Der Pianist

Frankreich Polen Deutschland Großbritannien 2001/2002 Spielfilm

Inhalt

Roman Polanskis vielfach preisgekrönter Film erzählt die wahre Geschichte des polnisch-jüdischen Pianisten Wladyslaw Szpilman, der als junger Mann während der deutschen Naziherrschaft in Polen gegen jede Chance überlebte. Nach Jahren in der Hölle des Warschauer Ghettos (in dem auch Polanski selbst als Kind gefangen war) entgeht er mit großem Glück der Deportation und rettet sich in die verlassenen Ruinen der Stadt. Völlig auf sich allein gestellt kämpft Szpilman in der entvölkerten Metropole Tag für Tag ums Überleben. Allein die Liebe zur Musik und eine schier unbändige Willenskraft halten ihn am Leben. Eines Tages wird der völlig verängstigte Pianist von einem deutschen Offizier entdeckt – doch wider Erwarten liefert der Nazi ihn nicht aus, sondern hilft ihm, sich weiterhin zu verstecken.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Der polnisch-jüdische Klaviervirtuose Wladyslaw Szpilman hat in seinen Memoiren „Das wunderbare Überleben – Warschauer Erinnerungen 1939-1945“, die sein Sohn erst 1989 fand und veröffentlichte, von seiner dramatischen Rettung aus dem Warschauer Ghetto berichtet. Nach dem Einmarsch der Deutschen wurde seine gesamte Familie eingesperrt und nach Auschwitz transportiert, niemand hat das Konzentrationslager überlebt.

Dem Pianisten jedoch war es gelungen, sich im Warschauer Ghetto zu verstecken. Er überlebte dank des Eingreifens eines deutschen Offiziers, der seinerzeit von der Sowjetarmee gefangen genommen wurde und nicht überlebte. Szpilman, der sofort nach Kriegsende seine Konzerttätigkeit im polnischen Rundfunk wieder aufnahm, hatte sich vergeblich um die Rettung seines Retters bemüht.

Ein zutiefst europäischer Stoff also, den Roman Polanski jedoch – trotz aller Ehrungen u.a. in Cannes – in ein Kinoformat presste, wie es sonst nur in Hollywood produziert wird. Und das ist durchaus kritisch gemeint. Denn bei allem aufwendigen Bemühen um Authentizität gibt es Szenen, die den um Wahrheit bemühten Film in die melodramatische US-Kitschecke rücken.

Ein Beispiel: Als der deutsche Hauptmann Wilm Hosenfeld in den Trümmern Warschaus den völlig kraftlosen, hungrigen, gedemütigten, übermüdeten und total verängstigten Szpilman zufällig findet (Frage: Was macht der Offizier mitten im überhasteten Rückzug der Deutschen überhaupt in den Trümmern einer verlassenen Villa?), stellt er ihn auf die Probe: Szpilman soll eine Kostprobe seines Könnens an dem völlig unversehrten Flügel geben. Und dieser spielt im wahren Wortsinn um sein Leben, Chopins Nocturne in cis-moll. Und das in seiner desolaten Verfassung so virtuos, dass von Authentizität nicht gesprochen werden kann.

Dennoch kann man im Hinblick auf Roman Polanskis bisheriges Filmschaffen von einem außergewöhnlich ernsten, glaubwürdigen Streifen zu einem brisanten historischen Thema sprechen. Zumal die polnischen Reaktionen nach der Auszeichnung des Films mit der „Goldenen Palme“ in Cannes nicht ausblieben: Diese historisch verbürgte Rettung sei nur die Tat eines Einzelnen wie die von Hollywood spektakulär verfilmte „Liste“ Oskar Schindlers und könne keineswegs für sich beanspruchen, der Deutschen Wehrmacht in toto einen Humanitäts-Persilschein auszustellen. Was freilich auch nicht intendiert war.

