Tiger, Löwe, Panther

BR Deutschland 1988/1989 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
München leuchtet, auch mit einer begrünten Hinterhof- und Dachgarten-Idylle, in der sich Florian und „Löwe“ Nicoletta eingerichtet haben. Ein wohlsituierter Gatte wäre ihren Eltern lieber gewesen als ein Kantinenkoch, aber Florian ist ein netter Kerl und schon bald Schwiegermutters Liebling. Was Nicoletta, die, wie alte, wackelige Super-8-Aufnahmen zeigen, schon als kleines Kind stets umschwärmter Mittelpunkt gewesen ist, nicht daran hindert, auch nach anderen Männern Ausschau zu halten in der promiskuitiven Weltstadt mit Herz.

„Tiger“ Pat geht es gerade nicht so gut: Sie liegt beim Zahnarzt (Edwin Noël) auf dem Behandlungsstuhl und der „kreative Künstler“, so seine Selbsteinschätzung, zeigt wenig Lust, den Quecksilber-Pfusch seiner Kollegen zu reparieren, um sich dann doch vom eher herben Charme seiner jungen Patientin erweichen zu lassen. Nach einigen Stunden Behandlung steht Pat im Treppenhaus der Arztpraxis und blickt träumerisch in Richtung oberstes Stockwerk, aus es dem Blüten regnet – und dann liegt sie plötzlich auf dem Boden...

Mit dieser Einführung beginnt Dominik Grafs schon durch seine animierten Zwischentitel ungewöhnlicher Fernsehfilm „Tiger, Löwe, Panther“, für den seine damalige Lebensgefährtin Sherry Hormann das Drehbuch schrieb: im Mittelpunkt das (Liebes-) Leben dreier nicht mehr ganz so junger Frauen, denen zwar bewusst ist, dass die biologische Uhr tickt zur Familiengründung, die sich aber nicht entscheiden können zwischen Baby-Rallye (Wer ist zuerst schwanger?) und Selbstverwirklichung im libertinären Schwabinger Milieu.

„Zwei Tage im Frühling“: Zu Pats Geburtstag sind auch ihre esoterischen Eltern (Ursula Dirichs und Charles Brauer) gekommen, die mit ihren Guru-Weisheiten und der allzu langen Leine des Verständnisses auch dazu beigetragen haben, dass ihre Tochter sich einfach nicht entscheiden kann für den liebenswerten, aber doch recht stoffelig-provinziellen und nicht gerade intellektuellen Handwerker Schorsch. Der schwer daran zu schlucken hat, dass Pat ihren Geburtstag mit dem feinsinnigen Pianisten und Musiklehrer Christopher feiert.

Abends geht die Party richtig ab mit Paul, Nicolettas Lehrerkollege am Otto-Gymnasium und seiner zu hysterischen Ausbrüchen neigenden Gattin „Panther“ Sissy, mit Florian und Nicoletta natürlich, aber auch mit dem sich so weltmännisch-lässig gebenden Fotografen und selbstüberheblichen Schnösel Philipp, für dessen Bildbände Nicoletta Texte schreibt. Das große Wort führt freilich mit „Panzerknacker“ ein ungeladener Gast (ganz in seinem Element: Heinz Hoenig), der auch später immer wieder für spektakuläre Episoden-Auftritte gut ist.

„Sommer“: Tiger, Löwe und Panther führen ihre männlichen Begleiter aus ins Grüne. Bei Pat hat sich offenbar Christopher durchgesetzt, den sie nun auch ihren Eltern vorstellt, während Nicoletta mit Florian und Philipp gleich zwei Eisen im Feuer hat. „Vier Wochen später“: Paul ist im Stress, Sissy will endlich ein Kind. Also vertritt ihn Nicoletta abends beim Elterntreff, aber Sissy ist gar nicht daheim: sie macht mit Pat einen Frauenabend und landet nicht nur an der Bar, sondern auch in den Armen des selbsternannten Machos „Panzerknacker“, aus denen sie Sissy und die alarmierte Nicoletta im wahren Wortsinn befreien müssen. Die entsetzte Pat überlegt ernsthaft, ob es nicht an der Zeit wäre, sesshaft zu werden – und sei es draußen in der Provinz und in Schorschs Schreinerei.

„Herbst“: Schorschs Auto steht mitten im Sonnenblumenfeld, doch von ihm oder gar von Pat ist nichts zu bemerken, als Paul und Sissy, nun wieder fröhlich vereint, einen neuen Anlauf unternehmen in Sachen Nachwuchs. Pat kommt gerade von Christopher, als sie Schorschs an der Frontpartie arg demolierten Transporter am Haken eines Abschleppfahrzeugs an sich vorbeiziehen sieht: Unfall, Selbstmordversuch? Sie ist verzweifelt, gibt sich die Schuld, fühlt sich unfähig zur Liebe und flüchtet zu ihren Eltern, lässt niemanden an sich heran – und Christopher schon gar nicht.

Bis es Nicoletta zu bunt wird und sie Pats Bude stürmt – doch der „Tiger“ ist ausgeflogen. Er hat zum großen Sprung angesetzt, will Schorsch endgültig für sich gewinnen – und landet hart, denn der, am Körper noch vielfach verletzt, gesundet seelisch in den Armen einer fröhlichen Schönen. Der Rest der Clique wusste offenbar davon und liest Pat auf der Straße auf. Gemeinsam geht’s ins Wochenende – drei Madels, vier Buben, eh' klar: zwei davon für Nicoletta. Und den „Löwen“ schüttelts nur kurz, als er mitbekommt, dass Paul sich inzwischen schadlos gehalten hat bei einer Klavierschülerin von Christopher...

In den äußerst unterhaltsamen Minuten von „Tiger, Löwe, Panther“ sind, auch was das tolle Schauspieler-Ensemble betrifft, viele der späteren Filme Dominik Grafs in nuce angelegt, und zwar genreübergreifend. Ästhetisch nimmt die so unbeschwert daherkommende Komödie zudem einiges vorweg, was später zum „Dogma“-Programm erklärt worden ist, was freilich auch am Budget der Auftragsproduktion für den Stuttgarter SDR gelegen haben mag.

Pitt Herrmann

Credits

All Credits

Shoot

    • Bavaria Filmstudios
Duration:
2669 m, 97 min
Format:
16mm - Blow-Up 35mm, 1:1,37
Video/Audio:
Eastmancolor, Stereo
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 21.04.1989, 61772, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Screening:

TV-Erstsendung (DE): 05.10.1990, ARD

Titles

  • Originaltitel (DE) Tiger, Löwe, Panther

Versions

Original

Duration:
2669 m, 97 min
Format:
16mm - Blow-Up 35mm, 1:1,37
Video/Audio:
Eastmancolor, Stereo
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 21.04.1989, 61772, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Screening:

TV-Erstsendung (DE): 05.10.1990, ARD