Biografie
Boganim wurde am 17. Juli 1977 in Haifa, Israel, als Tochter einer modern-orthodoxen jüdischen Familie geboren. Als Folge des Libanonkonflikts von 1982 wanderte die Familie 1984 nach Frankreich aus. Boganim studierte Politikwissenschaft und Anthropologie an der Sorbonne in Paris, wo der Filmemacher und Anthropologe Jean Rouch zu ihren Professor*innen gehörte. Anschließend absolvierte sie ein Studium der Soziologie, Philosophie und Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem.
Zurück in Paris, arbeitete sie als Produktions- und Regieassistentin für verschiedene Filmgesellschaften. Schließlich begann sie ein Film- und Regiestudium, zunächst am Institut National Supérieur des Arts du Spectacle in Saint-Gilles (Belgien), dann an der National Film and Television School in London. Dort realisierte sie zwei 35-minütige Dokumentarfilme: "Dust" (UK 2000), über die jiddische Kultur in Odessa, und ihren Abschlussfilm "Mémoires incertaines" (UK 2001), über die Suche nach ihrer familiären Identität und einen mysteriösen Großonkel. Beide Filme wurden auf verschiedenen Festivals, darunter Cannes und Leeds, preisgekrönt.
Boganims erster abendfüllender Film "Odessa, Odessa" (FR 2004) lief auf zahlreichen internationalen Filmfestivals, darunter Sundance und das Forum der Berlinale 2005, wo er mit dem CICAE-Preis ausgezeichnet wurde. Der Dokumentarfilm porträtiert russische Juden, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Odessa geblieben, oder als Exilanten nach Ashdod, Israel, oder in den New Yorker Stadtbezirk Brooklyn gezogen sind.
In den folgenden Jahren realisierte Boganim mehrere kurze Dokumentarfilme. Auch ihr erster abendfüllender Spielfilm "Verwundete Erde" (FR/DE/PL 2011), der im Umfeld der Tschernobyl-Katastrophe 1986 spielt, wurde auf internationalen Festivals gezeigt, so etwa in Venedig, Chicago, München und Tokio. In ihrem Dokumentarfilm "Mizrahim, les oubliés de la Terre Promise" (FR 2021) forschte Boganim den Spuren ihres Vaters nach, der aus Marokko stammte und sich in Israel einer von den amerikanischen Black Panthers inspirierten Bewegung anschloss, die gegen die Diskriminierung arabischer Juden, sogenannter Mizrachim, kämpfte.
Beim Tokio Film Festival stellte Michale Boganim im Oktober 2022 den Spielfilm "Tel Aviv – Beirut" (FR/DE/CY) vor, eine epische, vor dem Hintergrund der Libanonkonflikte angesiedelte Freundschafts- und Familiengeschichte. Der deutsche Kinostart erfolgte im Herbst 2023.