Hassan Akkouch
Hassan Akkouch wurde 1988 in al-Kharayeb im südlichen Libanon geboren. 1990 flüchtete die Familie als Folge des Bürgerkriegs nach Deutschland und ließ sich in Berlin-Neukölln nieder. Während seiner Schulzeit an einer Neuköllner Realschule gehörte Akkouch nach eigenen Angaben zeitweise einer Jugendgang an. Zugleich entdeckte er als Jugendlicher seine Leidenschaft für das Tanzen. Ab dem Jahr 2000 nahm er regelmäßig Breakdance-Unterricht; seinen ersten professionellen Auftritt hatte er 2001 im Alter von 13 Jahren, als Detlef Soost ihn mit seiner Formation "Blazin Breakers" für die Eröffnung des Forums Neukölln buchte. In den nächsten Jahren absolvierte er verschiedene Auftritte und wirkte in mehreren Tanztheater-Produktionen mit, so zum Beispiel in dem Stück "Scratch Neukölln" am Theater Hebbel am Ufer (2003) und in "Back to the Present" an der Schaubühne (2004).
Parallel dazu waren Akkouch und seine Familie trotz Integration und beruflichem Erfolg mehrfach von Abschiebung bedroht; im April 2003 wurden sie in den Libanon abgeschoben, konnten jedoch nach sechs Wochen nach Deutschland zurückkehren. Als 2006 trotz positiver Empfehlung der Härtefallkommission erneut eine Abschiebung drohte, erschienen mehrere Porträts und Dokumentationen über Akkouch und seine Familie; mit Erfolg, dennoch lebte die Familie fast zwölf Jahre lang "geduldet" in Deutschland. Mittlerweile wurde Hassen Akkouch in München eingebürgert.
In den nächsten Jahren setzte Akkouch seine Tänzerkarriere fort: Ab 2009 war er Mitglied der Dance-Formation Fanatix und trat im Zirkus Magnifico von André Heller auf. Daneben war Akkouch als Tanzlehrer tätig und trainierte beispielsweise mit Jugendlichen der Berliner Rütli-Schule Tanz und Körperhaltung. 2010 war er ein Protagonist des hoch gelobten und international mehrfach preisgekrönten Dokumentarfilms "Neukölln Unlimited", für den die Filmemacher ihn und seine beiden Geschwister Lial und Maradona über mehrere Jahre mit der Kamera begleitet hatten.
Auf Anraten seiner Mutter wandte Akkouch sich neben dem Tanz schließlich auch der Schauspielerei zu. 2011 und 2012 stand er im Ballhaus Naunynstraße in dem Theaterstück "Verrücktes Blut" auf der Bühne. Sein Fernsehdebüt gab er 2011 mit einer Episodenhauptrolle in der Krimireihe "Verbrechen nach Ferdinand von Schirach", als spielsüchtiger Freund einer ermordeten Medizinstudentin.
Im September 2012 begann Akkouch ein Schauspielstudium an der Otto-Falckenberg-Schule in München, das er 2015 abschloss. Während dieser Jahre wirkte Akkouch in Bühnenproduktionen am Berliner Maxim Gorki Theater und den Münchner Kammerspielen mit, und übernahm tragende Rollen in einigen Fernsehproduktionen, darunter vier "Tatort"-Folgen, in denen er stets Tatverdächtige, Dealer oder anderweitig kriminelle Figuren verkörperte.
Nach seinem Abschluss wurde Akkouch zur Spielzeit 2015/16 festes Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiele. Dort sah man ihn unter anderem als Shylock und als dessen Tochter Jessica in einer experimentellen Inszenierung von "Der Kaufmann von Venedig" (2015); in der Uraufführung von Christoph Marthalers "Tiefer Schweb" (2017) spielte er einen erfolgreich eingebürgerten "Vorzeige-Geflüchteten", der einen Schuhplattler tanzt. Im Mai 2017 wurde Akkouch vom Verein zur Förderung der Münchner Kammerspiele mit dem Förderpreis ausgezeichnet.
Sein Debüt in einem Kinospielfilm gab Hassan Akkouch 2016 in der niederländischen Produktion "Layla M.", über eine junge Amsterdamer Muslima, die in den Islamismus abgleitet. Zu seinen weiteren Fernsehrollen gehörten ein Asylbewerber in der Krimireihe "Nachtschicht" (2016) und ein arabischer Prinz in der Luzerner "Tatort"-Folge "Kleine Prinzen" (2016). In der satirischen Serie "Hindafing" (2017) hatte er eine durchgehende Nebenrolle als ehemaliger Krankenpfleger und Asylbewerber.
In Stephan Lacants TV-Drama "Fremde Tochter" (2017) verkörperte er einen 19-jährigen muslimischen Araber, der sich in eine 17-jährige nicht-muslimische Deutsche verliebt, und sich trotz aller Widerstände zu seiner Liebe bekennt. Für diese Rolle erhielt er den Fernsehfilmpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste.
In der zweiten und dritten Staffel der Gangsterserie "4 Blocks" (2018-2019) hatte er eine Hauptrolle als kriminelles Clan-Mitglied; ab Januar 2020 gehörte er als Kriminaloberkommissar Fahri Celik zum festen Ermittlerteam der Krimiserie "WaPo Berlin".
Auf der Kinoleinwand sah man Hassan Akkouch in Sönke Wortmanns "Contra" (2020) als lebensklugen Kindheitsfreund von Nilam Farooqs Hauptfigur; außerdem gehörte er unter anderem zum Ensemble von Ronny Trockers Familiendrama "Der menschliche Faktor" (DE/IT/DK 2020) und Katharina Wolls Tragikomödie "Alle wollen geliebt werden" (2022). Eine Hauptrolle hatte er in Chris Kraus' "15 Jahre" (2023): In dieser Fortsetzung von Kraus' "Vier Minuten" spielte er einen einarmigen Syrer, der die Ausnahmepianistin Jenny (Hannah Herzsprung) dazu überreden kann, mit ihm an einer Talentshow für Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung teilzunehmen.