Beautiful Bitch

Deutschland 2006/2007 Spielfilm

Summary

The story of Bica, called Bitch, who lives alone and neglected on the streets of Bucharest. Lured by the promises of former policeman Cristu, she follows him to Düsseldorf in order to earn the money she needs for herself and her little brother. But the job she has been offered turns out to be working in an group of organized pickpockets under horrific conditions. On one of her thieving tours she meets Milka, doughter of a well-to-do family and gets to know the "normal" life of teenagers for the first time: for her a feeling as breathtaking as it is confusing. When Cristu finds out about Bitch′s excursions into this new world, he tries to keep her away from it with brutal force. But Bitch′s new friends team up to help her …

Writer/director Martin Theo Krieger on "Beautiful Bitch": "The story of Bitch is based on real occurrences, experiences and living conditions. The question explored in the film which give it direction, emotion and drama is fictional, however, and gives the topic a universal meaning: it is about a friendship against all odds. About hope and the desire for a decent, self-determined life. And about the struggle that takes all the courage, confidence and energy that can be mustered so that a bit of this hope can be realized."

Source: 58. Internationale Filmfestspiele Berlin (Catalogue)

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
„Man muss sich das Geld anderer Leute nehmen, denn freiwillig kriegt man es nicht“: Dieser Satz kommt einem jungen Mädchen ganz selbstverständlich über die Lippen, als es ihn in eine Videokamera spricht. Schnitt. Straßenszene in Bukarest. Kinder halten sich offenbar mit Diebstählen über Wasser. Ein Mann, scheinbar ein Taxifahrer, beobachtet, wie die Polizei einem jungen Mädchen den offenbar noch weitaus jüngeren Bruder entreißt, sozusagen entführt.

Das Mädchen ist, wie der Mann bald herausbekommt, die 15-jährige Bica alias Bitch: scheu, anmutig, kindlich-sehnsüchtig, aber im selben Moment knallhart zu sich selbst und anderen. Sie ist elternlos und lebt verwahrlost auf den Straßen von Bukarest, auf der Schattenseite des Lebens. Das nur einen kleinen Lichtblick aufweist, ein Wesen, um das sie sich kümmern kann: ihren kleinen Bruder Pavel.

Für Pavel, den man in ein Kinderheim gesteckt hat, ist sie bereit, durch die Hölle zu gehen. Immer wieder holt sie ihn aus der maroden Anstalt, um ihn bei sich zu haben. Den kargen Lebensunterhalt „verdient“ sich Bitch mit Diebstählen und bemerkt nicht, dass sie dabei von Cristu, einem nur unter Alkoholeinfluss skrupulösen, sonst gewissenlosen Menschenhändler und brutalen Kinderschänder, beobachtet wird. Der ehemalige Polizist strahlt Wärme und Vertrauen aus, ja, Bitch hält ihn anfänglich gar für einen von Gott geschickten Engel.

Drei Monate später, auf der Schadowstraße im vornehmen Düsseldorf, hat Bitch von Cristu, dem es gelungen war, ihre Menschenscheu und ihr tiefes Misstrauen zu überwinden, eine andere Meinung. Cristu hatte ihr eine einfache Lösung für ihr kompliziertes Problem versprochen: Geld! Und sie zusammen mit anderen rumänischen Kindern nach Deutschland verfrachtet, wo sie ihrer „Profession“ als Klaukids ungehemmt nachgehen können – freilich nicht mehr auf eigene, sondern allein auf seine Rechnung.

Die Kinder hausen illegal in einer kargen Zweizimmerwohnung irgendwo in einen anonymen Düsseldorfer Wohnblock, wo Cristu ein strenges Regiment führt. Zu den Höhepunkten ihres tristen Alltags gehört schon, bei Mihai (Waldemar Kobus) eine Pizza essen zu dürfen. Bitch erleichtert, im Team oder allein, so clever wie kunstfertig, Passanten in der Düsseldorfer City um ihre Geldbörsen und Wertgegenstände. Fünfhundert Euro täglich sind Pflicht.

Jeder Kontakt zu Außenstehenden ist verboten. Doch bei einer „Aktion“ im Schadow-Center gerät Bitch zufällig an Milka, als sie ihrem Vater die Brieftasche klaut. Das verwöhnte deutsche Mädchen aus gutbürgerlichen Kreisen, die ein fragiles Selbstwertgefühl hinter ihrer fürchterlichen Kodderschnauze offenbart, ist sehr blond, sehr schön, sehr tough, weiß jedoch mit ihrem Wohlstands-Leben nichts besseres anzufangen, als sich einer Schönheitsoperation unterziehen zu wollen. Da stoßen Welten aufeinander!

