Jungfer, Sie gefällt mir

DDR 1968 Spielfilm

Summary

Saxony in 1792: The beautiful damsel Ev, the heartthrob of all men, lives in a small village. Judge Adam has cast an eye on her, that is why he cannot stand the blacksmith Ruprecht, who also wants to marry Ev. One night, when Adam sneaks around Ev′s parents′ house to climb through her window, he is caught off guard by Ruprecht who throws a jug at the brazen voyeur, but can escape unrecognized. But now Ev′s mother sues poor Ruprecht for the broken jug – and of course the case is presented to Judge Adam. Although the truth about the nightly event is finally revealed, counsel of Justice Walter from Dresden arrests blacksmith Ruprecht for assault to save the reputation of justice. Actually, Walter is also in love with Ev and wants to eliminate his rivals in love. Eventually, he is also hit by a jug, while Adam is arrested for an earlier theft. Now, there is nothing left in the way of Ruprecht′s and Ev′s love.

The contents of this entry were funded with the support of the DEFA-Stiftung.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
„Bis Dresden geht’s, aber danach ziehts sich“: Jurek Beckers und Günter Reischs überaus freie Kino-Adaption des 1808 am Hoftheater Weimar von Goethe urinszenierten Lustspiels „Der zerbrochne Krug“ Heinrich von Kleists, spielt 1792 im Kursächsischen. Die mit den Sachsen militärisch verbündeten preußischen Grenadiere bedienen sich auf ihrem Marsch gegen das freiheitlich-revolutionäre Frankreich bei den Bauern in den Dörfern, durch die sie ziehen, großzügig – vom Vieh über Wein und Bier bis hin zu den jungen Frauen.

Was natürlich für böses Blut - und so manche blutige Nase bei Wirtshausschlägereien – sorgt. Marthe Rull aber plagen derzeit ganz andere Sorgen. Denn ihre attraktive Tochter Ev geht mit dem jungen Schmied Ruprecht Tümpel. Dabei hat sie eine bessere Partie verdient als diesen nichtsnutzigen, draufgängerischen Hallodri: Marthe weiß, dass Richter Adam, ein ehemaliger Korporal der preußischen Armee, hinter Ev her ist.

Der ist zwar ein wesentlich älterer Esel als das Grautier, auf dem er zu seinem Feldherrnhügel reitet, um durch das Fernrohr den Fleiß der Fronarbeiter bei der Ernte zu überwachen, hat aber das Sagen im Dorf – und die Mittel, seinen Nebenbuhler Ruprecht an die preußische Armee zu verhökern. Als Adam eines Nachts eine Leiter entdeckt, die am Fenster der schönen blonden Maid angelehnt ist, fühlt sich der alte Bock wieder jung. Und wird von Ruprecht so prompt wie unsanft wieder aus der Kammer befördert.

Marthe, die ob des Lärms ins Zimmer ihrer Tochter stürmt, sieht nur noch Ruprecht mit den kümmerlichen Resten ihres geliebten Kruges – und verklagt diesen anderntags beim Gerichtstag. Welcher nur abgehalten werden kann, weil Justizrat Walter aus Dresden auf seiner Revisionsreise hier Station macht. Als ein reitender Bote (der große Rolf Hoppe in dieser Mini-Episodenrolle) dessen baldige Ankunft verkündet, sieht der so intelligente wie intrigante Gerichtsschreiber Licht seine Chance kommen, Richter Adam in seinem Amt zu beerben. Doch Walter hält die Denunziationen Lichts für ebenso degoutant wie die alltäglichen Dorfstreitigkeiten, die hier zur Verhandlung kommen.

Bis auf den Fall der Marthe Rull, denn der blonde Engel von Ev weckt bei ihm neue Lebensgeister. Dabei wird der Justizrat auf dieser Revisionsreise von seiner so schönen wie eingebildeten Gattin Annabella begleitet, welche sich für verwanzte Gasthofbetten durch amouröse Abenteuer schadlos hält und sogleich bereit ist, beim „jungen Stier“ Ruprecht alle Register ihrer Verführungskunst zu ziehen.

