Diplomatie

Frankreich Deutschland 2013/2014 Spielfilm

Summary

Diplomacy

In the summer of 1944, Hitler gives orders that the French capital should not fall into enemy hands, or if it does, then ‘only as a field of rubble’. The person assigned to carry out this barbaric act is Wehrmacht commander of Greater Paris, General Dietrich von Choltitz, who already has mines planted on the Eiffel Tower, in the Louvre and Notre Dame and on the bridges over the Seine. Nothing should be left as a reminder of the city’s former glory. However, at dawn on 25 August, Swedish Consul General Raoul Nordling steals into German headquarters through a secret underground tunnel and tries to persuade Choltitz to abandon his plan ...

Based on the eponymous play by Cyril Gély, Volker Schlöndorff has created a psychologically elaborate battle of words between two highly contrasting characters. While Choltitz entrenches himself behind his duty to obey unquestioningly all military orders, Nordling tries everything he can to appeal to reason and humanity and prevent the senseless destruction of Paris. The film moves back and forth between reality and fiction – for the encounter it portrays between these two men never actually took place in this way.

Source: 64. Internationale Filmfestspiele Berlin (Catalogue)

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
August 1944. Wilhelm Furtwängler dirigiert Beethoven – und zahlreiche deutsche Städte liegen nach alliiertem Bombardement in Trümmern. Engländer und Amerikaner sind in der Normandie gelandet, der Zwei-Fronten-Krieg nicht mehr zu gewinnen. Der „größte Feldherr aller Zeiten“ gibt den Befehl aus, die Heimat bis zur letzten Patrone zu verteidigen. Und weil diesseits des Rheins in den Großstädten kaum noch ein Stein auf dem anderen steht, soll es Paris genauso ergehen.

Dafür soll ein Architekt sorgen, Hauptmann Werner Ebernach. Der Herr über die Pläne von einem Dutzend zentraler Gebäude wie der Kathedrale Notre-Dame, dem Louvre, Sacré-Coeur, dem Place de la Concorde und dem Eiffelturm sowie 33 Seine-Brücken hat entsprechende Sprengladungen anbringen lassen: werden sie gezündet, lösen sie eine gewaltige Welle aus, die ganze Stadtteile unter Wasser setzt: „Das Ganze wird nicht länger als zwanzig Minuten dauern.“ Ebernach weiß, dass das strategisch keinen Sinn macht. Aber Befehl ist Befehl...

General Dietrich von Choltitz ist erst seit zwei Wochen in Paris. In seinem luxuriösen Quartier, einer Suite des Hotel Meurice mit herrlichem Blick über die Seine-Metropole, genießt er ganz bewusst den letzten Cognac und die letzten guten Zigarren. Denn wir schreiben die Nacht vom 24. auf den 25. August 1944 und die Alliierten stehen vor den Toren der Stadt, aus der pausenlos Geschützdonner zu hören ist. Kurz vor Tagesanbruch bereitet sich der „Kommandierende General von Groß-Paris“ darauf vor, Hitlers Befehl ausführen und die französische Hauptstadt dem Erdboden gleichmachen zu lassen.

Plötzlich steht ein soignierter Herr in einer weniger erleuchteten Ecke des durch die geschlossenen Vorhänge ohnehin abgedunkelten Raumes und General von Choltitz kann sich nicht erklären, wie dieser, offenbar an allen Wachen vorbei, hereingekommen ist. Raoul Nordling, der schwedische Generalkonsul von Paris, dem er auf diplomatischem Parkett schon ein-, zweimal begegnet ist, überbringt ihm einen Brief des auf der Gegenseite kommandierenden französischen Generals Leclerc und zeigt von Choltitz die Tapetentür, durch die er sich – wie einst Napoleon III. auf dem Weg zu seiner Geliebten - unentdeckt Zugang verschafft hat.

Nordling, obwohl Vertreter eines im Zweiten Weltkrieg neutralen Staates, ist ganz Partei: als Sohn eines Schweden und einer Französin in Paris geboren wolle er „seine Stadt nicht im Stich lassen“ und den deutschen Stadtkommandanten dazu bewegen, Paris unzerstört zu übergeben. Was soll einen linientreuen, patriotischen Militär, der schon seit frühester Jugend die angeblich preußischen Tugenden Mut, Aufopferung, Disziplin und Gehorsam verinnerlicht hat, in den folgenden Stunden dazu bewegen, immer wieder den mit der Durchführung der Sprengungen beauftragten Oberleutnant Hegger (Thomas Arnold) hinzuhalten, obwohl der Führerbefehl eindeutig ist, sich die ersten Strahlen der Morgensonne bereits in der Seine spiegeln und die in allen Dingen haushoch überlegenen Alliierten jeder Zeit Paris im Handstreich nehmen können?

