Rotfuchs

DDR 1973 TV-Film

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Heinz17herne
Heinz17herne
Wenn die Briefträgerin Eva Kolinauke (Angelika Waller) auf ihrem Moped mit gelbem Tank und Post-Logo durch das Dorf an der Müritz fährt, schauen nicht nur alle Männer ihrer üppigen roten Mähne nach – aber die besonders. Mit einer regelmäßigen Ausnahme: Wenn sie das Zeitungsgeld einsammelt, gehen alle in Deckung. Und flüchten sogar ins Wasser, wenns sein muss. Eva hat für jeden nicht nur ein freundliches Wort, sondern auch nützliche Ratschläge parat. Ob es sich um funktionsuntüchtige Elektrogeräte dreht oder Opa Nikodemus (Erich Petraschk) es nicht übers Herz bringt, sein geliebtes Kaninchen zu schlachten: die patente 28-Jährige gibt auch praktische (Lebens-) Hilfe aller Art.

Zu den Männern, die mehr als nur ein bewunderndes Auge auf das immer fröhliche, offenherzige „Fräulein von der Post“ geworfen haben, gehört der Binnenschiffer Jon (Jürgen Zartmann). Eva ist gar nicht abgeneigt, springt aber erst ‘mal in den Fluss, als er im Steuerhaus allzu zudringlich wird. Sie will umworben werden, und als Jon abends bei ihr fensterlt, entwickelt sich eine leidenschaftliche Liebesbeziehung. Die Warnungen ihres Ziehvaters, des alten Schleusenwärters Albert Kolinauke (Norbert Christian), der sie einst als im Angelkahn ausgesetztes Waisenkind aufgenommen und zusammen mit seiner Gattin Gertraud (Ruth Kommerell) großgezogen hat, überhört Eva im Überschwang des Glücks.

Diesmal ist es der Richtige, nicht so ein Kerl wie ihr ehemaliger Verlobter Pilarski (Heinz Behrens) oder all die anderen nach ihm, die nur auf ein flüchtiges Abenteuer mit der attraktiven jungen Frau aus waren. Jon zuliebe drückt die alleinerziehende Mutter ihres Sohnes Heinz (Jens-Uwe Pfaff) noch einmal die Schulbank, lässt sich vom Amtsvorsteher (Christoph Beyertt) auf einen besser bezahlten Innendienst-Posten im Büro versetzen. Und dann das: Obwohl Eva ein Kind von Jon erwartet, wie die Krankenschwester (Anne Wollner) längst vermutete und nun der Arzt (Berthold Schulze) bestätigt, verlässt er sie für eine andere Frau. Sie heißt Sabine (Karin Schröder), hat sieben Jahre als Verlobte Jons auf diese längst überfällige Entscheidung gewartet und für den Schürzenjäger in Berlin alles aufgegeben.

Wer will schon eine Briefträgerin mit zwei Kindern? Eva lässt sich in die Klinik einweisen. „Haben wir dich aus dem Wasser gezogen, werden wir deine Bälger auch großziehen“: Schleusenwärter Albert spricht ein Machtwort, will von Abtreibung nichts wissen. Und überhaupt: Marski (Manfred Borges), Evas treuester Postkunde, ist trotz allem an ihr interessiert, kommt aber nicht recht heraus mit der Sprache. Während Eva zur Expedientin im Zeitungsvertrieb aufsteigt, übernimmt die junge und reichlich unbedarfte Lisa (Evelyn Opocuynski) ihren Briefträgerjob. Jon wird jedes Mal, wenn er mit seinem Schiff die Schleuse passiert, ans eigene Kind und seine Gefühle für die immer noch ledige Mutter erinnert – durch den Kinderwagen, der demonstrativ in Sichtweite am Schleusenwärterhaus steht.

Trotz der Gehaltserhöhung ist Eva nicht auf Rosen gebettet. Schicker neuer Kinderwagen oder Campingwagen für Heinz? Helgas (Gudrun Wendler) Gebrauchter tuts auch, sodass sie ihrem Sohn den größten Wunsch erfüllen kann. Eva, inzwischen wieder als Briefträgerin auf ihrer „Post-Schwalbe“ unterwegs, trauert immer noch „ihrem“ Schiffer hinterher, Ziehmutter Gertraud rät zu einer Heiratsanzeige in der Zeitung. Die zeigt zweifache Wirkung: Jon ärgert und Marski outet sich…

Die heiter und flott erzählte Defa-Auftragsproduktion (PL Adolf Fischer) für das Fernsehen der DDR mit Angelika Waller und Jürgen Zartmann in den Hauptrollen an der Seite eines tollen Komödianten-Ensembles, noch zu nennen etwa Günter Naumann als Schiffer auf Jons Kahn und Fred Mahr als Bürgermeister, der Rotkreuz-Lose in der Poststelle deponiert, was den Amtsvorsteher auf die Palme bringt, ist am 24. Dezember 1973 erstausgestrahlt worden. Manfred Mosblech, ein Genrespezialist auch für erfolgreiche TV-Serien wie „Treffpunkt Flughafen“, vermittelt binnen höchst abwechslungsreicher achtzig Minuten, dass es im sozialistischen Deutschland immer eine Lösung gibt, wenn der Einzelne nicht resigniert die Hand in den Schoß legt sondern aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnimmt.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Länge:
76 min
Bild/Ton:
Farbe
Aufführung:

Uraufführung (DD): 24.12.1973, DDR-TV

Titel

  • Originaltitel (DD) Rotfuchs

Fassungen

Original

Länge:
76 min
Bild/Ton:
Farbe
Aufführung:

Uraufführung (DD): 24.12.1973, DDR-TV