Weitere Namen
Dr. med. Curt Thomalla (Weiterer Name) Curt Robert Viktor Thomalla (Geburtsname)
Regie, Drehbuch, Kamera, Produktionsleitung, Aufnahmeleitung
Friedland in Oberschlesien (heute Korfantów, Polen)

Biografie

Curt Thomalla war einer der bedeutendsten Filmautoren und Kommentatoren von sozialhygienischen Filmen während der Weimarer Republik. Er wurde am 12. Juli 1890 in Friedland in Oberschlesien als Sohn eines Medizinalrates geboren und studierte zunächst Jura, dann Medizin. Während des Ersten Weltkrieges arbeitete er als Facharzt für Neurologie und Psychiatrie an der Städtischen Nervenklinik in Breslau, wo er erste Erfahrungen mit medizinischen Filmen machte. Noch während des Krieges setzte er sich für die Einrichtung eines medizinisch-psychiatrischen Filmarchivs ein.

1919 wurde Thomalla Leiter des Medizinischen Filmarchivs der Kulturabteilung der Universum Film AG. Dieses war noch während des Krieges gegründet worden, um einerseits der deutschen Ärzteschaft im In- und Ausland zu neuem Ansehen zu verhelfen und andererseits, mit Hilfe des Mediums Film die große Zahl von Kriegsverletzten einschließlich der sogenannten "Kriegsneurotiker" für spätere Studienzwecke zu dokumentieren. Zudem diente das Medizinische Filmarchiv zur Herstellung von Propagandafilmen über Hygiene, die u.a. zur Verringerung der Säuglingssterblichkeit und der Zahl der Abtreibungen sowie zur Eindämmung der Prostitution beitragen sollten. Bis Mitte der 1920er Jahre war das Medizinische Filmarchiv eine der ersten und bedeutendsten Produktionsfirmen medizinischer und sozialhygienischer Filme, und Curt Thomalla beeinflusste mit seiner Arbeit nachhaltig die Entwicklung des Genres der Aufklärungsfilme.

1925 beendete er die Arbeit bei der Ufa und betätigte sich fortan als Drehbuchautor, beispielsweise schrieb er die Manuskripte für den "Steinachfilm" (1922), für den Film "Falsche Scham" (1925) oder für den eugenischen Film "Fluch der Vererbung" (1927). Zudem arbeitete er als Leiter der Filmsektion des Reichsausschusses. In dieser Funktion war er maßgeblich an der Organisation nationaler Gesundheitskampagnen beteiligt.

Thomalla verstand sich selbst als Schriftsteller und Filmautor und hatte nur geringe wissenschaftliche Ambitionen. Er sah das Ziel seiner Arbeit in der möglichst effektiven Verbreitung sozialhygienischer und später auch rassenhygienischer Ideen. So wurde er nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im April 1933 "Referent für Volksgesundheit und Volkswohlfahrt" im "Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda". 1938 folgte seine Ernennung zum Oberregierungsrat. In seinem Buch "Gesund sein – Gesund bleiben" (1936) vertrat er die Ideologie der Rassenhygiene und einen rigorosen Antisemitismus.

Curt Thomalla nahm sich am 3. März 1939 gemeinsam mit seiner Sekretärin das Leben. Hintergrund der Tat waren möglicherweise Konflikte mit der politischen Führung.