Manta - Der Film

Deutschland 1991 Spielfilm

Manta – Der Film


A. Pa., film-dienst, Nr. 20, 01.10.1991

Daß die Deutschen Auto-Narren sind, ist keine neue Erkenntnis. Dennoch ist die Auto-Gesellschaft keine uniforme Gesellschaft, die Hierarchie der Werte, streng gegliedert nach Einkommen und Ansehen, wird auch in der Hingabe zum Auto nicht durchbrochen. Nur so konnte der „Manta-Kult“ entstehen, ein emanzipatorischer Akt derer da unten gegen den „Porsche-Kult“ von denen da oben. Nicht von ungefähr wird der Opel Manta auch liebevoll-selbstbewußt der „Maurer-Porsche“ genannt. Darin steckt mehr als die nach dem Muster der Ostfriesenwitze in Umlauf gebrachten Manta-Witze. Keine schlechte Idee, den Manta-Kult für eine komödiantische Kinogeschichte zu nutzen, obwohl der Manta seit drei Jahren nicht mehr gebaut wird; keine Frage auch, daß Peter Timm, der schon mit seinem Film „Go, Trabi go“ (fd 28 751) ein vorwiegend jugendliches Publikum begeistern konnte, auch mit seinem zweiten Auto-Film eine sympathische, passagenweise witzige, dabei milieugetreue Arbeit realisiert hat. Vor allem, er ist der naheliegenden Gefahr entraten, Manta-Witz an Manta-Witz zu reihen und bloß eine filmische Illustration dieser Spezies von Witzen zu liefern. Die sprichwörtlichen Manta-Witze sind in seinem Film eher rar; wenn sie zitiert werden, stehen sie stets in direktem Zusammenhang mit der Handlung.

Erzählt wird eine Traumstory im Milieu des Ruhrpotts: Fred, gerade frischgebackener Besitzer eines Führerscheins, möchte der von ihm angehimmelten Tina mit einem Schickimicki-Wagen imponieren, mit einem Golf GTI, einem ausgesprochenen Flitzer. Aber wie das Leben so spielt, Fred gewinnt beim „Tag der offenen Tür“ eines Autohauses einen Opel Manta und wird fortan seines Lebens nicht mehr froh. Man belästigt ihn mit Manta-Witzchen, beschenkt ihn mit Fuchsschwänzen und diversen Aufklebern, kurz, er wird von einer Welle von Vorurteilen überschwemmt. Noch schlimmer: Tina, die zur Golf GTI-Clique gehört, will plötzlich von ihm nichts mehr wissen und wendet sich Phil zu, einem Fotografen, in dessen GTI sie sich besser aufgehoben fühlt als in Freds „Prolo-Schleuder“. Doch der läßt sich nicht unterkriegen, läßt sich in den Manta-Club aufnehmen und erobert sich auf unkonventionelle Art seine Tina zurück. Dieses Finale ist furios: da zwischen dem Manta-Club und der GTI-Clique eine alte Feindschaft besteht, die gelegentlich in halsbrecherischen Rennen ausgetragen wird, tritt Fred gegen Phil an. Dieses Rennen (Stunt-Koordination und Action-Regie: Francois Doge, ein in 300 Produktionen erfahrener Spezialist) ist eine filmische Delikatesse, die auch international bestehen kann.

Daß Peter Timm, der für seinen Film „Meier“ (fd 25 640) mit dem „Ernst-Lubitsch-Preis“ ausgezeichnet wurde, sein Handwerk versteht, beweist er nicht zuletzt mit der geglückten Integration von professionellen Akteuren und Laiendarstellern. Über 200 Manta-Fahrer und -Fahrerinnen hatten sich als Komparsen zur Produktion gemeldet. Ihre Mitwirkung ist dem Film gut bekommen, sie geben ihm das unverwechselbare Flair, den Manta-Charme. Merke: Was ist der Unterschied zwischen einem GTI-Fahrer und einem Manta-Fahrer? Ein GTI-Fahrer ist blöder als der andere. Bei Manta-Fahrern ist das genau umgekehrt.

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