Dennoch entwickelt sich ganz allmählich zwischen den so grundverschiedenen Mädchen eine behutsame, auf Faszination gegenüber dem Fremden, aber auch auf gegenseitigen Respekt gegründete Freundschaft. Was vor allem durch Milkas Streetballcrew „Team2Kill“ befördert wird, in der das rumänische Klaukid eine ihr völlig fremde Welt kennenlernt, die sie zunehmend fasziniert.

Bald wird es Bitch unmöglich, ihr Doppelleben zu verbergen – weder vor ihrem „Patron“ Cristu noch vor ihrer Freundin Milka, die Bitch inzwischen sogar in ihrem verhassten Elternhaus („Eltern tun sich nur zusammen, damit es etwas gibt, dass sie sich trennen können“) eingeführt hat. Ausgerechnet der kleine Nicu verrät ihr Geheimnis – und der „Patron“ nimmt bittere Rache sowohl am Verräter wie an Bitch. Selbst Mihais Mitleid entpuppt sich als Falle. Am Ende ist Bitch zurück in Rumänien. Und springt in den Fluss, aber nicht aus Verzweiflung, sondern um endlich schwimmen zu lernen!

Der 1953 im emsländischen Lingen geborene Regisseur Martin Theo Krieger im Farbfilm-Presseheft über seinen unter die Haut gehenden Film, der bei aller vom Budget diktierten sparsamen TV-Ästhetik durch die Präsenz der jungen Darsteller berührt: „Am Ende einer langen Recherche zur Situation rumänischer 'Klaukinder', standen für mich drei Fragen: Wie kann es sein, dass mitten in Städten wie Berlin, Hamburg, Köln diese Kinder monatelang täglich 500 bis 1000 Euro stehlen können, ohne dass es eine wirkliche Antwort auf diese europäische Armutsproblematik gibt? Vor allem aber: Wie leben diese ausgebeuteten Kinder jeden einzelnen Tag mitten unter uns - das 'Paradies' eines Lebens in Wohlstand und Freiheit täglich vor Augen – in ihrer unbemerkten, streng abgegrenzten Welt? Und was passiert, wenn jemand versucht diese Grenzen zu durchbrechen? Diese Fragen führten dann letztlich zur Geschichte von 'Beautiful Bitch'.“

„Beautiful Bitch“, am 26. November 2010 in der ARD erstausgestrahlt, erweckt durch Unter- und Zwischentitel, vor allem aber durch das unmittelbare Spiel seiner jungen Protagonisten den Anschein eines Dokumentarfilms. Martin Theo Krieger erhielt zahlreiche Preise auf nationalen und internationalen Festivals. Katharina Derrs fulminantes Leinwanddebut wurde mit einer „Lobenden Erwähnung“ auf dem Festival Europa Cinema in Viareggio 2008 gewürdigt. Vielleicht hat ihre enorme Authentizität auch damit zu tun, dass die Wurzeln ihrer Familie in Sibirien liegen und ihr die Migrations-Problematik vertraut ist.

Pitt Herrmann

Screenplay

Director of photography

Cast

Producer

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Heinz17herne
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„Man muss sich das Geld anderer Leute nehmen, denn freiwillig kriegt man es nicht“: Dieser Satz kommt einem jungen Mädchen ganz selbstverständlich über die Lippen, als es ihn in eine Videokamera spricht. Schnitt. Straßenszene in Bukarest. Kinder halten sich offenbar mit Diebstählen über Wasser. Ein Mann, scheinbar ein Taxifahrer, beobachtet, wie die Polizei einem jungen Mädchen den offenbar noch weitaus jüngeren Bruder entreißt, sozusagen entführt.

Das Mädchen ist, wie der Mann bald herausbekommt, die 15-jährige Bica alias Bitch: scheu, anmutig, kindlich-sehnsüchtig, aber im selben Moment knallhart zu sich selbst und anderen. Sie ist elternlos und lebt verwahrlost auf den Straßen von Bukarest, auf der Schattenseite des Lebens. Das nur einen kleinen Lichtblick aufweist, ein Wesen, um das sie sich kümmern kann: ihren kleinen Bruder Pavel.

Für Pavel, den man in ein Kinderheim gesteckt hat, ist sie bereit, durch die Hölle zu gehen. Immer wieder holt sie ihn aus der maroden Anstalt, um ihn bei sich zu haben. Den kargen Lebensunterhalt „verdient“ sich Bitch mit Diebstählen und bemerkt nicht, dass sie dabei von Cristu, einem nur unter Alkoholeinfluss skrupulösen, sonst gewissenlosen Menschenhändler und brutalen Kinderschänder, beobachtet wird. Der ehemalige Polizist strahlt Wärme und Vertrauen aus, ja, Bitch hält ihn anfänglich gar für einen von Gott geschickten Engel.

