König ihm die Freiheit.

Der „Schrecken aller europäischen Geldsäcke“, so Käsebiers Selbsteinschätzung, geht auf das Angebot ein. Weil es den Langfinger, der schon als Kind im Gottesdienst bemerkenswerte Erfolge verzeichnen konnte, reizt, eine ganze Stadt zu stehlen. Doch durch Zufall erlauscht er ein Gespräch des Königs mit seinem Adjutanten von Krusemark: Nach erfolgreicher Schlacht soll er wieder hinter Gitter.

Auf der Reise nach Prag hat Käsebier das tschechische Mädchen Katka kennengelernt, als diese ihm helfend zur Seite sprang, um die durchgehenden Pferde eines Munitionswagens zu bändigen. Seit dieser Zeit hat er die schöne Schmugglerin, die zusammen mit Freunden heimlich Lebensmittel durch einen unterirdischen Gang in die belagerte Stadt bringt, nicht mehr aus den Augen verloren.

Der verliebte Käsebier schlägt sich heimlich auf die Seite der Prager und verhindert durch diverse Tricks den Sturmangriff der Preußen. Außerdem zwingt er den abseits seines Heeres zur Entspannung Flöte spielenden Preußenkönig zu einer unfreiwilligen Kahnfahrt auf der Moldau, um ihn zu entführen. Das geht schief und Käsebier hat schon die Schlinge um den Hals, als ihn seine Prager Freunde mit der Sprengung eines nahegelegenen Munitionsdepots der Preußen retten: der Obergauner entkommt, obwohl er sich nur schwer von Katka trennen kann...

„Eine historische Tatsache in freier Version“, bezeichnete der Defa-Regisseur Erwin Stranka seine Komödie. Den Meisterdieb Käsebier und seine Verbindung zu Friedrich II. hat es tatsächlich gegeben, was Egon Erwin Kisch in seiner Erzählung „Die gestohlene Stadt“ dokumentierte, die auch die Grundlage dieser Babelsberger Koproduktion mit dem Prager Barrandov-Studio war. Die Rolle des pfiffigen Meisterdiebs wurde Manfred Krug auf den Leib geschrieben - ein Jahr zuvor, 1970, hatte dasselbe Team schon die historische Komödie „Husaren in Berlin“ gedreht, die vor allem dank ihres Hauptdarstellers Krug beim Publikum gut ankam.

Es war eine Zeit, in der die Defa versuchte, mit leichter und zumal historisch-unverfänglicher Kost die Klippen einer zeitgenössischen Filmproduktion, die Bezug auf die Alltagsprobleme der DDR nimmt, zu umschiffen. Und dafür ganze Statistenheere aufmarschieren ließ. Auch Herwart Grosse war bei den „Husaren“ mit von der Partie, in der „Gestohlenen Schlacht“, uraufgeführt beim Defa-Sommerkino am 1. Juli 1972 in der Freilichtbühne Zittau, wird er als Friedrich II. zum ebenbürtigen Film-Gegner des natürlich auch wieder singenden Manni Krug. Grosse war einer der wichtigsten Protagonisten des Deutschen Theaters Berlin. Er hatte die Rolle des Alten Fritz schon auf der Bühne in Peter Hacks‘ Lustspiel „Der Müller von Sanssouci“ gespielt. Das frech-verschlagene, von einem stets ironischen Erzähler begleitete Zusammenspiel von Herwart Grosse und Manfred Krug ist ein wunderbares Kabinettstückchen zweier souveräner Komödianten.

„Der Soldat fragt nicht, der Soldat handelt“: Dieses fulminante Duo tröstet darüber hinweg, dass es sich bei „Die gestohlene Schlacht“ in weiten Teilen um eine nur sehr eingeschränkt erträgliche antimilitaristische und antifeudale Klamotte handelt, zu der auch Otto Hanischs konventionelle Kamera beigetragen hat. Noch zu nennen Karel Augusta als notgeiler Hauptmann von Glasenapp, Rolf Hoppe in einer Doppelrolle als stolzer Vater seines Ernstgeborenen Friedrich sowie als potentieller Henker Käsebiers, Husarengeneral Josef Barody, sowie Helena Ružicková als Gattin des Herzogs Karl, die, obwohl von diesem nur „Mausi“ genannt, heimlich die Hosen an hat im Hause Lothringen.

Pitt Herrmann

Credits

Drehbuch

Kamera

Darsteller

Alle Credits

Regie-Assistenz

Drehbuch

Kamera

Darsteller

Produktionsleitung

Länge:
2613 m, 96 min
Format:
35mm, 1:2,35
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 01.07.1972, Zittau, Freilichtbühne

Titel

  • Originaltitel (DE) Die gestohlene Schlacht
  • Weiterer Titel (CS) Ukradena bitva

Fassungen

Original

Länge:
2613 m, 96 min
Format:
35mm, 1:2,35
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 01.07.1972, Zittau, Freilichtbühne