Regie, Drehbuch
Oberbayern

Biografie

Uli Decker wurde in Oberbayern geboren und wuchs in den 1980er-Jahren in Murnau im bayerischen Alpenvorland auf – eine Umgebung, deren Konservatismus und Katholizismus sie nach eigener Aussage als "erdrückend" empfand und aus der sie von Kindesbeinen an ausbrechen wollte. "Es ist eine Fassade, diese Normalität", erzählte sie 2022 der Süddeutschen Zeitung; ihr Vater habe an Depressionen gelitten.  

Nach dem Abitur ging Decker für ein Jahr nach Brasilien, wo sie bei Bauern im Amazonas-Regenwald lebte – eine überaus prägende Zeit, wie sie der SZ sagte. Zurück in Europa studierte sie spanische und portugiesische Literatur sowie Theater- und Filmwissenschaften am King's College London, der Humboldt-Universität Berlin und der Universidad Complutense Madrid. Neben ihrem Studium arbeitete sie als freiberufliche Journalistin sowie als Schauspielerin und Regieassistentin bei Theater- und Filmproduktionen.  

Von 2004 bis 2006 absolvierte sie ein Masterstudium in Creative Documentary an der Universidad Pompeu Fabra in Barcelona. Sie realisierte Reportagen zur Abholzung des Regenwaldes ("Aufstand am Amazonas", 2009) und zum Alltag brasilianischer Frauen ("Amazons", 2009). Ihr Dokumentarfilm "Kelly" (DE/IT 2017, zusammen mit Felipe Frozza) porträtierte eine brasilianische Transgender-Person, die sich in einem italienischen Urlaubsort mit Prostitution über Wasser hält, aber ihre Träume nicht aufgibt. In dem 19-minütigen Dokumentarfilm "Hassan" begleitete Decker einen 14-jährigen Palästinenser, der in der geteilten Stadt Hebron lebt. Deckers zwischen 2015 und 2020 realisiertes Dokumentarfilmprojekt "Welcome to Loisachtal" schilderte den (durchaus positiven) Umgang der Einwohner von Murnau mit neu zugezogenen Asylbewerbern. Außerdem drehte Decker mehrere Musik- und Bühnenaufzeichnungen.

In ihrem ersten abendfüllenden Kino-Dokumentarfilm befasste Uli Decker sich mit einem überaus persönlichen Thema. Aus dem Nachlass ihres Vaters hatte sie von dessen Geheimnis erfahren, sich heimlich als Frau zu kleiden und zu schminken. Für "Anima – Die Kleider meines Vaters" (2022) ging sie diesem Teil ihrer Familiengeschichte nach, stellte dabei aber auch universelle Fragen nach den Grenzen von Geschlecht, Kleidung und Sexualität. Der Film feierte im Januar 2022 beim Filmfestival Max Ophüls Preis Premiere, wo er als Bester Dokumentarfilm und mit dem Publikumspreis Dokumentarfilm ausgezeichnet wurde. Beim Festival Achtung Berlin erhielt "Anima - Die Kleider meines Vaters" ebenfalls den Preis als Bester Dokumentarfilm sowie den Preis der ökumenischen Jury. Der Kinostart erfolgte im Oktober 2022.