Der entzieht sich Annabellas Zumutungen, indem er sich, von Evs Schweigen in der Krug-Angelegenheit auf die falsche Fährte gelockt, freiwillig in das preußische Regiment des Hauptmanns von Korf einschreibt. Spät, aber zum Glück noch nicht zu spät, geht Ruprecht ein Licht auf – und er versetzt Pferd und Wagen für goldene Trauringe und einen neuen Krug für Ev und ihre Mutter. Freilich geht auch Letzterer zu Bruch, weil selbst der oberste Tugendwächter der sächsischen Justiz das Fensterln nicht lassen kann. Sogar der Schreiber Licht rechnet sich, nach seiner erhofften Beförderung auf den Richterstuhl, Chancen bei Ev aus und bekennt heimlich flüsternd: „Jungfer, Sie gefällt mir“...

Leichte Kost aus Babelsberg ist gefragt in den ausgehenden 1960er und beginnenden 1970er Jahren, da kommen verjuxte historische und literarische Stoffe gerade recht, erinnert sei an Horst Seemanns „Schüsse unterm Galgen“, an Werner W. Wallroths „Hauptmann Florian von der Mühle“ oder Konrad Petzolds „Die Hosen des Ritters von Bredow“. Ganz frei nach „dem“ deutschen Bühnen-Lustspiel entstand eine hochkarätig besetzte Defa-Komödie, die gleich in den beiden am Prachtboulevard Karl-Marx-Allee gelegenen Berliner Vorzeige-Kinos International und Kosmos parallel uraufgeführt wurde.

Das Drehbuch, das der Regisseur gemeinsam mit dem Schriftsteller Jurek Becker schrieb, hat es in sich. Die beiden haben die Handlung ins Sächsische verlegt und lassen die preußischen Militärs wie gedrillte Deppen erscheinen, die von den Bauern ordentlich eins auf die spitzförmige Mütze bekommen. Was, unterstrichen durch wildbewegte Actionszenen, die jedem Spaghetti-Western zur Ehre gereicht hätten, und einem für damalige Defa-Verhältnisse sehr flotten Schnitt, wie eine harmlos-unpolitische Militärklamotte aus längst vergangenen Zeiten daherkommt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als recht subversiv.

„Preußischer Militarismus – Höhepunkt menschlicher Entwicklung“: Denn die so schlitzohrigen wie lebensfreudigen Sachsen schlagen den preußischen Soldaten ein Schnippchen nach dem anderen. Gedreht in einem Land, das geradezu als Ausbund preußisch-protestantischer Tugenden gilt, die sich nicht zuletzt in der Nationalen Volksarmee spiegeln. Natürlich bekommt, in allerdings nur wenigen Szenen, auch der Adel sein Fett weg: Blaublütig-dekadente Selbstherrlichkeit aus Sachsen und Preußen ausnahmsweise vereint im Kampf gegen das schleichende Gift der Französischen Revolution diesseits des Rheins.

Pitt Herrmann

Credits

All Credits

Director

Assistant director

Script editor

Director of photography

Still photography

Production design

Costume design

Cast

Unit production manager

Location manager

Original distributor

Shoot

    • Defa-Studios Potsdam-Babelsberg
Duration:
2855 m, 105 min
Format:
35mm, 1:2,35
Video/Audio:
Orwocolor, Mono
Screening:

Uraufführung (DD): 20.03.1969, Berlin, International / Kosmos

Titles

  • Originaltitel (DD) Jungfer, Sie gefällt mir

Versions

Original

Duration:
2855 m, 105 min
Format:
35mm, 1:2,35
Video/Audio:
Orwocolor, Mono
Screening:

Uraufführung (DD): 20.03.1969, Berlin, International / Kosmos