Biografie
Hedy Lamarr (gebürtig: Hedwig Eva Maria Kiesler) wurde am 9. November 1914 in Wien geboren. Als Tochter eines Bankiers und einer Konzertpianistin wuchs sie in gutbürgerlichen Verhältnissen auf und besuchte eine private Mädchenschule in der Schweiz, zudem erhielt sie Sprach-, Klavier-, und Ballettunterricht.
Auf Wunsch ihrer Eltern begann Lamarr ein Kunst und Design-Studium an der Doebling Academy in Wien, beendete dieses jedoch, als sie eine Anstellung als Script-Girl bei Sascha-Film, Wiens erstem Filmstudio, bekam. Ihr Filmdebüt gab Hedy in einer kleinen Nebenrolle im der von der Sascha-Film produzierten Komödie "Geld auf der Straße" (AT/DE 1930). Bald darauf bekam sie eine weitere kleine Rolle in "Die Blumenfrau von Lichtenau" (AT/DE 1930/31, auch: "Sturm im Wasserglas"), ebenfalls eine Sascha-Film-Produktion.
Hedy Lamarr ging an die Theaterschule des Regisseurs Max Reinhardt in Berlin, wo sie eine schauspielerische Ausbildung erhielt. Reinhardt verdankt sie die Bezeichnung "schönste Frau der Welt". Sie bekam Rollen am Theater und eine größere Filmrolle in "Die Koffer des Herrn O.F." (1931). Auch ihre erste Hauptrolle spielte sie in Berlin in "Man braucht kein Geld" (1931/32) an der Seite von Heinz Rühmann und Hans Moser.
Große Bekanntheit erreichte die Schauspielerin durch den tschechoslowakisch-österreichischen Film "Ekstase" (1932/33, "Symphonie der Liebe"), der durch eine längere Nacktszene Lamarrs zu einem Skandalfilm wurde. Im selben Jahr heiratete sie den Waffenfabrikanten Fritz Mandl, für den sie ihre Karriere als Schauspielerin vorläufig aufgab. Mandl versuchte, die Verbreitung des Skandalfilms zu verhindern, indem er alle Kopien, die er ausfindig machen konnte, aufkaufte. Der Versuch blieb jedoch erfolglos. 1937 verließ Lamarr den Industriellen und ließ sich scheiden.
1937 traf die Österreicherin in London Louis B. Mayer, den Boss von MGM, der sie unter Vertrag nahm, und folgte ihm nach Hollywood. Von nun an trug sie den Künstlernamen Hedy Lamarr, in Anlehnung an die US-amerikanische Stummfilm-Schauspielerin Barbara La Marr.
Mit dem Film "Algiers" (1938), in dem Lamarr die weibliche Hauptrolle an der Seite von Charles Boyer spielte, gelang ihr der internationale Durchbruch. In ihrer nächsten Rolle in "Lady of the Tropics" (1939) wurde sie für ihre Schönheit gelobt, für ihre Darstellung erntete sie jedoch eher schlechte Kritiken. Zu dieser Zeit kam Hedy Lamarr dem US-amerikanischen Filmproduzenten und Drehbuchautoren Gene Markey näher, den sie 1937 kennengelernt hatte. Sie heiratete ihn 1939 und adoptierte mit ihm einen Jungen, James Lamarr Markey.
Auf Grund verschiedener Probleme dehnte sich die Produktion von "I Take This Woman" (1939/40), in dem Lamarr eine Hauptrolle spielte, über 18 Monate. Der Film stellte sich für MGM als wenig erfolgreich heraus, weshalb sie in ihrem nächsten MGM-Film "Boom Town" (1940, "Der Draufgänger") an der Seite von Clark Gable nur eine Nebenrolle bekam, für die sie aber wieder sehr gute Kritiken bekam. Kurz darauf trennte sie sich von Ehemann Markey und ließ sich scheiden.
Im Jahr 1940 lernte Lamarr den US-amerikanischen Komponisten und Pianisten George Antheil kennen. Als Kind jüdischer Eltern war sie von den Ereignissen in ihrer Heimat sehr betroffen und stellte sich gegen den dort herrschenden Nationalsozialismus. Zusammen mit Antheil entwickelte sie eine Funkfernsteuerung für Torpedos, um die USA im Falle eines Kriegseintrittes zu unterstützen, die jedoch nicht zum Einsatz kam. Die zugrunde liegende Technik wird jedoch heute in der Mobilfunkkommunikation verwendet.
