Die Elenden

Frankreich DDR Italien 1957/1958 Spielfilm

Inhalt

Jean Valjean ist wegen einer Bagatelle zu 19 Jahren Bagno und Aberkennung der bürgerlichen Rechte verurteilt. Nach seiner Entlassung lebt er unter falschem Namen in einer kleinen Stadt, wo er sich vor allem für die Ärmsten der Armen einsetzt. Der Polizeiinspektor Javert kommt allmählich hinter dieses Geheimnis. Valjean befreit das Freudenmädchen Fatime aus dem Gefängnis und geht nach ihrem Tod mit deren Tochter Cosette nach Paris.

Der zweite Teil des Films spielt während der Julirevolution 1830. Valjean und Javert stehen sich bei Barrikadenkämpfen gegenüber. Diesmal ist Javert in der Gewalt Valjeans; dieser schenkt seinem früheren Verfolger jedoch das Leben. Javert, beschämt und voller Unverständnis für diese Geste, nimmt sich das Leben.

 

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Falk Schwarz
Ein Mann gegen seine Zeit
Nach siebenmonatiger Drehzeit, jahrelanger Vorbereitung und einem Massenaufgebot an Darstellern und Komparsen ist es nicht verwunderlich, dass die Beteiligten mit der Übersicht ins Trudeln gerieten. Sie sind zu nah dran, um das Ganze noch mit der nötigen Distanz zu sehen, notwendige Schnitte zu machen. Dieses Riesenepos, das die Geschichte eines Galeerensträflings im Frankreich des 19. Jahrhunderts erzählt, vermischt Abenteuer, Schicksal, Liebe und Krieg und ist eine flammende Anklage gegen das französische Justizsystem jener Zeit. Getragen wird der Film von dem unergründlich schweigsamen Jean Gabin in der Rolle des Jean Valjean. Die Höhen und Tiefen von Valjeans Leben (mehr Tiefen als Höhen) werden breit ausgespielt, der Handlungsfaden sehr zerdehnt, sodass Geduld gefordert ist, um diesem Film bis zu Ende zu folgen. Wobei die ständig eingesetzten Schwarzblenden eher nerven als helfen, den Plot zu verstehen. - Zwei Momente ragen heraus: als Jean dem Bischof das Silber stiehlt und er darauf gefasst wird, rettet der Bischof geistesgegenwärtig die Situation: er schenkt ihm das Silber und obendrein noch seine zwei geliebten Leuchter. Von dieser Großmut ist Jean Valjean so überwältigt, dass sein Leben nun anders wird. Großmut beweist Jean aber auch selber, als er seinen ewigen Verfolger, Kommissar Javert (Bernard Blier), in seine Gewalt bekommt und ihm das Leben schenkt. Warum? "Sie sollten es doch wissen". - Das sind bewegende Momente. Aber der Regisseur wollte das ganz große Rad drehen - Action statt Intimität. Also lieh er sich mit Hilfe der DDR-Volksarmee 2500 Soldaten aus, die die Schlacht von Waterloo nachstellen sollten - einem Aufwand, der im fertigen Film nichts austrägt und nach wenigen Minuten abgehakt ist. Man wollte sich wohl an US-Epen orientieren, in der Oberklasse mitspielen. Dabei scheint der Regisseur gar nicht gemerkt zu haben, dass Gabin durch sein underacting dem Film eine bleierne Schwere auferlegt. So eindrucksvoll Gabins Mienenspiel zunächst wirkt, für eine so lange Strecke sind seine schauspielerischen Möglichkeiten dann doch zu begrenzt. Wenn jemand über drei Stunden seinen Mund nicht auftut, kaum Reaktionen zeigt und das ganze Wutgeheul dem Ekel Thenardier (Bourvil, mit der glänzend disponierten deutschen Stimme von Arnold Marquis) überlässt, dann entsteht Einseitigkeit, die bei übergroßer Länge ermüdet. Die Zusammenarbeit mit der DEFA muss ausserdem hakelig gewesen sein. Von den 98 Namen, die der Abspann des Films nennt, sind ganze elf deutsch. Ein erstaunliches Mißverhältnis für ein gemeinsames Projekt.

Credits

Alle Credits

Assistenz-Regie

Dramaturgie

Kameraführung

Standfotos

Sprecher

Länge:
5653 m, 207 min
Format:
35mm, Totalvision
Bild/Ton:
Agfa Wolfen, Ton
Aufführung:

Uraufführung (FR): 12.03.1958, Paris;
Aufführung (DD): 16.01.1959, Berlin, Colosseum

Titel

  • Originaltitel (IT) I miserabili
  • Originaltitel (DD) Die Elenden
  • Originaltitel (FR) Les misérables

Fassungen

Original

Länge:
5653 m, 207 min
Format:
35mm, Totalvision
Bild/Ton:
Agfa Wolfen, Ton
Aufführung:

Uraufführung (FR): 12.03.1958, Paris;
Aufführung (DD): 16.01.1959, Berlin, Colosseum