Drei Monate später, auf der Schadowstraße im vornehmen Düsseldorf, hat Bitch von Cristu, dem es gelungen war, ihre Menschenscheu und ihr tiefes Misstrauen zu überwinden, eine andere Meinung. Cristu hatte ihr eine einfache Lösung für ihr kompliziertes Problem versprochen: Geld! Und sie zusammen mit anderen rumänischen Kindern nach Deutschland verfrachtet, wo sie ihrer „Profession“ als Klaukids ungehemmt nachgehen können – freilich nicht mehr auf eigene, sondern allein auf seine Rechnung.

Die Kinder hausen illegal in einer kargen Zweizimmerwohnung irgendwo in einen anonymen Düsseldorfer Wohnblock, wo Cristu ein strenges Regiment führt. Zu den Höhepunkten ihres tristen Alltags gehört schon, bei Mihai (Waldemar Kobus) eine Pizza essen zu dürfen. Bitch erleichtert, im Team oder allein, so clever wie kunstfertig, Passanten in der Düsseldorfer City um ihre Geldbörsen und Wertgegenstände. Fünfhundert Euro täglich sind Pflicht.

Jeder Kontakt zu Außenstehenden ist verboten. Doch bei einer „Aktion“ im Schadow-Center gerät Bitch zufällig an Milka, als sie ihrem Vater die Brieftasche klaut. Das verwöhnte deutsche Mädchen aus gutbürgerlichen Kreisen, die ein fragiles Selbstwertgefühl hinter ihrer fürchterlichen Kodderschnauze offenbart, ist sehr blond, sehr schön, sehr tough, weiß jedoch mit ihrem Wohlstands-Leben nichts besseres anzufangen, als sich einer Schönheitsoperation unterziehen zu wollen. Da stoßen Welten aufeinander!

Dennoch entwickelt sich ganz allmählich zwischen den so grundverschiedenen Mädchen eine behutsame, auf Faszination gegenüber dem Fremden, aber auch auf gegenseitigen Respekt gegründete Freundschaft. Was vor allem durch Milkas Streetballcrew „Team2Kill“ befördert wird, in der das rumänische Klaukid eine ihr völlig fremde Welt kennenlernt, die sie zunehmend fasziniert.

Bald wird es Bitch unmöglich, ihr Doppelleben zu verbergen – weder vor ihrem „Patron“ Cristu noch vor ihrer Freundin Milka, die Bitch inzwischen sogar in ihrem verhassten Elternhaus („Eltern tun sich nur zusammen, damit es etwas gibt, dass sie sich trennen können“) eingeführt hat. Ausgerechnet der kleine Nicu verrät ihr Geheimnis – und der „Patron“ nimmt bittere Rache sowohl am Verräter wie an Bitch. Selbst Mihais Mitleid entpuppt sich als Falle. Am Ende ist Bitch zurück in Rumänien. Und springt in den Fluss, aber nicht aus Verzweiflung, sondern um endlich schwimmen zu lernen!

Der 1953 im emsländischen Lingen geborene Regisseur Martin Theo Krieger im Farbfilm-Presseheft über seinen unter die Haut gehenden Film, der bei aller vom Budget diktierten sparsamen TV-Ästhetik durch die Präsenz der jungen Darsteller berührt: „Am Ende einer langen Recherche zur Situation rumänischer 'Klaukinder', standen für mich drei Fragen: Wie kann es sein, dass mitten in Städten wie Berlin, Hamburg, Köln diese Kinder monatelang täglich 500 bis 1000 Euro stehlen können, ohne dass es eine wirkliche Antwort auf diese europäische Armutsproblematik gibt? Vor allem aber: Wie leben diese ausgebeuteten Kinder jeden einzelnen Tag mitten unter uns - das 'Paradies' eines Lebens in Wohlstand und Freiheit täglich vor Augen – in ihrer unbemerkten, streng abgegrenzten Welt? Und was passiert, wenn jemand versucht diese Grenzen zu durchbrechen? Diese Fragen führten dann letztlich zur Geschichte von 'Beautiful Bitch'.“

„Beautiful Bitch“, am 26. November 2010 in der ARD erstausgestrahlt, erweckt durch Unter- und Zwischentitel, vor allem aber durch das unmittelbare Spiel seiner jungen Protagonisten den Anschein eines Dokumentarfilms. Martin Theo Krieger erhielt zahlreiche Preise auf nationalen und internationalen Festivals. Katharina Derrs fulminantes Leinwanddebut wurde mit einer „Lobenden Erwähnung“ auf dem Festival Europa Cinema in Viareggio 2008 gewürdigt. Vielleicht hat ihre enorme Authentizität auch damit zu tun, dass die Wurzeln ihrer Familie in Sibirien liegen und ihr die Migrations-Problematik vertraut ist.

Pitt Herrmann