Im Film "Comrade X" (1940) spielte Lamarr erneut gemeinsam mit Clark Gable, diesmal in einer Hauptrolle. Die politische Komödie war enorm erfolgreich, was für die Schauspielerin weitere Hauptrollen bedeutete. In "Come Live with Me" (1941, "Komm, bleib bei mir") spielte sie neben James Stewart, und auch in ihrem nächstem Film "Ziegfeld Girl" (1941, "Mädchen im Rampenlicht") stand sie wieder mit ihm vor der Kamera. Bei den Dreharbeiten lernte Lamarr die Schauspielerinnen Judy Garland und Lana Turner kennen, mit denen sie eine lebenslange Freundschaft verband. Für Lamarrs Rolle in der Romanverfilmung "H.M. Pulham, Esq." (1941) bekam sie sehr gute Kritiken. Zu dieser Zeit begann sie auch für das "The Lux Radio Theatre" zu arbeiten und wirkte dort in Radio-Hörspielen mit. Hedwig Eva Maria Kiesler änderte nun ihren Namen auch offiziell in Hedy Lamarr.
Im darauf folgenden Jahr erschienen mehrere MGM-Filme mit Lamarr, beispielsweise "White Cargo" (1942), in dem sie eine afrikanische Eingeborene spielte. Nachdem die USA in den Zweiten Weltkrieg eingetreten waren, wollte sie das Land im Kampf gegen die Nationalsozialisten unterstützen. Da ihre 1942 patentierte Funkfernsteuerung für Torpedos vom Militär abgelehnt worden war, nutze sie ihren Ruhm, um Kriegsanleihen zu sammeln. Ende 1942 begann Hedy Lamarr in der "Hollywood Cantine" zu arbeiten, wo sie unentgeltlich gemeinsam mit vielen anderen Stars Soldaten bediente und unterhielt. Auch der britische Schauspieler John Loder, ihr späterer Ehemann, den sie zuvor auf einer Party von Bette Davis kennengelernt hatte, arbeitete hier.
Im Jahr 1943 war Lamarr in dem Kurzfilm "Show Business at War" (1943), der die Bedingungen der US-amerikanischen Filmindustrie während der Kriegsjahre zeigte, als sie selbst zu sehen. Außerdem war sie in mehreren Radio-Sendungen zu hören.
1944 erschienen drei Filme, in denen die Schauspielerin die weibliche Hauptrolle verkörperte. Darunter auch "Experiment Perilous" (1944, "Experiment in Terror"), während dessen Dreharbeiten sie von ihrer ersten Schwangerschaft erfuhr. Wenig später heiratete sie Loder. Ihre gemeinsame Tochter, Denise Hedwig Loder, kam 1945 zur Welt. Ebenfalls in diesem Jahr drehte Lamarr mit "Her Highness and the Bellboy" (1945), ihren vorerst letzten Film unter Vertrag bei MGM. Unstimmigkeiten führten dazu, dass sie die Produktionsfirma verließ und selbstständig tätig wurde.
Im Film Noir "The Strange Woman" (1946) wirkte die nun freie Schauspielerin nicht nur in der Hauptrolle, sondern auch erstmals an der Story und der Produktion mit. Der Film wurde von der Mars Film Corporation produziert, deren Mitbegründerin Lamarr war. Im darauf folgenden Jahr wurde die Mars-Produktion "Dishonored Lady" (1947, "Frau ohne Moral") veröffentlicht, die Hedy Lamarr ebenfalls mitproduzierte. In diesem Film spielte sie erstmals gemeinsam mit ihrem Ehemann John Loder. Nach den Dreharbeiten trennte sich das Paar, und Lamarr erfuhr, dass sie erneut schwanger war. 1947 brachte sie den gemeinsamen Sohn Anthony John Loder zur Welt. Ende desselben Jahres unterschrieb sie einen Vertrag bei William Morris Agency, einer US-amerikanischen Künstleragentur.