Warum sollte er die Stadt und das Leben unzähliger Unschuldiger retten, wenn Zehntausende von nicht weniger unschuldigen deutschen Zivilisten durch anglo-amerikanische Phosphorbomben elendig verreckt sind, das Kriegsverbrechen der Bombardierung Dresdens noch gar nicht eingerechnet? Warum sollte von Choltitz an die Zukunft denken, an die Zeit nach dem Krieg, wenn er durch seine offenkundige Befehlsverweigerung, an der „Heimatfront“ als Verrat gedeutet, nicht nur sich selbst und seine engsten Mitarbeiter, sondern auch die eigene Familie in Lebensgefahr bringt?

Die Antwort liefert der unter die Haut gehende Film „Diplomatie“. Auf der einen Seite ein wortlastiges Kammerspiel mit zwei Granden des europäischen Films: André Dussollier und Niels Arestrup. Und auf der anderen Seite, hier kommen Michel Amathieu und Jacques Rouxel ins Spiel, eine Hommage an das unzerstörte Paris, die Welt-Stadt der Liebenden.

„Seit meinem siebzehnten Lebensjahr habe ich jeden Winkel der Stadt erkundet, kenne jede Brücke, jedes Bauwerk“: Bereits in der Vergangenheit hat sich Volker Schlöndorff wiederholt mit dem Zweiten Weltkrieg und speziell der deutschen Besetzung Frankreichs auseinandergesetzt. Nun macht uns der deutsche Regisseur, der in Paris zur Schule gegangen ist, studiert sowie bei Louis Malle und Jean-Pierre Melville assistiert hat, mit einem zumindest in Deutschland kaum wahrgenommenen historischen Ereignis von großer Tragweite gerade für die deutsch-französische Freundschaft und die (west-) europäische Einigung nach 1945 bekannt: Dietrich von Choltitz, einer der wenigen Generäle, denen Hitler nach dem fehlgeschlagenen Attentat vom 20. Juli 1944 noch vertraut, kapituliert am 25. August 1944 im unzerstörten Paris. 1947 wurde er aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft entlassen und kehrte zu seiner Familie, die den Repressalien der Nazis entkommen konnte, nach Baden-Baden zurück, wo er 1966 starb.

„Diplomatie“ ist dennoch weit davon entfernt, ein Doku-Drama zu sein, obwohl dokumentarische Schwarzweiß-Aufnahmen vom zerstörten Warschau und von zerstörten deutschen Städten in den Film montiert worden sind. Zum einen kannten sich zwar die historischen Personen Nordling und von Choltitz tatsächlich, aber in weit unspektakulärerem Zusammenhang. Und auch viele Details wie die Hotel-Suite mit der Tapetentür und der Geheimtreppe sind reine Erfindung. Viele Nebenhandlungen weisen „Diplomatie“ als aus der Nachkriegs-Perspektive gedreht aus: Robert Stadlober spielt einen „guten“ Wehrmachts-Offizier und Jean-Marc Roulot einen französischen Kollaborateur, der auf dem Höhepunkt der Ereignisse den fanatischen Nazi Hegger erschießt, als der sich über den Befehl von Choltitz' hinwegsetzen und die Sprengladungen zünden will. Ganz im Zentrum aber das jederzeit bannende Duell zwischen Andre Dussollier und Niels Arestrup: Man weiß als Zuschauer ja von Minute eins an, wie die Sache ausgeht, und dennoch ist man ganz bei der Sache bis zur Schlusseinstellung, dem heutigen Paris aus der Vogelperspektive. Die TV-Erstausstrahlung war am 27. November 2016 auf Arte.

Pitt Herrmann

Credits

Director of photography

Editing

Cast

All Credits

Assistant director

Director of photography

Production design

Make-up artist

Costume design

Editing

Cast

Producer (TV)

Unit production manager

Original distributor

Shoot

    • 19.08.2013 - 21.09.2013: Paris
Duration:
84 min
Format:
DCP, 1:2,35
Video/Audio:
Farbe, Dolby
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 10.07.2014, 145254, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Screening:

Uraufführung (DE): 12.02.2014, Berlin, IFF - Berlinale Special Gala;
Kinostart (DE): 28.08.2014

Titles

  • Originaltitel (DE) Diplomatie

Versions

Original

Duration:
84 min
Format:
DCP, 1:2,35
Video/Audio:
Farbe, Dolby
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 10.07.2014, 145254, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Screening:

Uraufführung (DE): 12.02.2014, Berlin, IFF - Berlinale Special Gala;
Kinostart (DE): 28.08.2014

Awards

Académie des Arts et Techniques du Cinema 2015
  • César, Bestes adaptiertes Drehbuch
FBW 2014
  • Prädikat: besonders wertvoll