Darstellerin, Regie, Drehbuch, Kamera, Schnitt, Ton, Sonstiges, Produzent
Mönchengladbach

Biografie

Monika Treut, geboren am 6. April 1954 in Mönchengladbach, absolvierte ihr Abitur an einer staatlichen Mädchenschule und nahm im Anschluss ein Studium der Germanistik und der Politikwissenschaften auf, das sie 1978 mit Staatsexamen abschloss. Bereits während ihres Studiums arbeitete sie ab 1974 (bis 1982) als Mitarbeiterin bei Medienzentren, unter anderem in Marburg, Frankfurt und Berlin: Hier organisierte sie Filmvorführungen und war an der Herstellung von Video-Dokumentationen beteiligt.

1984 promovierte Treut in Marburg mit einer Dissertation über die Frauenbilder bei de Sade und Sacher-Masoch zur Doktorin der Philologie. Im gleichen Jahr gründete sie zudem in Hamburg mit ihrer damaligen Lebensgefährtin, der Regisseurin und Kamerafrau Elfi Mikesch, die Hyäne I/II Filmproduktion. Mikesch übernahm zudem in den folgenden 20 Jahren für fast alle von Treuts Filmen die Kameraarbeit. 

Ein Jahr nach der Firmengründung gab Treut mit dem experimentellen Spielfilm "Verführung: Die grausame Frau", den sie gemeinsam mit Mikesch realisierte, ihr Kinodebüt. Als einer der zentralen Werke des queeren Kinos in Deutschland verhandelt der experimentelle Film weibliche Lust inklusive sado-masochistischer Fantasien und Handlungen und löste vor allem aufgrund seiner von vielen als Provokation verstandenen Infragestellung von Machtverhältnissen und Geschlechterrollen eine Kontroverse aus. Während in Deutschland Publikum und Kritik zwischen Lob und aggressiven Verrissen schwankten, wurde der Film, der durch Leopold von Sacher-Masochs Roman "Venus im Pelz" inspiriert wurde, auf internationalen Festivals positiv aufgenommen.

Nach einer Tätigkeit als Regieassistentin von Werner Schroeter am Schauspielhaus Düsseldorf im Jahr 1987 realisierte Treut mit dem preisgekrönten Drama "Die Jungfrauenmaschine" (1988) ihren zweiten abendfüllenden Spielfilm. Dieser wendete sich durchaus humorvoll gegen die Vorstellung und Konventionen der romantischen Liebe und stellt das selbstbewusste und selbstbestimmte Liebesleben von Frauen in San Francisco in den Mittelpunkt. Wie schon in "Verführung: Die grausame Frau", löste Treut auch in "Die Jungfrauenmaschine" sexuelle Identitäten vielfältig auf und wurde damit zu einer der wegweisenden Pionier*innen des New Queer Cinema, insbesondere des queer-feministischen Kinos. Und auch in den folgenden Jahren bildete die Erkundung der Tiefen und Mehrdeutigkeiten von Geschlecht und die Überwindung repressiver sexueller Moralvorstellungen ein zentrales Thema ihrer Filme.

Nach der ebenfalls preisgekrönten, in New York entstandenen Komödie "My Father Is Coming" (1991) verlegte Treut sich auf den Dokumentarfilm. Auf diesem Gebiet realisierte sie unter dem Banner der 1992 von ihr allein gegründeten "Hyena Films" einige ihrer wichtigsten und teils preisgekrönten dokumentarischen Arbeiten: Im Fokus von "Female Misbehavior" (1992) etwa stehen vier unangepasste Frauen, darunter Annie Sprinkle und Camille Paglia; der 1999 entstandene "Gendernauts – Eine Reise durch die Geschlechter" portraitiert als einer der ersten Filme überhaupt trans* Menschen und die Trans* Bewegung in San Francisco. Hier war Treut nach eigener Aussage durch ihre Lehrtätigkeit am Art Institute in der lesbisch-schwulen und dann genderqueeren Szene heimisch geworden. 2001 entstand "Kriegerin des Lichts" über die international bekannte Künstlerin und Menschenrechtlerin Yvonne Bezerra de Mello und ihre Arbeit mit Straßenkindern in Brasilien, gefolgt von "Den Tigerfrauen wachsen Flügel" aus dem Jahr 2005 über drei Frauengenerationen in Taiwan.

Einen Taiwan-Bezug hatte auch der im Jahr 2009 entstandene "Ghosted" - Treuts erster Spielfilm seit 1991. In dem zwischen Taiwan und Deutschland angesiedelten lesbischen Liebesfilm arbeitete Treut unter anderem mit Elementen traditioneller taiwanesischer Geistergeschichten.  
Auf eine Entdeckungsreise durch die vielfältigen kulinarischen Traditionen Taiwans begab sich Treut 2012 in ihrem Dokumentarfilm "Das Rohe und das Gekochte", der - wie schon mehrere ihrer Filme zuvor - auf der Berlinale uraufgeführt wurde. Anschließend widmete sie sich erneut einem Spielfilmprojekt: Die im ländlichen Nord-Deutschland spielende Low-Budget-Produktion "Von Mädchen und Pferden" (2014) handelte von einer 16-jährigen Schulabbrecherin, die sich während eines Praktikums auf einem Pferdehof in ihre Ausbilderin verliebt.

Mit ihren nächsten beiden Projekten knüpfte Monika Treut danach an zwei ihrer Dokumentarfilme an: Für "Zona Norte" (2016) kehrte sie fünfzehn Jahre nach "Kriegerin des Lichts" nach Rio de Janeiro zurück, um die Entwicklung und Nachhaltigkeit des alternativen Schulprojekts Uerê zu dokumentieren. 2021 wurde auf der Corona-bedingt digitalen Ausgabe der Berlinale "Genderation" uraufgeführt, in dem Treut die in "Gendernauts" portraitierten Pionier*innen der Trans*-Bewegung in San Francisco erneut aufsucht und beleuchtet, wie sich die aggressive Gentrifizierung sowie das politische Klima vor allem unter der Trump-Regierung auf die genderqueere Community von einst ausgewirkt haben.

Neben ihrer Arbeit als Filmemacherin ging und geht Treut vor allem in den USA zahlreichen akademischen Lehrtätigkeiten an Kunstinstituten und Universitäten nach. Im Verlauf ihrer bisherigen Karriere widmeten ihr Filmfestivals in aller Welt, darunter Mexico City, Rio de Janeiro, Sao Paolo, Taipei, Toronto, Cambridge, Helsinki, Hamburg, Prag, Warschau, Athen, Los Angeles und Lissabon, Retrospektiven.

 

FILMOGRAFIE

2022/2023
  • Mitwirkung
2019-2021
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
  • Produzent
2015/2016
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
2013/2014
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
2012
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
2008/2009
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
2004/2005
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
2005
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
2003/2004
  • Regie
  • Drehbuch
2003
  • Mitwirkung
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
  • Ton
  • Produzent
2000/2001
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1998/1999
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1997/1998
  • Regie
  • Drehbuch
  • Interviews
1994
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1994
  • Regie
1992/1993
  • Regie
1992
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1992
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1990/1991
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1991
  • Darsteller
1989
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1989
  • Beratung
1987/1988
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1984/1985
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
  • Kamera-Assistenz
  • Produzent
1983
  • Regie
  • Drehbuch
  • Schnitt
  • Ton
  • Produzent