Die 1949 erschienene Bibelverfilmung "Samson and Delilah" ("Samson und Delilah"), in der Lamarr die weibliche Titelrolle verkörperte, stellte ihren größten kommerziellen Erfolg dar. Der Film erhielt fünf Oscar-Nominierungen, gewann zwei Academy Awards und einen Golden Globe. Nach dieser gelungenen Darbietung unterzeichnete Hedy Lamarr einen Vertrag bei Paramount und spielte kurz darauf eine Hauptrolle in "Copper Canyon" (1950, "Flammendes Tal").
Ebenfalls 1950 erschien der erste Film, den sie nach einigen Jahren wieder für MGM gedreht hatte: "A Lady Without Passport" (1950) ist ein Film Noir, in dem sie eine aus einem Konzentrationslager geflüchtete junge Frau spielte, die versucht in die USA einzureisen. In einem Urlaub in Mexiko lernte Lamarr 1951 den Schweizer Musiker Teddy Stauffer kennen. Stauffer kehrte mit ihr in die USA zurück, und noch im selben Jahr heirateten sie. Kurz darauf wanderte sie mit ihm und den Kindern nach Acapulco aus. Um weiterhin im "The Lux Radio Theatre" aufzutreten, reiste sie regelmäßig in die USA. Im selben Jahr feierte ein weiterer Hollywood-Film mit Lamarr, "My Favorite Spy" (1951, "Spione, Liebe und Feuerwehr"), seine Premiere in Hollywood.
Im Frühjahr 1952 kehrte Lamarr mit ihren Kindern nach Kalifornien zurück und ließ sich von Stauffer scheiden. Wenig später hatte sie auf Anraten ihres Managers ihren ersten Fernsehauftritt in der NBC Show "The Colgate Comedy Hour". In Filmen trat sie von nun an nur noch vereinzelt auf.
Nachdem Lamarr schon 1952 eine längere Reise nach Italien unternommen hatte, reiste sie 1953 erneut dorthin, um als Schauspielerin und Produzentin mehrerer Filme tätig zu sein. Sie kehrte anschließend in die USA zurück und erhielt in diesem Jahr die amerikanische Staatsbürgerschaft. Später lernte Hedy Lamarr den texanischen Öl-Millionär W. Howard Lee kennen, den sie im Dezember heiratete.
Die Schauspielerin zog im darauf folgenden Jahr nach Houston zu Lee, der ihre Kinder adoptierte. Erneut reiste sie nach Italien, um weitere Filme zu produzieren. Der erste Film dieser Italien- Produktionen "L'Amante di Paride" (1954, "Frauen") erschien, der in diesem Jahr ebenfalls dort produzierte Film "L'Eterna Femmina" (1954) wurde nie veröffentlicht.
Nach einer längere Pause erschien der Fantasy-Film "The Story of Mankind" (1957) mit Lamarr in der Hauptrolle, und sie trat in verschiedenen Fernsehshows auf, darunter "Shower of Stars" und "The Perry Como Show". In "Slaughter on Tenth Avenue" (1957, "Drei Schritte vor der Hölle") spielte Hedy Lamarr eine kleinere Rolle, allerdings wurden alle Szenen mit ihr aus dem Film herausgeschnitten. Später begannen die Dreharbeiten zu "The Female Animal" (1958), der Lamarrs letzter Hollywood-Film sein sollte, danach zog sie sich ins Privatleben zurück. Ihre fünfte Ehe mit Lee wurde 1960 geschieden.
1963 heiratete Lamarr den US-amerikanischen Scheidungsanwalt Lewis W. Boies Jr., das Paar trennte sich jedoch bereits im darauffolgenden Jahr wieder. 1965 wurde auch diese Ehe geschieden. Vereinzelt war Lamarr nun noch in Fernsehshows zu sehen, zum Beispiel in der ABC Produktion "Shinding".
Bis zu ihrem Tod am 19. Januar 2000 im Alter von 85 Jahren lebte die verarmte Schauspielerin, Produzentin und Erfinderin Hedy Lamarr zurückgezogen in Orlando, Florida.
Autorin: Romina Dehenauw
Dieser Text wurde im Rahmen des Masterstudiengangs "Filmkultur - Archivierung, Programmierung, Präsentation" erstellt, der von der Goethe-Universität Frankfurt am Main und dem Deutschen Filminstitut gemeinsam angeboten wird.