Leutnantsstreiche (1914)

Produktionsfirma
Deutsche Bioscope GmbH (Berlin)
Rechtsstatus
Quelle
Deutsche Kinemathek

Der junge Leutnant Ritter von Kriegerstein führt um seiner Liebe zur Comtesse Leonie von Czernowitz willen, deren Vater und seinen Oberbefehlshaber Fürst von Czernowitz an der Nase herum, indem er vorgibt an zwei Orten gleichzeitig zu sein. Zum einen begleitet er seine Geliebte auf den Hofball, zum anderen hat er am selben Abend die Wache in der Orangerie zu halten. Der 1. Akt endet (laut Zwischentitel) mit dem Erkennen Kriegersteins durch den Oberst Czernowitz, der diesen jedoch auf der Wache vermutet hatte. Erst in Akt 2 wird sich dann (nach der Kurzgeschichtsvorlage zu schließen) das lustige Doppelgängerspiel Kriegersteins entfalten. Die Farce endet mit einem Happy-End, da die kühne Tat und der geständige Kriegerstein die Anerkennung des Oberst Czernowitz gewinnen kann und dieser daraufhin seine Tochter endlich freigibt. Der Inhalt des Filmes von 1914 weist jedoch diverse Diskrepanzen zur literarischen Vorlage der Kurzgeschichte von 1901 auf: Die Charaktere wurden für den Film abgeändert, auch wenn deren festgelegte Beziehungsebenen untereinander bestehen bleiben. So tritt an die Stelle des jungen Offizieres Nikolajeff Andreewitch im Film der Leutnant Ritter von Kriegerstein. Die in der literarischen Vorlage auf zwei Charaktere aufgeteilte Rolle des Opponenten – der befehlshabende Zar Nikolaus I. zum einen, und der Vater der Begehrten Malka Paulowna, Kommandeur Iwanoff, zum anderen – wird im Film von nur einer Figur, der des Oberst von Czernowitz, belegt. Außerdem ist der historische sowie regionale Kontext der Handlung im Film nicht ganz klar, wohingegen die ursprüngliche Kurzgeschichte im Moskau der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts spielt, da als historischer Eckpunkt die Thronbesteigung des Zaren Nikolaus I. Paulowitsch als Handlungsbeginn gegeben wird. Die genannten Abänderungen können als eine aktualisierende Anpassung der Kurzgeschichte von 1901 an den Kontext des Kriegsgeschehens verstanden werden. So lassen sich anhand der Namenswahl der Charaktere Bezüge zum deutschen Reich unter preußischer Regierung herstellen: Der Name ‚Ritter von Kriegerstein’ lässt sich mit dem Mittelalterkult des ausgehenden 19. Jahrhunderts und der damit verbundenen Herrschaftslegitimierung und Heroisierung der preußischen Monarchie in Bezug setzen. Das im Titel des Oberst genannte Czernowitz (Ukraine) gehörte seit 1775 bis 1918 als Landeshauptstadt der Bukowina zur Doppelmonarchie Österreich-Ungarn , und somit zum wichtigsten Verbündeten Kaiser Wilhelms im Weltkrieg. Der Oberst kann als Personifikation des deutschen Reiches, genauer der österreichisch-preußischen Regierung interpretiert werden. Seine gezeigten Tugenden Weisheit, Vernunft und gnädige Milde werden dadurch auf die Monarchien übertragen, womit eine Rechtfertigung und positive Untermalung des von diesen getätigten Entschlusses einhergeht, in den Krieg mit dem restlichen Europa einzutreten.