Mein Falke

Deutschland 2022/2023 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Die forensische Biologin Dr. Inga Ehrenberg kennt sich mit Verfall aus - als Expertin für „Schweiß, Blut, Knochen und Maden“, wie sie jüngst in einer Zeitschrift bezeichnet wurde. Inga erläutert den beeindruckten Kollegen am Rechtsmedizinischen Institut der Universität Wolfsburg in einem kleinen Lichtbildvortrag, dass sie anhand von Fliegeneiern den Todeszeitpunkt eines im Wald aufgefundenen Babys festgestellt hat. In einem weiteren Fall versichert sie den Ermittlern der Kriminalpolizei durch den Nachweis bestimmter Algen im Wasser, dass der Tote nicht am Fundort, einem See, ertrunken ist.

So abgeklärt sie sich im beruflichen Umfeld gibt, auch gegenüber der kritischen Kollegin Dr. med. Valerie Tapiwa, die ihr ein Alkoholproblem anhängen will, so angegriffen fühlt sich Inga im Privatleben nach der abrupten Trennung von ihrem Mann Hanno, der eine neue Beziehung eingegangen ist. Was sie stark an ihr Elternhaus erinnert: Auch ihr Vater Hermann ist einst verlassen worden, weil sich ihre Mutter einem Guru in Indien angeschlossen hat. Hermann hat sich seitdem zu einem grantelnden Eigenbrötler entwickelt, der sich laufend über Gott und die Welt, besonders aber über seine ihn vernachlässigende Tochter Inga beschwert.

Weshalb diese höchst erstaunt ist, als plötzlich mit Charlotte Wendrich eine junge Frau in der Haustür steht und sich als ihre Halbschwester vorstellt. Hermann habe mit seiner Nachbarin, ihrer gerade verstorbenen Mutter Miriam, schon seit vielen Jahren ein Verhältnis gehabt und ihr nun die familiäre Bande eröffnet. Charlotte, die als „Stullenfee“ ein kleines Catering-Unternehmen mit belegten Broten betreibt, freut sich darüber, nicht mehr die einzige Überlebende der Familie zu sein.

Ingas Freude über „Charlies“ Eröffnung hält sich dagegen in engen Grenzen, hat sie doch gerade alle Hände voll zu tun. Zum einen, weil sie dem befreundeten Falkner Lars die Bitte, sich um ein problematisches Jungtier namens Giovanni zu kümmern, nicht abschlagen kann. In Erinnerung an die gemeinsame Vergangenheit in besseren Zeiten mit Hanno: Lars hat sie einst zur Falknerin ausgebildet. Zum anderen, weil der Niederländer Sander de Moor die in einem Massengrab verscharrten Überreste seines Vaters, der im Zweiten Weltkrieg als Zwangsarbeiter bei Volkswagen ums Leben gekommen ist, heimholen will. Inga muss, immerhin moralisch vom Friedhofsgärtner Reno unterstützt, in minutiöser Kleinarbeit die richtigen Knochen aus gut einem Dutzend Skeletten zusammensuchen für die Überführung.

Und dann bleibt immer noch ihr Vater Hermann, der Erbauer etlicher Autobahnkreuze, die er fehlerfrei in allen technischen Einzelheiten herunterbeten kann. Nun aber daran scheitert, vorgestanzte Teile eines Wikingerschiffs aus einem Plastikgitter zu drücken. Er macht ihr ein schlechtes Gewissen und hat nun in Person Charlottes sogar ein Faustpfand in der Hand. Die kann er nicht nur gut leiden, sie hat sich auch um ihn gekümmert. Warum nicht einmal ausprobieren, wie das klingt: „Charlotte, du bist meine Tochter“.

„Mein Falke“, nach „Hanne“ (2019) die zweite Zusammenarbeit zwischen Beate Langmaack und Dominik Graf, ist der erste Film Anne Ratte-Polles mit dem zehnfachen Grimme-Preisträger. In dem sie als Inga gleich im Mittelpunkt steht als eine erfolgreiche, bewusst kinderlos gebliebene Naturwissenschaftlerin, die durch die Begegnung mit Charlie, die das Herz auf der Zunge hat und gewohnt ist, auf Menschen mit Neugier und Offenheit zuzugehen, aus ihrer psychischen Isolation befreit wird. Ingas Angst vor der Einsamkeit hatte sich durch den Freiheitsdrang des jungen Falken noch verstärkt, der sie wie einst Hanno schnöde verlassen hat.

Im Prolog war Dominik Graf zur Abbildung eines Liebespaares aus der mittelalterlichen Manessischen Liederhandschrift aus dem Off zu hören mit einer Strophe aus dem im 12. Jahrhundert von „Der von Kürenberg“ auf Mittelhochdeutsch verfassten berühmten Lied vom Verlust eines gezähmten Falken. Nach gut einhundert Minuten fahren Inga und Charlie auf den Spuren Giovannis gemeinsam nach Rügen…

Das unprätentiös-poetische Stationendrama „Mein Falke“, gedreht im Juli und August 2022 in Wolfsburg und Umgebung sowie an der Rappbode-Talsperre im Harz, ist am 24. November 2023 auf Arte erstausgestrahlt worden.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Regie

Regie-Assistenz

Drehbuch

Kameraführung

Kamera-Assistenz

Farbkorrektur

Standfotos

Kamera-Bühne

Schnitt

Schnitt-Assistenz

Ton-Assistenz

Mischung

Darsteller

in Co-Produktion mit

im Auftrag von

Herstellungsleitung

Produktionsleitung

Produktions-Assistenz

Dreharbeiten

    • 13.07.2022 - 11.08.2022: Wolfsburg und Umgebung
Länge:
105 min
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DE): 01.10.2023, Hamburg, Filmfest

Titel

  • Originaltitel (DE) Mein Falke
  • Weiterer Titel (eng) My Falcon

Fassungen

Original

Länge:
105 min
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DE): 01.10.2023, Hamburg, Filmfest