Roman Polanskis „Der Pianist“ schildert in sehr wirklichkeitsnaher Weise, wie vom Zeitzeugen Marcel Reich-Ranicki bestätigt, den Einmarsch der Deutschen in Polen, die sogleich einsetzende Judenverfolgung, die Gründung des Warschauer Ghettos und den blutig niedergeschlagenen Aufstand der Juden in den letzten Kriegstagen. Was freilich fehlt ist der Hinweis auf die Sowjetische Armee, die ganz bewusst nicht eingriff und den Aufstand nicht als ein Signal zum Sturmangriff auf Warschau, der das Blutbad vielleicht verhindert hätte, nutzte.

Der oftmals an der Oberfläche arg glatte, mit 149 Minuten keineswegs zu lange Film, zeichnet sich nicht nur durch großes handwerkliches Können aus. Sondern man merkt ihm die persönliche Betroffenheit des Regisseurs an, der selbst als Kind, von Bauern versteckt, die Ereignisse in Polen hautnah erlebte und als Neunjähriger dem Krakauer Ghetto entkam. Roman Polanskis Mutter starb im Konzentrationslager Auschwitz, sein Vater überlebte Mauthausen.

Die Besetzung ist erstklassig. Die Schauspieler transportieren die Emotionen und verstörenden Bilder hinter einer computeranimierten, häufig recht künstlich wirkenden Pappmache-Kulisse der Babelsberger Studios, wie wir sie aus Steven Spielbergs „Schindlers Liste“ kennen. Dafür ein Beispiel: Auf dem Sammlungsplatz für den Transport nach Auschwitz kauft Szpilmans Vater für sündhaft teures Geld einem fliegenden Händler, selbst noch ein Kind, ein Karamellbonbon ab. Er teilt dieses mit einem Taschenmesser in sechs winzige Teile – ein im wahren Wortsinn letztes Mahl. Denn nur Wladyslaw wird, durch einen Bekannten in der jüdischen Ghetto-Polizei, gerettet...

Pitt Herrmann

Credits

Drehbuch

Schnitt

Darsteller

Alle Credits

Drehbuch

Deutsche Dialoge

Optische Spezialeffekte

Titelgrafik

Storyboard

Kostüm-Entwurf

Frisuren

Schnitt

Darsteller

Co-Produzent

Herstellungsleitung

Associate Producer

Produktionsleitung

Produktions-Koordination

Post-Production

Dreharbeiten

    • 19.02.2001 - 16.06.2001: Warschau und Umgebung, Jüterborg, Beelitz; Studio Babelsberg (Potsdam Babelsberg
Länge:
4074 m, 149 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby DTS
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 16.09.2002, 91729, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (FR): 24.05.2002, Cannes, IFF - Wettbewerb;
Kinostart (DE): 24.10.2002;
TV-Erstsendung: 03.10.2005, ARD;
Aufführung (DE): 17.02.2012, Berlin, IFF

Titel

  • Originaltitel (DE) Der Pianist
  • Weiterer Titel (FR) Le pianiste
  • Weiterer Titel (PL) Pianista
  • Weiterer Titel (GB) The Pianist

Fassungen

Digitalisierte Fassung

Länge:
149 min
Format:
DCP
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 30.10.2023, 91729, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Original

Länge:
4074 m, 149 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby DTS
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 16.09.2002, 91729, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (FR): 24.05.2002, Cannes, IFF - Wettbewerb;
Kinostart (DE): 24.10.2002;
TV-Erstsendung: 03.10.2005, ARD;
Aufführung (DE): 17.02.2012, Berlin, IFF

Auszeichnungen

Academy Award 2003
  • , Bestes adaptiertes Drehbuch
  • Oscar, Bester Hauptdarsteller
  • Oscar, Beste Regie
César 2003
  • , Beste Ausstattung
  • , Beste Musik
  • , Beste Kamera
  • , Beste Regie
  • , Bester Hauptdarsteller
  • Bester Film
Europäischer Filmpreis 2002
  • , Beste Kamera
FBW 2002
  • Prädikat: besonders wertvoll
IFF Cannes 2002
  • Goldene Palme
David di Donatello 2002
  • , Bester ausländischer Film
Polnischer Filmpreis 2002
  • , Beste Kamera
  • , Beste Regie
  • , Bester Film
  • , Bester Ton