1996

15. - 26. Februar
Ein großes Aufgebot internationaler Stars prägt die Berlinale: John Travolta, Julia Roberts, Jodie Foster, Bruce Willis, Jack Lemmon. Der deutsche Wettbewerbsbeitrag "Stille Nacht" von Dani Levy wird von der Jury lobend erwähnt.

19. Februar
Der Deutsche Kinematheksverbund präsentiert in Berlin das Ergebnis einer umfassenden Recherche: eine Deutsche Filmografie, die zunächst einmal die Stammdaten zu 15.000 Spielfilmen aus den Jahren 1896 bis 1995 enthält. Zwei Jahre später werden die Daten in einem größeren Zusammenhang als CD-Rom "Die deutschen Filme" der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

1. März
In München nimmt der FilmFernsehFonds (FFF) Bayern seine Arbeit auf. Er ist mit 45 Millionen DM eine finanziell gut ausgestattete Länderförderung. Er wird von einem Tandem geleitet, einem Politiker und einem Juristen: dem Gründungsdirektor Dr. Herbert Hubert und seinem Stellvertreter Dr. Klaus Schaefer. Ihre Strategien haben Erfolg.

27. März
Der Szenenbildner Alfred Hirschmeier, 65, stirbt in Potsdam. Er war mehr als dreißig Jahre die Nummer 1 bei der DEFA, arbeitete für Kurt Maetzig, Konrad Wolf, Frank Beyer, Lothar Warneke. "Freddy als Maler, als ein Mann von enormer bildnerischer Phantasie und gleichzeitig einem besessenen Detailrealismus, hat uns alle stark motiviert." (Frank Beyer).

17. Mai
50 Jahre DEFA. In Babelsberg findet eine Geburtstagsfeier statt. Die ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Studios trauern, denn viele haben inzwischen ihren Arbeitsplatz verloren.

31. Mai
Vergabe des Deutschen Filmpreises in Berlin. Das Filmband in Gold erhält "Der Totmacher" von Romuald Karmakar. Die Filmbänder in Silber gehen an "Mutters Courage" von Michael Verhoeven und "Schlafes Bruder" von Joseph Vilsmaier. Den Ehrenpreis erhält posthum der Szenenbildner Alfred Hirschmeier.

11. Juni
In Ascona stirbt die Schauspielerin Brigitte Helm, 90. Ihre Karriere dauerte nur zehn Jahre, von 1925 bis 1935, und begann mit einer Doppelrolle (Maria/Maschinen-Maria) in "Metropolis". Sie war der Prototyp des deutschen Vamps. Das erschien ihr zu wenig, aber mehr traute man ihr in den Dreißigern nicht zu. Deshalb hat sie anschließend 60 Jahre privatisiert.

4. Juli
In München wird der Film "Jenseits der Stille" von Caroline Link uraufgeführt. Er porträtiert ein musikalisch hochbegabtes Mädchen, das sich von seinen gehörlosen Eltern emanzipiert. 1997 wird Links Debütfilm für den "Oscar" nominiert.

30. Juli
Die Schauspielerin Magda Schneider, 87, stirbt in Berchtesgaden. Sie geht vor allem mit zwei Rollen in die deutsche Filmgeschichte ein: als Christine in "Liebelei" von Max Ophüls und als Mutter von Romy Schneider.

22. August
Der Autor und Dokumentarist Erwin Leiser, 73, stirbt in Zürich. Ein schwedischer Film machte ihn weltberühmt: "Mein Kampf" (1960), eine dokumentarische Montage über Hitler und das "Dritte Reich". Er lebte in der Schweiz, arbeitete in Deutschland und verstand sich als Aufklärer. Seine Medien waren Texte und Kompilationsfilme.

 

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Hans Helmut Prinzler: Chronik, 1895-2004. In: Wolfgang Jacobsen, Anton Kaes, Hans Helmut Prinzler (Hg.): Geschichte des deutschen Films. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Metzler 2004

© 2004 J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart.